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Bosnien-Herzegowina – Der Staat als Mafia?

| Bild: © n.v.

Der Geschäftsführer des United Nations Office on Drugs and Crime (UNOCD), Yury Fedotov, hat am vergangenen Wochenende Bosnien-Herzegowina besucht. Anlass war das einjährige Bestehen des UNOCD Regionalprogrammes für Süd-Osteuropa, das vor allem gegen den Drogenschmuggel von Afghanistan über den Balkan nach Westeuropa ausgerichtet ist.
Denn das Land wird zunehmend zu einem Haupttransitland für die Drogenlieferungen nach Europa. Schätzungen des UNOCD legen nahe, dass jährlich etwa 60 Tonnen Heroin durch das Land nach Westeuropa gebracht werden. 1)
Auch eine Studie des European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) bestätigt die Vermutung, dass Bosnien Herzegowina zu einem Haupttransitland für den Drogenschmuggel aus Asien geworden ist. 2)

Geplagt ist das Land zudem von der Mafia. Geld wird hier gewaschen, Drogen geschmuggelt, die meisten aller in dem Land verübten Morde bleiben unaufgeklärt. Auch gezielte Tötungen – hauptsächlich durch Autobomben – sind keine Seltenheit. Doch das Hauptproblem ist die Korruption.

Laut „Transparancy International“ ist Bosnien-Herzegowina auf dem Korruptionsindex 2012 auch nur auf Rang 72. 3)
Ein anderer Bericht des UNOCD geht davon aus, das knapp 20 % der Bevölkerung schon einmal bestochen worden sind oder jemanden bestochen haben.

Gerade wenn es um den Drogenschmuggel geht, werden von der Mafia viele Grenzbeamte bestochen. Dass der Staatsapparat zudem noch schwer zu durchschauen ist, erleichtert das Ganze erheblich – Reformen? Nicht abzusehen.
Vermutet wird, dass ranghohe Politiker ebenfalls bestochen wurden und teilweise in das organisierte Verbrechen involviert sind. 4)

Ein Bericht von Spiegel Online hat zu diesem Fall der Korruption ein besonderes Beispiel parat. Der Premierminister und Innenminister des Kantons Mostar, sowie der oberste Polizeichef, sollen dutzende Polizeibeamte frei erfunden und deren Gehälter eingestrichen haben. 5)

So wird die Staatlichkeit von der Mafia unterwandert – und vom Staat und seinen Beamten sogar selbst.

Dass diese anhaltenden Zustände, stetige  Korruption und weitreichender Drogenhandel, langfristig gesehen dem Land keine Verbesserungen bringen, scheinen die Meisten aus den Augen verloren zu haben – denn geändert hat sich daran bisher nicht viel.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. UNODC Executive Director Fedotov visits Bosnia and Herzegovina – UNOCD – zuletzt abgerufen am 25.03.2013
  2. Country overview: Bosnia and Herzegovina -EMCDDA – zuetzt abgerufen am 25.03.2013
  3. Corruption Perceptions Index 2012 – Transparany International – zuletzt abgerufen am 25.03.2013
  4. Corruption in Bosnia and Herzegowina – UNOCD – zuletzt abgerufen am 25.03.2013
  5. Bosnien: Showdown in Absurdistan – Spiegel Online – zuletzt abgerufen am 25.03.2013

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