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Die Sirene anschalten, aufs Gaspedal drücken und dem Polizisten an der Kontrollstation zurufen: „Das ist ein Notfall!“ – mit dieser Taktik haben Drogendealer in Argentinien über acht Monate hinweg Marihuana nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch nach außerhalb geschmuggelt. Von der Stadt Corrientes aus wurde vor allem in die Stadt Santa Fe in den USA und in die Stadt Rosario in Argentinien geschleust. Unter dem Deckmantel eines medizinischen Notfalles riesige Mengen an Marihuana schmuggeln - verwerflich oder Genial? Eines muss man den Drogendealern unserer Zeit lassen – ihre Kreativität ist grenzenlos und sie schrecken vor nichts zurück. | Bild: © n.v.

Die Kreativität der Drogenhändler nimmt zu – argentinische „Drogenambulanzen“

Die Sirene anschalten, aufs Gaspedal drücken und dem Polizisten an der Kontrollstation zurufen: „Das ist ein Notfall!“ – mit dieser Taktik haben Drogendealer in Argentinien über acht Monate hinweg Marihuana nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch nach außerhalb geschmuggelt. Von der Stadt Corrientes aus wurde vor allem in die Stadt Santa Fe in den USA und in die Stadt Rosario in Argentinien geschleust. Unter dem Deckmantel eines medizinischen Notfalles riesige Mengen an Marihuana schmuggeln - verwerflich oder Genial? Eines muss man den Drogendealern unserer Zeit lassen – ihre Kreativität ist grenzenlos und sie schrecken vor nichts zurück. | Bild: © n.v.

Die Sirene anschalten, aufs Gaspedal drücken und dem Polizisten an der Kontrollstation zurufen: „Das ist ein Notfall!“ – mit dieser Taktik haben Drogendealer in Argentinien über acht Monate hinweg Marihuana nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch nach außerhalb geschmuggelt. Von der argentinischen Provinz Corrientes aus wurde die Droge vor allem in die Städte Santa Fe und Rosario in Argentinien geschleust. Unter dem Deckmantel eines medizinischen Notfalles riesige Mengen an Marihuana schmuggeln – verwerflich oder genial? Eines muss man den Drogendealern unserer Zeit lassen – ihre Kreativität ist grenzenlos und sie schrecken vor nichts zurück.1

Am 12. April 2018 hatte man nach einer acht-monatigen Ermittlung feststellen können, dass verschiedene Ambulanzfahrer regelmäßige Lieferungen in die Städte Santa Fe und Rosario machten. In einem angehaltenen Fahrzeug fand man nicht nur eine vorgetäuschte Patientin, sondern auch 400 Kilogramm Marihuana, gut versteckt in einem verschlossenen Fach im Auto. Das Fahrzeug hatte sich zuvor in die Warteschlange der Autos an der Kontrollzone eingereiht. Der Krankenwagen hatte weder die Sirene angeschaltet, noch signalisiert, dass sich eine Patientin im Inneren des Wagens aufhält. „Wir fahren nach Buenos Aires”, antworteten die Fahrer auf die Frage, wohin sie die Kranke bringen würden. Die Kontrolle fand an der Brücke „General Belgrano” zwischen den Städten Corrientes und Chaco statt – fast 1000 Kilometer von seinem genannten Zielort entfernt. Der Krankenwagen müsste knappe zehn Stunden fahren, um in der Notfallaufnahme in Buenos Aires anzukommen und seine Patientin dort zu lassen. Das weckte die Aufmerksamkeit der Kontrolleure. Das Fahrzeug wurde herausgewunken und bei der Durchsuchung wurde das Rauschmittel gefunden. Später stellte sich heraus, dass genau dieser Krankenwagen schon mehrere Lieferungen über verschiedenste Routen nach Santa Fe und Rosario brachte.2 Oftmals geben sich die Drogendealer, wie im gerade geschilderten Fall, sowohl als Fahrer als auch als Patienten aus. Dies ist kein Einzelfall. Am 24. Mai wurden beispielsweise in der Provinz Formosa in einem Krankenwagen 85 Kilogramm Marihuana entdeckt. Sowohl die „Sanitäter“ als auch die „Patientin“ wurden nach dem Fund sofort festgenommen. Diese beiden Fälle wurden innerhalb  von 40 Tagen registriert. Ein Schock, wenn man bedenkt, dass es in der Vergangenheit zwar zu ähnlichen Vorkommnissen kam, diese sich aber seit 2014 auf maximal fünf bis zehn Stück beschränkten.34

Laut “La Nación” gab es 2016 viele ähnliche Fälle: Unter anderem deckte man ein paraguayisches Drogenkartell auf, welches über fünf Monate hinweg in Ambulanzen Drogen zwischen Argentinien und Paraguay hin und her transportierte. Die Grenzsituation Argentiniens spielt den Schmugglern dabei in die Karten. Unzählige Routen ermöglichen es den Kriminellen, ihre Verbrechen fortzuführen. Allein von Paraguay nach Argentinien gibt es 37 Grenzüberquerungen, von denen jedoch nur ein Bruchteil kontrolliert wird.5 In Buenos Aires ist man sich derweil sicher, dass mithilfe von Krankenwägen Marihuana sogar direkt den Käufern nach Hause geliefert wurde.1

