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Neue Welle der Gewalt in Sao Paulo und im Süden Brasiliens

| Bild: © n.v.

In Brasilien ist in den letzten Wochen eine erneute Welle der Gewalt zu verzeichnen, und das knapp zwei Jahre vor Start der Fußballweltmeisterschaft und knapp 4 Jahre vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. In Sao Paulo gab es allein seit Anfang Oktober über 250 Morde. Unter den Opfern sind etwa 90 Polizeibeamte. 1) Die aktuelle Gewaltwelle breitet sich aber auch auf andere Regionen im Süden Brasiliens aus.

Santa Catarina gilt als Bundesstaat mit niedriger Kriminalitätsrate, ist in den letzten Tagen aber vermehrt Schauplatz von gewaltsamen Angriffen geworden, wobei zahlreiche Busse in Brand gesteckt und Polizeistationen beschossen wurden. Die Anschläge werden als Reaktion der Drogenkartelle auf das strikte Vorgehen brasilianischer Anti-Drogen-Einheiten gesehen. 2)

Gleiches gilt für die zunehmenden Morde in Sao Paulo, dem Zentrum der aktuellen Gewaltwelle. So sollen inhaftierte Bosse der in Sao Paulo operierenden Drogengang Primeiro Commando de Capital (PCC) aus dem Gefängnis mit Hilfe geschmuggelter Handys anordnen, Polizisten und Mitglieder anderer Gangs zu töten. Für jedes inhaftierte Mitglied des PCC ist ein Polizist, für jedes getötete Mitglied sogar zwei Polizisten zu töten.

Knapp die Hälfte der seit Jahresbeginn in Brasilien getöteten Polizisten wurde in Sao Paulo umgebracht. Häufig werden Polizisten gezielt außerhalb der Dienstzeit in Zivil auf offener Straße attackiert. 3) Die Polizei versucht darauf zu reagieren und geht noch härter gegen Drogengangs vor. Zudem organisieren sich ehemalige und aktive Polizisten in eigenen Gruppen, um ihre Kollegen außerhalb der Dienstzeit in Selbstjustiz zu rächen. Das Ergebnis ist eine Spirale der Gewalt, die sich in den letzten Wochen stark verdichtet hat und der immer wieder auch Zivilisten zum Opfer fallen. 4) Jeden Tag wird von neuen Todesopfern berichtet. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich, als zwei Gangmitglieder von einem Motorrad einen einjährigen Jungen erschossen und die Mutter schwer verletzten. 5) In besonders gefährdeten Gebieten schließen derzeit einige Schulen früher, um den Schülern noch einen sicheren Heimweg ermöglichen zu können. 6)

Ausgang der Gewalt war eine groß angelegte Razzia gegen das PCC und die Verhaftung einiger Bandenbosse. 7) Ziel der Razzien ist es, die Drogengangs und mit ihnen die Gewalt aus den Favelas zu vertreiben. Hintergrund ist sicherlich auch die anstehende Fußballweltmeisterschaft, die das Interesse der Weltöffentlichkeit auf Brasilien lenken wird. Dabei gilt es ein positives gewaltfreies Bild abzugeben. Die Ereignisse der letzten Wochen zeigen, dass der Weg dahin noch weit ist.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. 6 Dead in latest violence in Brazil’s largest city – Fox News – nicht mehr verfügbar
  2. Brennende Busse – Gewaltwelle erschüttert Süden Brasiliens – Spiegel
  3. Sao Paulo von beispielloser Welle der Gewalt erschüttert – Die Welt
  4. Das „Primeiro Comando“ ist wieder da – FAZ
  5. Gangland violence continues in southeast Brazil – Latin American Herald Tribune
  6.  Wave of killings sweeps Brazil’s biggest city – CTV News
  7. Drogen und Gewalt vor der Fußball-WM: Brasilien greift hart durch – Der Standard – nicht mehr verfügbar

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