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Guinea-Bissau: Rap gegen den Drogenstaat

| Bild: © n.v.

„ Sons of Guinea-Bissau are crestfallen without the guts to raise their faces. The country is not prioritized, people come last. […] Guinea-Bissau is a narco-state.”(Contra” (Against) by Cientistas Realistas (2007) )

 

Es sind klare Worte, die der Rapper Cientistas Realistas ausspricht. Ein Narco-Staat sei Guinea Bissau, ein Land, in dem Staatsmänner illegale Geschäfte treiben, ein Loch, aus dem jeder entkommen will. In dem kleinen Land im Westen Afrikas blüht der Drogenhandel und er ist mit verantwortlich für zahlreiche Probleme. Gegen diese bildet sich nun eine musikalische Form des Widerstands: Verschiedene Rapper greifen die durch den Drogenhandel entstandenen Missstände in ihren Liedern auf, um so die Bevölkerung zu informieren und Ungerechtigkeiten öffentlich anzuprangern. „Narco-Rap“ nennen sie ihren Kampf gegen den Drogenhandel. 1)

 

„Look brothers, the armed forces carrying a large quantity of cocaine. Doing business with our brothers in Colombia“ (Bo obi mas” (Listen again) by Baloberos (2008))

 

Seit 2004 stellt die UN einen rasant wachsenden Drogenhandel in ganz Westafrika fest: In dieser Zeit wuchs die Bedeutung des Absatzmarkts Europa für die kolumbianischen Kartelle, während die Transitstaaten Jamaika und Panama für den Transport unsicherer wurden. Die westafrikanischen Staaten, durch Konflikte und Armut zerrüttet, boten dagegen einen idealen Nährboden für kriminelle Geschäfte. Vor allem das kleine Land Guinea-Bissau an der westafrikanischen Küste entwickelte sich so in der letzten Dekade zu einem bedeutenden Transitstaat und Umschlagsplatz für Drogen. Meist von Kolumbien aus werden Kokain oder Heroin durch das Land in den milliardenschweren Absatzmarkt Europa geschmuggelt.

Es ist längst offensichtlich, dass in Guinea-Bissau hohe Funktionäre aus dem Militär, der Politik und dem Polizeiapparat in den Handel verwickelt sind und mit den Schmiergeldzahlungen der lateinamerikanischen Kartelle hohe Gewinne erzielen. Die Korruption im Land blüht und erschwert so den Aufbau eines funktionierenden Staates erheblich. Der Widerstand gegen die Drogenkartelle ist gering, denn die Behörden greifen meist angesichts der Bestechungsgelder und der eigenen miserablen Ausrüstung kaum ein. Auch die Wirtschaft ist abhängig vom Drogenhandel, denn abgesehen von Cashew-Nüssen besitzt das Land keine relevanten Exportgüter. So können jede Nacht bis zu 1000 kg Kokain ungestört Guinea-Bissaus Grenzen passieren. 2)

 

„Our laws stoned, full of holes, this is Guinea-Bissau for those who don’t know. This is where the traffickers are given more privileges than college professors“ (“Kaminhus” (Paths) by As One (2012) )

 

Nun mischen sich die Musiker ein. In Konzerten und im Radio prangern die Rapper öffentlich die Missstände an, die durch den Drogenhandel entstehen. Das Radio ist in Guinea-Bissau ein wichtiges Medium des täglichen Lebens und bietet somit den Musikern die Möglichkeit, ihre Kritik an den Profiteuren des Drogenhandels der Bevölkerung musikalisch zu vermitteln. Den Rappern gelingt so eine wichtige Verbindung zwischen Kultur und Teilhabe an der Politik – ein wirkungsvoller Ansatz im Kampf gegen den Drogenhandel. 1)

 

„Guineans, it is time we start to notice
let’s leave behind everything that does not allow us to move forward…“ (“Kaminhus” (Paths) by As One (2012) ) 

 

 

 

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. globalvoicesonline.org: rap musicians take on guinea bissaus drug trafficking problem; aufgerufen am 18.02.2014
  2. Zeit: In Guinea-Bissau regieren auch die Drogenbosse mit; aufgerufen am 19.02.2014

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