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Digitaler War on Drugs: „Ebay für Drogen“ geschlossen!

| Bild: © n.v.

Wer ernsthaft geglaubt hat, dass die digitale Revolution am organisierten Verbrechen spurlos vorbeigegangen ist, hat sich getäuscht. Heutzutage kauft man nicht mehr beim Dealer seines Vertrauens an der nächsten Straßenecke, sondern bestellt bequem und anonym seinen Bedarf an Heroin, Gras oder Kokain vom heimischen Schreibtisch aus. Dies erleichtert den Verkauf und Konsum von Rauschmittel natürlich enorm. Doch jetzt ist dem FBI ein spektakulärer Schlag gegen den Internethandel mit Drogen gelungen. Vergangenen Dienstag wurde das weltbekannte, aber illegale Internetportal „Silk Road“ (dt. „Seidenstraße“) vom Netz genommen und der Betreiber Ross William Ulbricht – besser bekannt unter dem Pseudonym „The Dread Pirate Roberts“ –  in New York festgenommen. Die Polizei konnte dabei über 3,6 Millionen Dollar in Form der digitalen Währung Bitcoin sicherstellen. Ulbricht wird u.a. Verschwörung, Geldwäscherei und versuchte Anstiftung zum Totschlag vorgeworfen.

Silk Road hat den Drogenhandel tatsächlich revolutioniert. Der zuständige Staatsanwalt bezeichnete die als „Amazon für Dealer“ oder „Ebay für Drogen“ bekannte Plattform als den „ausgereiftesten und größten kriminellen Marktplatz im Internet“. Seit Februar 2011 ist Silk Road öffentlich zugänglich, stellt aber nur eine Adresse unter vielen im so genannten „Darknet“ dar. Das Darknet erreicht man ausschließlich mithilfe der Anonymisierungssoftware „Tor“, die man sich bis heute frei und legal im Internet downloaden kann. Der Tor-Browser wurde in letzter Zeit vor allem durch die NSA-Affäre bekannt, sozusagen als letzte Bastion des freien Internets, sicher vor jedwedem Zugriff des Staates. Silk Road ist also ein digitaler Schwarzmarkt, ein Onlineportal, in dem offen Drogen wie Heroin, Cannabis, LSD oder Crystal Meth angeboten werden. Gezahlt wird per digitaler Währung Bitcoin, die Transaktion mithilfe aufwendiger Verfahren verschleiert. So werden Anbieter und Käufer vor staatlicher Überwachung und Strafverfolgung meist erfolgreich geschützt. Die Bestellung wird anschließend schlicht per Post an die angegebene Adresse geschickt. Laut den Ermittlern wurden seit Gründung mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar über die Seite umgesetzt, die im Juli 2013 weltweit nahezu eine Million Nutzer vorzuweisen hatte – ein Drittel von ihnen stammen wohl aus den Vereinigten Staaten, doch anscheinend haben zunehmend auch Europäer die Seite für sich entdeckt. Neben dem florierenden Drogenhandel kam die Plattform in letzter Zeit aber auch immer wieder wegen den angebotenen Dienstleistungen von Auftragskillern oder Händlern von Kinderpornografie in die Schlagzeilen. 1)

Bereits seit November 2011 steht die Plattform im Fokus des FBIs. Um die Betreiber zu überführen, wurden mehr als 100 Bestellungen über Silk Road aufgegeben. Weitere Informationen und ein Gespräch des Szene-Magazin „Vice“ mit mehreren Dealern über die Möglichkeiten und Gefahren des Darknet finden sie hier.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. FAZ: Drogenportal Silk Road geschlossen – 4.10.2013

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