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Die Verflechtung von Terrorismus und Drogenhandel: Afghanistan bis 2001 (Teil 1)

| Bild: © n.v.

Die Zusammenhänge zwischen Terrorgruppen wie Al-Qaida und dem internationalen Drogenhandel haben wir in den letzten Monaten bereits teilweise angerissen. So haben wir den massiv steigenden Opiumanbau in Afghanistan beleuchtet, aber auch den Drogenschmuggel im Maghreb durch Al-Qaida thematisiert. Doch ein genauer Überblick, inwiefern Drogenhandel und Terrorismus, auch historisch betrachtet, miteinander in Verbindung stehen, fehlt bislang. In Anbetracht des wahrscheinlichen Militäreinsatzes Frankreichs und der USA in Syrien wurden mittlerweile mehrfach Bedenken geäußert, dass trotz einer Beschränkung auf einen Luftschlag 1) die Terrorgruppe Al-Qaida gestärkt werden könnte. 2) Diesen aktuellen Anlass nutze ich, um in Form einer mehrteiligen Artikelreihe das Gefahrenpotential des Terrorismus und seine Verbindung zum Drogenhandel zu untersuchen. Dabei sollen die verschiedenen Rollen von Taliban, Al-Qaida, den syrischen (Nusra-)Rebellen und den USA im Mittelpunkt stehen. Den Auftakt der Reihe bildet im Folgenden ein kurzer Abriss über die Historie des afghanischen Drogenanbaus bis zum Einmarsch der USA.

Bereits die ersten orientalischen Kulturen schätzten die Wirkungen des Opiums. Allerdings wurde es lediglich als Heilmittel und zur Schmerzlinderung eingesetzt. Die Veredelung des Opiums zu Heroin war bis zum Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan im Dezember 1979 weitestgehend unbekannt. 3) Erst mit Beginn der Kriegsunruhen erblühte der Drogenhandel. 4) Bisher war der Umgang mit Drogen gemäß der islamischen Kultur verboten. Mit Einmarsch feindlicher Soldaten arrangierte man sich mit diesem Verbot, da das, zumeist in ausländischen Laboren hergestellte, Heroin der Schwächung der Besatzungssoldaten diente. 3) Während des Sowjetisch-Afghanischen Krieges wurden die afghanischen Kämpfer im Krieg gegen die Besatzer von der CIA unterstützt. Dabei stellten die Amerikaner u.a. Waffen und finanzielle Hilfe zur Verfügung. Gleichzeitig unterstützte die CIA die afghanischen „Warlords“ aber auch beim Anbau von Opium und der Weiterverarbeitung zu Heroin. Vermutlich sahen die Amerikaner darin die Chance, die Sowjetunion entscheidend zu schwächen, indem neben zahlreichen abhängigen Soldaten auch die Drogenproblematik in der UdSSR Einzug erhielten. Neben der Verschärfung des Drogenproblems sorgten die hohen Kosten für den Kriegseinsatz und die Vielzahl an gestorbenen und verwundeten Soldaten 1988 erst für den Rückzug aus Afghanistan und beschleunigten schließlich sogar den Zusammenbruch der Sowjetunion. 5)

Doch nach Abzug der sowjetischen Armee ließ sich die entstandene Drogenproblematik, die mittlerweile auch für viele Abhängige auf afghanischer Seite sorgte, nicht mehr endgültig lösen. In den anschließenden Bürgerkriegswirren, die bis 1996 anhielten, gab es keine afghanische Autorität, die die Drogenproduktion hätte verhindern können. Vielmehr finanzierten die verschiedenen „Warlords“ den Bürgerkrieg über den Drogenschmuggel. Erst als im Jahr 1996 die strenggläubigen muslimischen Taliban die Oberhand gewannen und drei Viertel des Landes kontrollierten, deutete sich eine Wandlung in der Drogenpolitik an. Nach anfänglichen, durchaus erfolgreichen Versuchen die Drogenanbauflächen zu reduzieren, verabschiedeten sich die Taliban von der Repressionspolitik und forcierten den Drogenanbau, sogar die Heroinproduktion, um ihre Position mit Hilfe der Einnahmen aus dem Schmuggel zu stärken. Im Jahr 2000, also ein Jahr vor dem Einsatz der USA, fand eine drastische Reduzierung der Drogenanbaufläche statt, die nur mit einer radikalen Vernichtung seitens der Taliban erklärt werden kann. 6) Infolge dieser Vernichtungsaktion brach die weltweite Heroinproduktion um zwei Drittel ein. Allerdings war diese Maßnahme keinesfalls das Zeichen für einen Sinneswandel, vielmehr hatten die Taliban zuvor die gesamte Ernte des vergangenen Jahres konfisziert, um sie im Jahr darauf zu nun gestiegenen Preisen auf dem Weltmarkt zu verkaufen. 7) 2001 begannen die Amerikaner mit der Operation „Enduring Freedom“ 3) den Kampf gegen den Terror, auch in Afghanistan.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Syrien warnt USA – SPIEGEL ONLINE – aufgerufen am 03.09.13
  2. Einsatz in Syrien– Deutsche Welle – aufgerufen am 03.09.13
  3. Afghanistan Historie – Uni Halle – Seite nicht mehr aufrufbar
  4. Afghanistan Mohnanbau – ZEIT – aufgerufen am 03.09.13
  5. War on Drugs – Wikipedia – aufgerufen am 03.09.13
  6. Afghanistan Historie – Uni Halle – Seite nicht mehr aufrufbar
  7. Drogenbekämpfung à la Taliban – SPIEGEL ONLINE – aufgerufen am 03.09.13

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