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Neu erhältlich: gestohlene Smartphones beim Drogendealer!

| Bild: © n.v.

Im Umgang mit Smartphones sollte man auf Kolumbiens Straßen äußerst vorsichtig sein. Kolumbianer betiteln den öffentlichen Gebrauch mit der Phrase „Giving Papayas“, was soviel bedeutet wie „sein Schicksal herausfordern“, denn Raubüberfälle in der Öffentlichkeit häufen sich immer mehr. Bevorzugt werden dabei seit neuestem teure Smartphones von Apple oder Samsung. 1) Dieser Trend schreitet aber nicht ausschließlich in den südamerikanischen Ländern voran. In amerikanischen Metropolen aber auch in europäischen Städten stieg in den vergangenen Monaten die Anzahl an gestohlenen Handys.

Dass man hier mittlerweile von einem organisierten Verbrechen sprechen kann ist unabdingbar. Bleibt nur noch herauszufinden wer die Hintermänner sind, die die Fäden ziehen.

Nach Angaben der Zeitschrift WELT stecken Teile der lateinamerikanischen Mafia dahinter. Kartelle aus Mexiko, Kolumbien, Venezuela und Mittelamerika sind auf der Suche nach weiteren lukrativen Geschäftszweigen, denn je näher der staatlich kontrollierte Anbau und Vertrieb von Marihuana rückt, desto mehr sinkt der finanzielle Profit der Kartelle. 2) Die Regierung Uruguays versucht genau mit dieser Strategie den Kartellen ihre Macht zu entreißen: Kurz vor Ende des Jahreswechsels wurde ein Gesetz zur Legalisierung von Cannabis verabschiedet. „Wir müssen der Mafia das Geschäft kaputt machen“, bekräftigte der Regierungschef den neuen Beschluss. 3) Erzielt das Projekt Erfolg wären Drogenkartelle tatsächlich dazu gezwungen ihr Geschäftsfeld zu erweitern. Ein erster Versuch scheint hierbei der stetig steigende Handel mit Smartphones zu sein. 2)

Laut Polizei- und Medienberichten gelang es den kolumbianischen Kartellen bereits, sich ein weit verzweigtes Netz aus Zulieferern aus den USA, Kanada und Europa um ihre Hauptstadt Bogota zu errichten. Anhand von Untersuchungen konnte die Polizei feststellen, dass die Geräte bei Händlern von gestohlener Elektro-Ware erworben und anschließend nach Bogota transportiert wurden.

„Laut unseren Informanten werden die Smartphones auf der anderen Seite der Grenze gestohlen, repariert und später inklusive Anleitung in Kartons verpackt, sodass sie auf den ersten Blick vollkommen neu erscheinen“, erklärt ein Inspektor der kolumbianischen Polizei, „abschließend werden sie nach Kolumbien importiert.“

In Bogota angekommen werden sie nach der langen Reise erst einmal in Elektrogeschäften in Downtown überholt und anschließend in andere Teile Südamerikas verfrachtet. In Milchtüten oder Obstkörben versteckt gelingt es den Kartellen mühelos, die Geräte an den polizeilichen Kräften vorbeizuschmuggeln. 1)

Während der Drogenhandel traditioneller Weise von Süd nach Nord fließt, lenkt sich der illegale Handel mit den Smartphones in die entgegengesetzte Richtung und lässt das industrialisierte Verbrechen ungeheure Ausmaße annehmen. Den Kartellen scheint der Handel keine zusätzlichen Umstände zu bereiten. Ganz im Gegenteil erweist sich ihnen dieser Geschäftszweig eher als lukrativer Nebenverdienst, der ohne großen Aufwand erfolgen werden kann. Behilflich sind ihnen dabei ihre alt bekannten Schmuggelrouten, die es ihnen ermöglichen die Smartphones auch auf diesem Wege über die Grenze zu transportieren.

Die Konsequenzen für die Zivilbevölkerung sind dramatisch. Auf Londoner Straßen beispielsweise werden monatlich 10 000 Smartphones durch das organisierte Verbrechen gestohlen 2), in den USA wurden in den letzten beiden Jahren rund 20 Menschen bei Smartphone-Raubüberfällen ermordet. 1) Doch auch in Kolumbien warnt die Regierung die Bürger davor, Smartphones in der Öffentlichkeit zu benutzen, denn seitdem bei den Kartellen eine so hohe Nachfrage nach Smartphones besteht, stellt der Gebrauch ein tödliches Risiko dar. Die Angst und die Furcht, die die wachsende Straßenkriminalität auslöst, zwingt die zivile Bevölkerung immer mehr zurück in ihre Häuser und weg von den Straßen. 4)

Laut dem Chef der uruguayischen Drogenbehörde JND wolle man mit einer Legalisierung den illegalen Markt, der so viel Schaden anrichtet, zerstören. Und obwohl eine Legalisierung für manche das Ende des illegalen Drogenhandels verspricht, schwingen in dieser idealistischen Zukunftsvorstellung auch andere und inzwischen absehbare Gefahren mit: die Ausweichung der Drogenkartelle auf andere Geschäftszweige, wie beispielsweise den boomenden Smartphone-Handel. Denn auch wenn es Regierungen mit staatlicher Kontrolle und geregeltem Vertrieb gelingen würde die Kartelle vom Drogenmarkt zu verdrängen, scheint ein völliges Verschwinden des organisierten Verbrechens unwahrscheinlich zu sein. Eher liegt die Befürchtung nahe, dass sich die Kartelle in naher Zukunft auch in weiteren neuen Geschäftsideen ausprobieren und damit versuchen, sich finanziell abzusichern.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Huffington Post: How Stolen Smartphones End Up In The Hands Of Colombian Cartels – aufgerufen am 09.01.14
  2. WELT: Handys vom Drogenkartell – aufgerufen am 09.01.14
  3. WELT: Uruguay erlaubt als erstes Land Marihuana Verkauf – aufgerufen am 09.01.14
  4. Badische Zeitung: Ich hatte Angst in die Schule zu laufen – aufgerufen am 09.01.14

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