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Die legale Kokaplantage Kolumbiens

| Bild: © n.v.

Traditionell wurde die Kokapflanze in regenreichen, hochgelegenen Gebieten mit gemäßigtem Klima angebaut. Seit einiger Zeit gibt es allerdings auch Sorten in tiefer gelegenen, trockenen Gebieten, die bei weniger Licht wachsen. So können sich die Pflanzen z.B. im Regenwald im Schatten großer Bäume entwickeln, die den Satelliten die Sicht versperren. Die Folge: Die Pflanzen werden weniger leicht entdeckt.
Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um immer kleinere Felder handelt: Bestanden sie früher aus bis zu 14.000 Sträuchern, sind es heute nur noch maximal 3.000. Wer denkt, dass dadurch wenigstens weniger Drogen produziert werden können, liegt falsch, denn die neuen Sorten haben mehr und größere Blätter, reichern schneller die erwünschten Alkaloide an und können häufiger geerntet werden.

Diese Entwicklung ist ein Grund dafür, dass sich die kolumbianische Polizei eine eigene Kokaplantage angelegt hat. Das Feld hat dazu beigetragen, dass auch versteckte Pflanzen leichter von den Satelliten gefunden werden.
Der Betreiber dieser experimentellen Kokaplantage, die mit 23.000 Sträuchern die größte der Welt ist, ist Luis Alberto Cepeda. Er pflegt das Feld schon seit sieben Jahren. Das Ernten der inzwischen 19 Sorten übernimmt er mit wenigen Helfern selbst. Cepeda wohnt das ganze Jahr auf der Plantage und stellt dort im eigenen Drogenlabor sogar selbst Kokain her.

Die effektivste Form der Ausrottung der Pflanzen zu erforschen ist der wichtigste Grund für das Betreiben des Feldes. Im Moment reißen Polizisten die Sträucher auf illegalen Feldern per Hand aus und verbrennen sie. Doch diese Arbeit ist sehr gefährlich, da die Plantagen zum einen von Bewaffneten bewacht werden und zum anderen oft Minen vergraben sind. Diese explodieren beim Herausziehen der Kokapflanzen. Zum Schutz der Polizisten werden zwar Spürhunde eingesetzt, aber auch diese Maßnahme kann nicht garantieren, dass niemand zu Schaden kommt.

Eine entscheidende Verringerung des Drogenanbaus und der –produktion ist nicht wahrnehmbar. Von 2010 auf 2011 wurden zwar 5 Tonnen weniger produziert, aber bei diesen Mengen (345 Tonnen 2011) ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. 1)
Die großen Drogenkartelle wurden zwar mit Hilfe der USA zerschlagen, aber die kolumbianische Polizei und das Militär müssen trotzdem in entlegenen Dörfern nach Kokaplantagen und Drogenlabors suchen. Denn seitdem kann jeder versuchen, sich im Drogengeschäft zu etablieren, weil die Kartelle nicht mehr alles kontrollieren. Anstatt großer, hierarchischer Strukturen dominieren heute kleine Netzwerke, die tiefer in der Gesellschaft verwurzelt und deshalb noch schwieriger zu bekämpfen seien, so die „Zeit“.
In Kolumbien könne man mit Kokain schnell reich werden, meint der Soziologe Ricardo Vargas. Mit 2$ am Tag verdienen die Bauern mehr als beim Anbau von Kakao oder Kaffee. Damit leben sie immer noch am Rand des Existenzminimums, also nehmen viele das Risiko trotz den Gegenmaßnahmen des Staates in Kauf.

Vargas kritisiert, dass sich die Mittel der Bekämpfung seit der Zerschlagung der Kartelle nicht geändert haben. Der Staat setze immer noch auf Gewalt, anstatt gegen den Konsum von Drogen vorzugehen. Nur weil sie illegal sind, sei damit so viel Geld zu verdienen und sorgen die Dealer dafür, dass es immer neue Süchtige gibt. Nur ein radikaler Kurswechsel könne Erfolg haben: Die Legalisierung der Drogen müsse diskutiert werden.

Quelle:
Komando Koks – Zeit Online

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. 2011 Colombia coca crop survey shows stable overall situationUNODC

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