Mexiko: Tonnenschwerer Drogenfund unterstreicht die fatale Schlüsselrolle des Landes auch im Crystal Meth Handel

Vor Kurzem gelang einer Einheit des mexikanischen Militärs im Dschungel während einer Razzia eine spektakuläre Entdeckung. Nicht nur Ausrüstung und Produktionsanlagen eines illegalen Drogenlabors vielen ihnen dabei in die Hände. Es ist die beträchtliche Menge von 50 Tonnen Methamphetamin (Crystal-Meth), welche in den letzten Tagen international für viel Aufmerksamkeit sorgte. Der Fund einer solch gewaltigen Menge an nur einem Standort beweist erneut die Produktionseffizienz der mexikanischen Drogenkartelle. Noch mehr unterstreicht er aber die zunehmende Bedeutung des Landes im weltweiten Crystal-Meth Handel.1

Das Labor gehört zu einem Netzwerk von Drogen-Einrichtungen im Urwald des Bezirks Sinaloa. Sinaloa, das steht nicht nur für einen Bundesstaat an der Westküste Mexikos, sondern insbesondere für das berüchtigte „Sinaloa-Kartell“. Es erlangte Bekanntheit als größte Verbrecherorganisation der Welt – hauptsächlich durch den ehemaligen Vorstand Chapo Joaquín Guzmán. Es ist hinlänglich bekannt, dass das Kartell für einen Großteil der Drogenproduktion des Landes verantwortlich ist. Der Fund der 50 Tonnen Methamphetamin weist jedoch lediglich auf eine „Produkterweiterung“ hin. So lag die Hauptproduktion in der Vergangenheit insbesondere im Bereich von Marihuana, Kokain und Heroin. Neben dem Verkauf seiner Produkte finanziert sich das Kartell insbesondere durch Menschen- und Waffenhandel – mit fatalen Folgen für die Sicherheit und Stabilität des Landes.2

Mexiko ist für den Drogenhandel auf beiden amerikanischen Kontinenten von zentraler Bedeutung. So ist es neben Produktionsstandort auch ein wichtiges Transitland für illegale Geschäfte zwischen Südamerika und dem Norden. In den letzten Jahrzehnten sind neben diesen günstigen geopolitischen Faktoren insbesondere staatszersetzende Faktoren der Grund für den Machtzugewinn krimineller Klans.  Der Kampf der mexikanischen Regierung gegen diese Gruppierungen dauert bereits 12 Jahre an – mit einer bitteren Bilanz. Es sind Erfolge wie der 50 Tonnen-Fund, welche für die scheinbare Wirksamkeit des Einsatzes sprechen. Dennoch sind bis heute bereits ca. 200000 Todesopfer zu beklagen. Inzwischen ist das Land in einer zunehmend eskalierenden Gewaltspirale gefangen. Allein im ersten Halbjahr 2017 starben 12000 Menschen. Demnach findet auf den Tag gerechnet alle 20 Minuten eine Exekution statt.31

Gründe für die Intensivierung des Drogenkrieges sind vielseitig. Neben der gesellschaftlichen Desensibilisierung gegenüber Gewalt spielt auch der Drogenerlös eine Rolle. Hohe Einnahmen erlauben dabei Investitionen in bessere Waffen, was wiederum zu brutaleren Auseinandersetzungen führt. Für die Höhe des Umsatzes sind die gefundenen 50 Tonnen ein gutes Beispiel. An der amerikanischen Grenze bekommt man für ein Pfund Methamphetamin 5000 US-Dollar. Das ergibt hochgerechnet einen Betrag von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar, nur für dieses eine Depot. Durch derartige Erlöse gelingt es der Drogenmafia sogar ganze korrupte Armee-Einheiten anzuwerben. Weitere großflächige Bestechungen ermöglichen es den Klans, ihre Gebiete wie kleine Staaten zu organisieren. Damit gelten dort zukünftig auch deren Gesetze. Wer damit nicht einverstanden ist, wird vertrieben oder zum Schweigen gebracht.45

Für viele vertriebene Mexikaner erscheint der Weg in die USA die einzig sinnvolle Perspektive für die Zukunft zu sein. So nehmen sie beiläufig dieselbe Route, für die auch das Crystal Meth vorgesehen ist.

Im Drogenhandel bestimmt wie so oft die Nachfrage das Angebot. Die Vertriebenen finden sich im Land derer wieder, welche für ihre Lage mitverantwortlich sind. Sowohl die Produktion und der Handel als auch der Konsum fordern zunehmend Todesopfer. Eine gezielte partnerschaftliche Zusammenarbeit beider Länder könnte Veränderung bringen. Doch eine solche findet kaum statt.6

  1. RTÉ: Mexico seizes record 50 tonnes of methamphetamine; Artikel vom 18.01.2018 [] []
  2. Welt: Das Sinaloa-Kartell; Artikel vom 20.01.2017 []
  3. Süddeutsche Zeitung: „Alles total außer Kontrolle“; Artikel vom 19.08.2017 []
  4. Pop culture: Mexico Seizes Document 50 Tons Of Meth From Superlab; Artikel vom 18.08.2018 []
  5. Deutschlandfunk: Immer mehr Tote im Drogenkrieg; Artikel vom 23.12.2017 []
  6. Council on Hemispheric Affairs: The Opioid Crisis in America and Mexico; Artikel vom 01.08.2017 []

Über Lukas / earthlink

Ich bin Student und bin grade dabei meinen Bachelor in Politikwissenschaft und Soziologie abzuschließen. Während meines Studiums habe ich ein Semester im Ausland verbracht. Währenddessen habe ich mich aktiv mit Peace and Conflict studies beschäftigt. Um mich in diesem Kontext noch weiter zu informieren und selbst aktiv zu werden, habe ich mich für ein Praktikum bei earthlink entschieden.
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