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Anfang dieses Monats wurde eine kolumbianische Maßnahme gegen den Drogenschmuggel unter dem Namen „Operation Armor“ gestartet. Eine Einheit, die aus drei Bereichen (Pacific Naval Force, Caribbean Naval Force, Pacific Naval Aviation Group) gebildet wurde, künftig soll die Grenze zu Panama überwachen und somit Schmugglern das Werk legen. | Bild: © n.v.

Kolumbianische Regierung kann Kokabauern keine sinnvollen Alternativen bieten

Anfang dieses Monats wurde eine kolumbianische Maßnahme gegen den Drogenschmuggel unter dem Namen „Operation Armor“ gestartet. Eine Einheit, die aus drei Bereichen (Pacific Naval Force, Caribbean Naval Force, Pacific Naval Aviation Group) gebildet wurde, künftig soll die Grenze zu Panama überwachen und somit Schmugglern das Werk legen. | Bild: © n.v.

Anfang dieses Monats wurde eine kolumbianische Maßnahme gegen den Drogenschmuggel unter dem Namen „Operation Armor“ gestartet. Eine Einheit, die aus drei Bereichen (Pacific Naval Force, Caribbean Naval Force, Pacific Naval Aviation Group) gebildet wurde, soll künftig die Grenze zu Panama überwachen und somit Schmugglern das Handwerk legen.1

Um die illegalen Machenschaften einzudämmen, versucht die kolumbianische Regierung mithilfe von aktiven Militär- und Polizeieingriffen mehr Ordnung zu schaffen. Begutachtet man die bisherigen Erfolge, wurde der sogenannte Clan del Golfo zurückgedrängt und eines der bisher größten Drogenlabore in Narino, welches im Südwesten von Kolumbien liegt, erfolgreich zerstört. “Strengthening international cooperation is one of the most important tools against this transnational crime. “ Das Drogenproblem ist mittlerweile länderübergreifend und kann nicht mehr alleine bekämpft werden.2

Der Handel mit Kokain hat mehrere Ursprünge, zu denen Kolumbien, Peru und Bolivien gehören. Koka galt im Inkareich als „heiliges Blatt“.  Bis heute werden die Kokablätter gekaut, da sie in vielen Gesellschaften Lateinamerikas zum Alltag und zu religiösen Handlungen dazugehören. Zudem werden die Blätter der Pflanze auch für Tees verwendet. Der Anbau wird überwiegend an abgeschotteten Orten betrieben, wo der Staat nur schwer eingreifen kann. Das UNODC gibt an, dass 2016 106,000 kolumbianische Bauernfamilien, die auch bekannt sind als die Kokabauern, von dem Anbau der Droge abhängig waren. 34

«Stell Dir vor, Du hättest eine Farm, und plötzlich taucht die Polizei auf und will sie Dir wegnehmen. Klar, Du baust Kokasträucher an, das ist illegal. Aber wie sonst willst Du Deine Familie ernähren? Als Kampfmaschine bei den Aufständischen etwa? Oder in den Smaragdminen, wo sich keiner ohne Waffe hin traut?»5

Diese Frage stellen sich wahrscheinlich sehr viele Kokabauern in Kolumbien, die in einem fortlaufenden Kreislauf der Furcht leben. Erwischt zu werden oder zu leben, lautet die Devise. Dass Drogenbosse und Kriminelle darin den Trieb gefunden haben, in solchen Armutsländern Kokain anzubauen zeigt sich bereits an dem stetigen Wachstum des Drogenhandels. Verglichen zu 2017 ist der Kokaanbau 17 Prozent größer als im Jahr zuvor. Betrachtet man zunächst die Hintergründe des Kokaanbaus, muss man feststellen, dass ein Großteil der Bauern oder cocaleros keine andere Alternative hat, als diese Pflanze anzubauen. Die Plantagen werden strengstens bewacht von den lokalen Drogenschmugglerclans. Der Anbau von anderen Pflanzenarten sowie die Umstellung auf legale Anbaukulturen (Kaffee, Kakaobohnen) stellen sich als sehr kostspielig heraus. Das Geld, das aus den cashcrops gewonnen wird, ist für die meisten Bauern und Landsleute nicht genug, um ihrer Familie ein normales Leben zu ermöglichen. Situationen wie diese führen teilweise dazu, dass bereits 12 Prozent der Schüler einer 12. Klasse Kokain konsumieren, welches als normal erachtet wird.63 7

Obwohl die Regierung versucht, Alternativen anzubieten, können diese nur schwer realisiert werden. Luz María Ceromeca, eine Bäuerin auf der Insel Río Caquetá, wagte den Versuch auf legale Anbauprodukte umzustellen, scheiterte jedoch an einem zu geringen Einkommen. Wenn die Mittel ausgehen und die Regierung nicht weiterhelfen kann, dann muss das Leben trotzdem weitergehen. Leben bedeutet in dem Sinne, zwei Dollar am Tag zu verdienen durch die Produktion von sechs Kilo Kokain im Jahr. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die cocaleros dadurch im Jahr 2013 420 Millionen Dollar erwirtschaftet.8 910

Die Geldsumme erscheint sehr hoch, aber wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen die Bauern gezwungen werden Koka anzubauen, kann man ihnen noch vorwerfen, so zu handeln? Anstelle sie mit Polizei und Präventionsmaßnahmen des Militärs zurückzudrängen, sollte die Regierung einen realisierbaren Weg finden. Koexistenz und Kooperation sollten hier die Stichwörter sein, damit ein menschenwürdiges Leben garantiert werden kann. Dann müsste man die Kokabauern auch nicht mehr mit der Droge verbinden.

  1. Diàlogo: Colombia Launches Operation Close Narcotrafficking Routes; 1.10.18 []
  2. Diàlogo: Colombian Army Destroys Cocaine Mega Lab in Nariño; 11.10.18 []
  3. Colombia Reports: Colombia’s Drug Trade; 24.07.18 [] []
  4. GIZ: Drugs and Development in Latin America; September 2001 []
  5. Neue Zürcher Zeitung: Kolumbiens übermenschlicher Wille, zu überleben; 05.10.18 []
  6. Modern Farmer: Colombia’s Coca Production Is Growing, Despite Efforts; 01.10.18 []
  7. Frankfurter Allgemeine: Kolumbien geht Koksern an den Kragen; 02.10.18 []
  8. The New York Times: Colombia’s Coca Acreage for Cocaine Production at All-Time High; 20.09.18 []
  9. Zeit Online: Kommando Koks; 12.02.13 []
  10. Frankfurter Rundschau: Kolumbien hängt am Kokain; nicht mehr verfügbar []

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