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Drogen- und Suchtbericht 2012: Internetsucht und Spielautomaten überholen die herkömmlichen Drogen

| Bild: © n.v.

Nicht Substanzen wie Cannabis, Heroin oder Kokain führen die Liste des aktuellen deutschen Drogen- und Suchtberichtes an, sondern die so genannte Internetsucht, dicht gefolgt von der krankhaften Spielsucht, speziell in Bezug auf Spielautomaten.

Gerade Jugendliche und junge Erwachsene verbringen krankhaft viel Zeit vor dem Computer, sei es in sozialen Netzwerken, Computerspielen oder generell im Internet. Nach Angaben des Berichts sind 250.000 Personen zwischen 14 und 24 Jahren internetsüchtig. Dehnt man das Maximalalter der Untersuchungsgruppe auf 64 aus, so sind 560.000 Menschen von der Internetsucht betroffen. Aufklärungsprogramme sollen hier zukünftig Abhilfe schaffen. Der Anteil der Nutzer von Spielautomaten stieg in der Gruppe der 16- und 17-Jährigen von 15% im Jahre 2009 auf 25% im Jahre 2011.

Anders als bei den steigenden Zahlen der Internet- und Spielsüchtigen verhält es sich mittlerweile bei den Alkoholikern. In der Altersgruppe der 12- bis 17-jährigen sind die Zahlen sogar rückläufig (von 17,9% im Jahre 2001 auf aktuell 14,2%). Problematisch ist weiterhin der Trend zum sogenannten Rauschtrinken. Insgesamt gelten 1,3 Millionen Menschen in Deutschland als alkoholabhängig.

Der Tabakkonsum unter Jugendlichen geht ebenfalls zurück. In der Altersgruppe von 12 bis 17 Jahren greifen gerade einmal 12% mindestens einmal pro Woche zur Zigarette. Deutschlandweit rauchen 14,7 Millionen Menschen regelmäßig Tabak, wobei jährlich 110.000 durch ihren Konsum sterben.

Unter den illegalen Drogen ist Cannabis immer noch der Spitzenreiter was den Konsum angeht. Jeder vierte Erwachsene konsumierte, laut der Studie, mindestens einmal in seinem Leben diese Substanz. Allerdings ist der Anteil der Erstkonsumenten unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen rückgängig (von 15,1% im Jahre 2004 auf aktuell 6,7%).

Es stellt sich nun die Frage, ob der sich hier abzeichnende Trend von Dauer sein wird. Die herkömmlichen  Substanzen, die eine Suchtproblematik mit sich bringen, scheinen auf dem Rückzug zu sein. Phänomene die in der Mitte der Gesellschaft stehen, wie die Sucht nach dem Glücksspiel an Spielautomaten oder die Internetsucht, die in den gutvernetzten und mit Computern ausgestatten Industriegesellschaften grassiert, stellen eine neue Art von Problem da. Hier ist es nicht mit einer Illegalisierung getan. Beispielsweise wäre bei der Interentsucht ein Verbot von Computern oder Sperrfristen des Internets mehr als ein abstruses und nicht durchführbares Gegenmittel. Gerade die Internetsucht verlangt nach neuen Ansätzen der Suchtprävention.

Bezüglich der klassichen Drogen wäre eine Widerbelebung der Diskussion um den problematischen Konsum in den Industrieländern wünschenswert. Auch wenn der Gebrauch von Substanzen wie Cannabis hierzulande rückläufig ist, kann dies nicht bedeuten, dass die Gesellschaft dem Problem Herr geworden ist. Nach wie vor stellt die Nachfrage nach Drogen hierzulande ein massives Problem für die drogenproduzierenden Länder dar. Die Lukrativität des Drogenanbaus hindert immer noch viele Entwicklungsländer daran, eine Wirtschaft auf legaler Basis aufzubauen und finanziert staatsunterwanderende Akteure wie Rebellengruppen und organisierte Kriminelle.

Im Zuge des veröffentlichten Berichts, darf der Fokus nicht von dieser Problematik abrücken.

 

Link zum Artikel von RP Online

Link zum Drogen- und Suchtbericht 2012; nicht mehr verfügbar

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