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Kenia: Widerstand gegen Khat-Verbot in Großbritannien

| Bild: © n.v.

Warum mischt sich die Regierung Kenias in die Drogengesetzgebung Großbritanniens ein?

Im Juli dieses Jahres hatte die britische Innenministerin Theresa May beschlossen, dass Khat von 2014 an auch auf der Insel als illegale Droge eingestuft wird. Sie ignorierte damit die gegensätzliche Empfehlung einer dafür einberufenen Expertenkommission. 1)

In den meisten europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, ist das Kauen der Blätter und jungen Triebe des Khatstrauches jedoch bereits verboten, weil es unter Verdacht steht, Psychosen, Halluzinationen, Orientierungslosigkeit und Depressionen auszulösen. 2)

Theresa May wird nun von einem Khat-Händler für die geplante Änderung verklagt. Mahamud Ahmed Mohammed, ein Brite mit somalischem Ursprung, wirft ihr vor, dass durch das Verbot seine Menschenrechte verletzt würden. In vielen afrikanischen Ländern, insbesondere Somalia, ist es eine alte Tradition, Khat zu kauen. Mehrere tausend ausgewanderte Afrikaner führen diese auch in Großbritannien weiter.  1)

Doch, ob das Wahren alter Bräuche wirklich seine Hauptmotivation ist, ist unwahrscheinlich. Für Khat-Händler wie Mahamud Ahmed Mohammed wird wohl ein äußerst lukratives Geschäft wegfallen. Jährlich wird Khat im Wert von etwa 80 Millionen Pfund umgesetzt. 3)

Besonders kontrovers wird der Fall nun aber, weil dieser von der kenianischen Regierung unterstützt wird. Der Vizepräsident William Ruto, der sich vor kurzem vor dem Internationalen Strafgerichtshof für Verbrechen gegen die Menschheit in Kenia verantworten musste, aber freigesprochen wurde 4) , steuerte 40.000 Pfund zu den Gerichtskosten bei. Weitere 15.000 Pfund bekam Mahamud Ahmed Mohammed von der lokalen Regierung Merus, derjenigen Provinz in Kenia, in der das meiste Khat angebaut wird. 5)

Das Verbot in Großbritannien wird unvorhersehbare Folgen in Kenia haben. Dort begehren bereits die Khat-Bauern auf, aus Angst, ihren Lebensunterhalt dann nicht mehr sichern zu können, sollte Großbritannien als Hauptabsatzmarkt wegfallen. 6) Ein sinnvolleres Vorgehen der Regierung wäre aber beispielsweise, den Anbau von ethisch vertretbaren Alternativen wie Nahrungsmitteln zu fördern.

Es stellt sich die Frage, ob eine Kriminalisierung von Khat wirklich die Lösung des Problems ist. Tatsächlich mag, solange die Droge legal ist, der Eindruck entstehen, dass sie deswegen auch ungefährlich sein muss. Doch auch hier verhält es sich wie mit allen legalen Drogen: es kommt immer auf das richtige Maß an. Viel wichtiger wäre eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung über mögliche Risiken des Konsums. Es hat sich gezeigt, dass das Verbot von Drogen keineswegs zum Rückgang in Produktion und Konsum führt, sondern Gewalt fördert und schwer kontrollierbare kriminelle Strukturen schafft.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. All Africa: Somalia: Kenyan Khat ( Drug ) Dealers to Challenge UK Home Secretary; kostenpflichtig
  2. Wikipedia: Kathstrauch
  3. Daily Mail: he khat ‚gold rush‘: Extraordinary picture shows boom in imports as dealers race to cash in before drug is made illegal next year
  4. BBC News Africa: Kenya’s William Ruto formed an army for war, ICC hears
  5. The Independent: Kenya funds lawsuit against Theresa May’s ban on herbal stimulant khat
  6. Daily Mail: The khat ‚gold rush‘: Extraordinary picture shows boom in imports as dealers race to cash in before drug is made illegal next year

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