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Einbruch ins Paradies: Drogenschmuggel in Costa Rica

| Bild: © n.v.

Das Naturparadies Costa Rica, die „grüne Schweiz Mittelamerikas“, bekommt die Auswirkungen des transkontinentalen Drogenhandels immer stärker zu spüren. Vor allem die Anzahl von im Drogengeschäft tätigen Familienclans, so genannten narcofamilias, nahm in den vergangenen Jahren enorm zu. 1) Laut einem Bericht des Ministeriums für öffentliche Sicherheit wurden in Costa Rica zwischen Mai 2006 und August 2012 619 in- und ausländische Drogenorganisationen zerschlagen. Darunter befanden sich 170 Familienclans. Wie Juan José Andrade, Direktor der Zivilpolizei Costa Ricas, erläutert, waren Großmütter und Mütter vormals so etwas wie das Bollwerk der Haushalte, wohingegen sie heute auf Grund sozialer Beeinträchtigungen an der Spitze von Drogen-Clans stünden. Diese Familienclans betreiben mitunter eigene kleine Drogenküchen und kontrollieren den Verkauf von Kokain, Marihuana und Crack in städtischen Elendsvierteln und ländlichen Gebieten Costa Ricas. Die besondere Gefahr von Familienclans besteht im umfassenden Einbezug sämtlicher Familienmitglieder. Die Strukturen des Clans führen zur finanziellen Abhängigkeit der Mitglieder vom Drogengeschäft und können mitunter den Abfall in die Drogensucht begünstigen. Insbesondere Kinder sind gefährdet, da sie die kriminellen Aktivitäten von klein auf als Normalität erleben.

Im Kampf gegen den Drogenhandel haben die costaricanischen Behörden an zwei Fronten zu kämpfen. Neben der Zerschlagung lokaler Familienclans steht auch die Bekämpfung mexikanischer und kolumbianischer Kartelle auf der Tagesordnung. Diese nutzen Mittelamerika als Schmuggelroute für Drogen aus den südamerikanischen Anbaugebieten. Vor allem das Gebiet um Peñas Blancas, am nördlichen Grenzübergang zu Nicaragua, nimmt eine Schlüsselposition im Drogenschmuggel ein. 2) Hier befindet sich der auf dem Landweg einzig befahrbare Durchgang zwischen Nord und Süd, den täglich etwa 3000 Transporter passieren. Mehrere Staaten, darunter die USA und die Europäische Union, unterstützen mittlerweile die Grenzpolizei Costa Ricas, um den Drogenschmuggel einzudämmen. Außerdem wurde im Jahr 2010 ein Dekret im Parlament verabschiedet, das den Einsatz von US-amerikanischen Truppen zur Bekämpfung des Drogenhandels in costaricanischen Gewässern und im Luftraum erlaubt. 3) Von Seiten der Oppositionsparteien wurde dieser Beschluss scharf kritisiert. In Costa Rica selber wurde das Militär 1948 per Verfassung abgeschafft.

Die Ausbreitung der mexikanischen und kolumbianischen Kartelle gefährdet zudem die weitläufigen Naturbestände Costa Ricas. 4) In den ökologisch sensiblen Mangrovenwäldern und weitläufigen, dünn besiedelten Regenwäldern errichten Drogenschmuggler Zwischenlager und legen Marihuana-Plantagen an. Zudem werden Schneisen in die Wälder geschlagen, um Wege für den Transport zu schaffen. In den Lagern selber richten sich die Schmuggler oftmals eine umfassende Infrastruktur ein, die ebenfalls eine dauerhafte Schädigung der Natur verursachen kann. So wurden etwa in verlassenen Lagern Benzintanks gefunden.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Norte Digital, Spanisch: „Costa Rica: el auge de las narcofamilias“, zuletzt abgerufen am 10.09.2012.
  2. El País Internacional, Spanisch: „Costa Rica, la primera frontera de la droga“, zuletzt abgerufen am 10.09.2012.
  3. taz: “Blanko-Scheck zur Invasion”, zuletzt abgerufen am 10.09.2012.
  4. Huffington Post, Englisch: “Costa Rica Drug Trafficking Threatens Country’s National Park”, abgerufen am 10.09.2012.

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