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Die afrikanische Heroinküste ist die neue Ausweichroute für den Handel mit afghanischen Drogen

In den letzten Jahren hat die afghanische Drogenproduktion immer weiter zugenommen. Tonnenweise Heroin wartet darauf, in profitable Absatzmärkte wie Europa oder Nordamerika gebracht zu werden – doch seit die alten Schmugglerrouten durch massive Kontrollen beinahe unpassierbar geworden sind, gilt es neue Wege zu finden, um das milliardenschwere Geschäft in Gang zu halten. Einer dieser neuen Wege führt nach Süden – genauer gesagt nach Ostafrika über den indischen Ozean. Die betroffenen Länder dort sind zu schwach, um ihre Seegebiete zu überwachen, was ideal für eine reibungslose Verschiffung ist. Außerdem sind die Staaten recht instabil und bieten gute Voraussetzungen, um von Drogennetzwerken unterwandert werden zu können. Das ist wiederum eine wichtige Bedingung dafür, dass der weitere Schmuggel über Land gesichert ist und zusätzlich der Absatzmarkt im Inland weiter ausgebaut werden kann. Seit Jahrzenten versucht die internationale Gemeinschaft in Ostafrika Stabilität durch Entwicklung und Fortschritt herzustellen –allen Bemühungen zum Trotz, droht die ganze Region nun auf den Abgrund zuzusteuern. 1)

Doch wie genau sieht die neue Strategie der Schmugglernetzwerke aus? Denn von den afghanischen Drogenproduktionsorten bis zu den Absatzmärkten ist es ein weiter Weg. Damit die tonnenschweren Lieferungen überhaupt den indischen Ozean überqueren können, ist die Kontrolle der iranischen und pakistanischen Nachbarhäfen eine wichtige Voraussetzung – und diese ist gegeben. Nach der Einschiffung wird die heiße Ware anschließend mit kleinen Booten in Richtung der ostafrikanischen Küstengewässer bewegt. Wenn nicht gleich für Schmuggler sichere Häfen angesteuert werden, wird die Ware von lokalen Kontaktpersonen noch auf See übernommen und an Land für den weiteren Weg vorbereitet. Dieser führt weiter Richtung Süden – das Ziel ist Südafrika mit seinen großen Containerhäfen. Natürlich besteht auch dort seit langem ein Netzwerk korrupter Hafenarbeiter, welches gewährleistet, dass eine reibungslose Verschiffung in die reichen Konsumländer Europas und Nordamerikas möglich ist. 1) 2)

Längst hat die Transitrolle für die betroffen Staaten Spuren hinterlassen – die Rede ist neben Südafrika insbesondere von Ländern wie Somalia, Tansania und Mosambik. Nicht nur die Häfen dort sind schon längst unter Kontrolle krimineller Drogenclans. Auch immer mehr Akteure in politischen Führungspositionen, wollen mit am profitablen Geschäft verdienen – und es wird immer lukrativer. Schon jetzt liegt das jährliche Gewicht der eingeführten Ware bei schätzungsweise bis zu 40 Tonnen Heroin – eine Lieferung liegt zwischen 100 bis 1000 Kilogramm. Circa fünf Tonnen werden gleich in den Transitländern verkauft. So steigt auch der Konsum vor Ort immer weiter an – mit dramatischen Folgen für die betroffenen Gesellschaftsschichten. Zählt man die Zahl der Abhängigen in Südafrika, Kenia und Tansania zusammen, kommt man auf fast 200,000 – und es werden immer mehr. Wenn die perspektivlosen Menschen nicht selbst den Drogen verfallen, ist die Wahrscheinlichkeit mittlerweile groß, dass sie sich den neu entstandenen Clans anschließen. Da deren gegenseitige Konkurrenz mit dem ansteigenden Markt immer weiter ansteigt, eskalieren die Kriege zwischen den Gangs zusehends, denn für die Gewinner von ihnen blüht eine goldene Zukunft. Um auch auf politischer Ebene mitreden zu können, wird aus den Einnahmen des Drogengeschäfts nicht nur in Waffen und Ausrüstung investiert, sondern ebenfalls in Parteienfinanzierung und Bestechung. 2) 3)

Die größte Herausforderung für nationale und internationale Sicherheitskräfte, etwas gegen den Handel zu unternehmen, liegt vor allem in der Weitläufigkeit des ostafrikanischen Küstenstreifens. Doch längst hat die Weltgemeinschaft erkannt, welche Gefahr von einem durch Drogenkriminalität zersetzten Ostafrika ausgehen kann. Ein intervenierender Akteur vor Ort ist die britische National Crime Agency, welche neben Küstenpatrouillen und Hafenkontrollen auch das Personal betroffener Länder in der Schmugglerbekämpfung ausbildet – bezahlt wird sie von Entwicklungsgeldern. Da die Piratengefahr vor Somalia langsam abnimmt, können sich auch Einheiten der dortigen Mission an der Schmugglerbekämpfung vermehrt beteiligen.  Erst vor kurzem konnten zwei Schmuggler auf ihrem Weg nach Südafrika festgenommen werden – der Wert ihrer Waren betrug 50 Millionen Dollar. 1) 4)

Eine weitere Festsetzung der Drogenkartelle in der instabilen Region muss unbedingt verhindert werden. Denn eine eigene ostafrikanische Drogenindustrie ist aktuell bereits auf dem Vormarsch und stellt vor allem billige Mixprodukte aus Heroin her. Unglücklicherweise können aktuell kaum höhere Führungspersönlichkeiten der Drogenszene festgenommen werden, was zumindest die rapide Ausbreitung etwas verlangsamen könnte. Die betroffenen Länder brauchen einfach mehr internationale Unterstützung und Know-how, um einen verstärkten Küstenschutz einsetzen zu können und der Unterwanderung ihrer Regierungssysteme entgegenzutreten. Der afrikanische Kontinent wurde in seiner Geschichte bereits genug ausgebeutet –jetzt gilt es jegliche Faktoren, die Gewalt, Unsicherheit und Kriminalität fördern, gemeinsam zu bekämpfen. 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. ippmedia: Tanzania discovers new drug trafficking route from Asia; Artikel vom 25.08.2018
  2. mg.co.za: East Africa’s heroin coast; Artikel vom 04.07.2018
  3. theeastafrican: How crooks smuggle heroin to Europe; Artikel vom 11.07.2018
  4. dailymaverick: From Afghanistan to Africa: Heroin trafficking in East Africa and the Indian Ocean; Artikel vom 21.06.2016
  5. iol: Ports a conduit for drug smugglers; Artikel vom 17.08.2018

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