Drogenhändler suchen immer wieder nach neuen Wegen, ihren Handel heimlich durchzuführen. In den Fällen der „argentinischen Drogen-Krankenwägen“ haben die Händler eine Methode gefunden, um von Kontrolleuren nicht gestoppt zu werden – vor allem wenn es darum geht, eine Grenze zu einem der Nachbarländer zu überqueren. Keiner der Kontrolleure möchte das Leben eines Menschen, den er im Inneren des Krankenwagens vermutet, aufs Spiel setzen und lässt die Fahrzeuge deshalb unkontrolliert passieren. Desweiteren ziehen kriminelle Organisationen einen Vorteil daraus, richtig ausgebildete Sanitäter mit in ihr Geschäft hineinzuziehen, da diese viel weniger Aufmerksamkeit erregen. Sie kennen eventuell bereits Kontrolleure und wissen, wie man sich richtig zu verhalten hat, um nicht aufzufallen.

Drogendealer überall auf der Welt haben bereits anderweitig ihre Kreativität unter Beweis gestellt: Russische Botschafter schmuggelten im Februar Drogen in ihrem Handgepäck mit6, extra angelegte Tunnel in Mexiko werden für den Transport des Rauschgiftes genutzt, um Ländergrenzen zu umgehen, oder die Drogen werden in Drohnen oder Kanonen versteckt. In Kolumbien oder Ecuador verschiffen die Drogenkartelle Marihuana in Bananenkisten nach Europa und in die USA. Auch innerhalb der Länder gibt es neue Methoden, die Drogen an den Mann zu bringen. In Mexiko-Stadt zum Beispiel liefern verschiedene Drogengangs das Betäubungsmittel mithilfe von UberEATS, einem Essenslieferanten des großen Uber-Unternehmens, den Käufern direkt nach Hause.1

Bereits seit Jahren dient Argentinien den Kartellen als Transitstaat für den Drogenhandel. Kokain wird durch das Land nach Europa, Heroin wird in die USA und die Medikamente Ephedrin und Pseudoephedrin nach Mexiko geschmuggelt. Geldwäsche, besonders in der Tri-Border Area und staatliche Korruption sind dabei folgenschwere Nebenwirkungen.7 Wie auch in anderen Ländern haben kriminelle Machenschaften vor allem Gewalt zur Folge. Seitdem argentinische Gruppen sich am illegalen Drogenhandel beteiligen, ist auch die Kriminalität in den Grenzregionen deutlich gestiegen. Den Angaben eines argentinischen Anwaltes aus Salta zufolge muss dieser rund 10.000 Fälle bearbeiten, die mit Drogengeschäften in Verbindung stehen. Besonders alarmierend ist auch der rege Verkauf von Drogen innerhalb des Landes – die Nachfrage steigt jedes Jahr weiter an. Zu Beginn galt Kokain als  die Droge der Armen. Doch mittlerweile konsumieren sämtliche Gesellschafts- und Altersschichten. Der Zugang zu Kokain ist nämlich bedeutend leichter als in den benachbarten Staaten.89

  1. InSightCrime: Argentina’s new drug trafficking innovation: „Narco Ambulances“; Artikel vom 05.06.2018 [] [] []
  2. La Nación: Traficantes de Marihuana utilizan ambulancis para ocultar sus cargamentos; Artikel vom 02.06.2018 []
  3. Clarín Policiales: Cayó una „narco ambulancia“ que llevaba 400 kilos de marihuana; Artikel vom 12.04.2018 []
  4. T13: La “ambulancia narco” que llevaba 400 kilos de marihuana en Argentina []
  5. InSightCrime: Breaking Down Argentina’s drug trade; Artikel vom 29.11.2013 []
  6. Infobae: Hallarón más de 80 kilos de marihuana en una ambulancia del gobierno formoseno que trasladaba a una nena; Artikel vom 23.05.2018 https://www.infobae.com/sociedad/policiales/2018/05/23/hallaron-mas-de-80-kilos-de-marihuana-en-una-ambulancia-del-gobierno-formoseno-que-trasladaba-a-una-nena/ []
  7. Indexmundi: Argentina Illicit Drugs; Stand: 06.06.2018 []
  8. KAS: Länderbericht: Argentinien im Rausch; Stand: 06.06.2018 []
  9. NYTimes: Once just a stopover for drug traffickers, argentina has now become a destination; Artikel vom 07.07.2012 []

2 Gedanken zu „Die Kreativität der Drogenhändler nimmt zu – argentinische „Drogenambulanzen““

  1. Hallo Kathi,

    Santa Fe ist nicht in den USA, sondern das ist eine Provinz in Argentinien. Dort liegt die Hauptstadt Rosario. Es wäre auch ein bisschen weit, mit dem Krankenwagen nach Santa Fe (Mexico, Grenzstadt zu USA) zu fahren.

    viele grüße

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