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Verlorener Drogenkrieg in Lateinamerika

| Bild: © n.v.

Gewalt im Zusammenhang mit dem Drogenhandel und erhöhter Drogenmissbrauch haben in diesem Jahr wieder zahllose Opfer in Lateinamerika gefordert. Dies stellt die regionale Anti-Drogen-Politik erneut in Frage und entfacht die Debatte über die Legalisierung von Drogen aufs Neue.

In Mexiko sind seit Amtsantritt von Felipe Calderon im Jahr 2006 über 45.000 Menschen ums Leben gekommen. In Kolumbien sind die Zahlen für die Produktion von Kokain zwar zurückgegangen, die Zahl der Ermordungen im Zusammenhang mit Drogenhandel jedoch angestiegen. Laut Polizeiangaben waren fast 50 Prozent der Morde im Jahr 2010 auf Gangs zurückzuführen, die in den Drogenhandel verwickelt waren. Zusätzlich finanzieren sich weiterhin Guerilla-Gruppierungen, wie die kolumbianische FARC oder die peruanischen Shining Path Rebellen, durch den Drogenhandel. In Armutsvierteln in ganz Lateinamerika werden blutige Kämpfe ausgetragen, um an die beliebten Nebenprodukte von Kokain, wie „paco“ und „bazuco“ zu gelangen.

„Der Drogenhandel ist zu einem der größten, globalen Probleme geworden, der Millionen von Menschen bedroht,“ so Louise Arbour, ehemalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte. Im Juni veröffentlichte eine UN-Kommission für Drogenpolitik einen Bericht, in dem sie empfahl, die weltweite Drogenpolitik nochmals gründlich zu überdenken. Diese Kommission bestand u.a. aus Louise Arbour, namhaften Ex-Präsidenten Lateinamerikas und dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan. Neben der Feststellung, dass der weltweite Drogenkrieg ein Misserfolg gewesen sei, forderte der Bericht ein Ende „der Kriminalisierung, Marginalisierung und Stigmatisierung von Menschen, die Drogen konsumieren, jedoch niemand anderem Schaden zufügen.“ Schätzungen zufolge gibt es weltweit ca. 250 Millionen Menschen, die Drogen nehmen. „Wir können sie nicht alle wie Kriminelle behandeln,“ so weiter in dem Bericht. Zusätzlich wird den Regierungen empfohlen, Drogen – vor allem Marihuana –  zu regulieren bzw. zu legalisieren, um so den Kartellen die Profite zu entziehen. Anwälte warnen jedoch davor, Drogen zu entkriminalisieren, da dies keinen nachhaltigen Einfluss auf deren Konsum habe.

Experten haben derzeit wenig Hoffnung, dass sich in näherer Zukunft etwas an der Drogenproblematik ändert. Vor allem das Fehlen des politischen Willens in den Vereinigten Staaten wird in diesem Zusammenhang genannt. Knapp 36 Prozent des weltweiten Kokainkonsums fallen auf die USA. „Es besteht kein Interesse daran, dies voranzutreiben, obwohl schon längst Konsens darüber besteht, dass der derzeitige Lösungsansatz nicht funktioniert,“ so Michael Shifter, Präsident der Organisation Inter-American Dialogue, die sich u.a. mit der Analyse amerikanischer Politik befasst. „Es stehen Wahlen an. Deswegen wagt es niemand. sich mit dieser sensiblen Angelegenheit zu befassen,“ fügt Shifter hinzu.

Link zum Artikel (Englisch)

 

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