Zum Inhalt springen

Gefährliche Versuchung: Mexikanische Kartelle bewegen Kinder mit hohen Geldbeträgen zu Mordanschlägen und Folterei

| Bild: © n.v.

„Ich habe ihn erschossen“, meint Reta, „ich musste es tun.“

Rosalio Reta war gerade einmal 13 Jahre alt, als er zum ersten Mal einen Menschen auf Befehl des Drogenkartells „Los Zetas“ erschoss. Sechs Jahre und mehr als 30 Morde später verurteilte ihn das Gericht zu 70 Jahren Einzelhaft in einem texanischen Gefängnis. An eine Zukunft in Freiheit wagt der junge Mexikaner schon lange nicht mehr zu denken.

Reta wuchs in einer wohlhabenden Familie an der Grenze zwischen Mexiko und den USA auf. In der Schule tat sich der junge Mexikaner nicht schwer, langweilte sich eher und interessierte sich deshalb auch viel mehr für die Dinge, die außerhalb davon passierten. Mit 13 Jahren begleitete er seine Freunde auf eine kleine Farm, nahe seines Heimatortes, auf der er zum ersten Mal die Gräueltaten des Kartells miterlebte.

Er erzählt: “Sie folterten Menschen, um Informationen aus ihnen herauszubekommen. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Die Menschen wurden gefoltert, getötet und enthauptet. Es war wirklich unvorstellbar.“

Bei seiner Ankunft brach ein Streit innerhalb der Gruppe aus. Man wollte wissen, wer der Fremde, Reta, sei und man drückte ihm eine Waffe in die Hand. Er sollte einen der Gefangen erschießen, um zu beweisen, dass er vertrauenswürdig sei. Reta hatte keine andere Wahl, als dem Befehl Folge zu leisten. Von da an wurde er in einem geheimen Trainingscamp dazu ausgebildet, Menschen professionell zu ermorden. Er wurde zu einem sogenannten „Sicario“ erzogen, einem Auftragskiller. 1)

Kartelle neigen immer mehr dazu, Kinder und Jugendliche in ihre Dienste zu stellen, da sie leicht zugänglich, stark manipulierbar und gehorsam sind. Die Kinder werden auf dem Schulweg, bei nächtlichen Barbesuchen, oder wie Reta, bei Treffen mit Freunden abgefangen und angesprochen. Mit Geldversprechungen und der Aussicht auf teure, materielle Dinge überzeugen die Kartelle die jungen Menschen, für sie zu arbeiten. Oft in armen Familien aufgewachsen, springen sie sofort auf die verlockenden Angebote an.

“Sie verführen sie mit der Macht, mit den Scheinen und dem leicht verdienten Geld“, berichtete ein texanischer Detektiv der Times. „Und diese Kinder sind alle der Auffassung, dass sie dadurch für immer leben werden.“ 2)

Laut Berichten der ICG, der International Crisis Group, rekrutierten die Kartelle Mexikos im vergangenen Jahrzehnt Tausende von Schulabbrechern, Straßen-Bandenmitgliedern und ungelernten Arbeitern. Die meist unter 18-Jährigen werden allerdings nicht nur zu professionellen Auftragskillern, sondern auch zu willenlosen Arbeitskräften ausgebildet. Neben dem Foltern und dem Töten von Personen, sollen sie auch „einfache“ Dienste wie den Drogenschmuggel, das Auskundschaften und den Dienst als Soldaten erfüllen. Durch Geld, Autos und Drogen werden sie geködert und anschließend wie Reta in ein Trainingscamp verfrachtet. Ungeachtet, ob die Jugendlichen tatsächlich mit den ihnen gegebenen Waffen umgehen können, werden sie bereits nach kurzer Zeit in verschiedenen Einsatzgebieten der Kartelle stationiert und gegen feindliche Truppen eingesetzt, beispielsweise gegen das mexikanische Militär. Hierbei dienen die bewaffneten Jugendlichen lediglich als Ablenkung und Behinderung für die Soldaten, sodass die Drogenbosse im Hintergrund freies Spiel haben. 3)

Der Staat Texas versucht nun schon seit über einem Jahr die Rekrutierung von Kindern zu minimieren und dieser entgegenzuwirken. 2011 wurde das Programm „Operation Detour“ gestartet, welches Beamte dazu auffordert, Kinder und ihre Eltern über die Gefahren aufzuklären, die von den Kartellen ausgehen. Für Kinder wie Rosalio Reta kommen diese Programme jedoch zu spät. Als Kinder, durch Versprechungen auf ein besseres Leben geködert, müssen sie nun mit den Konsequenzen leben, die sich durch eine Zusammenarbeit mit den Drogenkartellen ergeben. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The DailyMail: Mexican drug cartels groom American children to become teenage assassins – aufgerufen am 21.10.13
  2. Daily News: Mexican drug cartels recruiting American children for errands with easy cash – aufgerufen am 21.10.13
  3. Wired: How Mexicos‘ drug cartels recruit child soldiers as young as 11 – aufgerufen am 21.10.13
  4. Reuters: Mexican drug cartels recruiting Texas children – aufgerufen am 21.10.13

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert