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Ciudad Juárez – die gefährlichste Stadt der Welt

| Bild: © n.v.

Die im Norden Mexikos und somit in der Nähe der texanischen Grenze gelegene Stadt Juárez weist laut der mexikanischen Nichtregierungs-Organisation CCSP die höchste Mordrate pro 100.000 Einwohner auf und ist somit die gefährlichste Stadt der Welt. Ursache hierfür ist der Krieg zwischen mexikanischen Drogenkartellen um die begehrten Schmuggelrouten in die USA.

Nachdem in den Jahren vor 2008 in Juárez jährlich ca 300 Morde pro Jahr verübt wurden, rief der mexikanische Präsident Felipe Calderón den Krieg gegen die Drogen aus – womit der Startschuss für den Militäreinsatz fiel. Das eigentliche Ziel, die Anzahl der Morde zu verringern, wurde jedoch weit verfehlt. Im Gegenteil: 2008 zählten die Behörden 1623 Morde, 2009 waren es 2783 und 2010 wurde die 3000er Marke überschritten. Die Opfer des Krieges sind aber keineswegs nur Drogenhändler und -schmuggler oder Polizei- und Militärangehörige. Die meisten Toten gehen zu Lasten der Zivilbevölkerung. So werden regelmäßig auf offener Straße Passanten erschossen oder entführt (hauptsächlich junge Frauen), tagtäglich finden sich verbrannte und vor dem Tod gefolterte Leichen am Straßenrand, an Brücken in Reihen Aufgehängte oder Lastwagen voller Toten. Selbstredend stammen die meisten Opfer aus ärmeren Bevölkerungsschichten – wer Geld hat, verließ die Stadt bereits vor Jahren. Weshalb die Opfer sterben mussten, bleibt in den meisten Fällen ein Rätsel. In der Regel befanden sie sich bloß zur falschen Zeit am falschen Ort. Oftmals sprechen Anwohner von Juárez von ihrer Stadt als „Geisterstadt“, da bereits sehr viele weggezogen sind und die Straßen meist leer wären. Zu groß ist die Gefahr auf offener Straße umherzuspazieren, selbst am helllichten Tage.

Nur wenige leisten offen Widerstand und setzen sich dafür ein, ihre Stadt zurück zu erobern. In einer letzten Samstag (09.06.2012) auf Arte ausgestrahlten Reportage 1) wird von Frauen berichtet, welche sich zusammen schließen und öffentlich gegen das Morden der Drogenkartelle protestieren. In der Reportage zu sehen sind Frauen, die Bands gründeten und in Liedern gegen die Verbrechen klagten, andere die Selbsthilfegruppen für Mütter gründeten, deren Kinder entführt oder getötet wurden oder auch Journalistinnen, die tagtäglich die verübten Verbrechen aufzeigen und kritisieren. Die bisherigen Erfolge des „War on Drugs“, welcher in Juárez vielleicht eher als Krieg gegen die Bevölkerung bezeichnet werden könnte, sind mehr als dürftig. Die teilweise korrumpierte Polizei und das Militär haben die Sicherheitslage in der Stadt vielmehr verschlimmert. Der ungeheure Profit, der Drogenkartelle seit etlichen Jahren antreibt, sorgt dafür, dass Juárez auch in Zukunft eine begehrte Transitstrecke für den Schmuggel in die USA – und somit ein blutiges Pflaster bleibt. Solange eine Nachfrage nach Rauschgiften in den USA besteht, wird es immer auch konkurrierende und sich bekriegende Schmuggler und Drogenkartelle geben, die die Bedürfnisse der Konsumenten zu befriedigen gedenken. Eine Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss des „War on Drugs“ und ein Ende der Gräueltaten ist alles andere als erkennbar, da jegliche Eindämmungsversuche bisher scheiterten und der Krieg nach wie vor tobt. Bedauerlicherweise ließe sich für die Zukunft der Menschen in Ciudad Juárez mit Plato schließen: „Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen.“ 2)

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Link zur Arte-Reportage auf der Homepage der Arte-Mediathek – nicht mehr verfügbar
  2. Link zum Original-Artikel der AG Friedensforschung                                                                   Link zum Original-Artikel des Focus

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