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Bürgerwehren in Mexiko – Vom Segen zur Gefahr

| Bild: © n.v.

Sie sollten die mexikanische Bevölkerung vor der brutalen Gewalt und den Übergriffen der Drogenkartelle bewahren: Bürgerwehren in der Provinz Michoacán. Nun ist einer von ihren bekanntesten Anführern selbst in ein Verbrechen verwickelt. Hipólito Mora wurde am Dienstag von den mexikanischen Sicherheitsbehörden wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Mord festgenommen. Am Samstag wurden in der Ortschaft Buenavista die verbrannten Leichen des Anführers einer anderen Bürgerwehr sowie eines seiner Begleiter entdeckt und es gibt überzeugende Hinweise dafür, dass Mora die Morde in Auftrag gegeben hat oder gar direkt an ihnen beteiligt war. 1)

Mora ist damit das erste Mitglied einer Bürgerwehr, das ins Visier der Justiz geraten ist und nun strafrechtlich verfolgt wird. Denn bislang wurden die Bürgerwehren zwar verdächtigt, sich auch an kriminellen Handlungen zu beteiligen, allerdings wurde dem nie weiter nachgegangen. Die Verhaftung Moras zeigt damit auch ganz klar die Gefahren auf, die von solchen Selbstverteidigungsgruppen ausgehen können. Denn diese handeln zunehmend nach ihren eigenen Regeln und greifen dabei auch auf die Methoden der Drogenkartelle zurück: So erpressen und erzwingen sie beispielsweise Spenden in Höhe von bis zu 30.000 Dollar von einfachen Bauern und Geschäftsleuten oder entwaffnen Polizisten und beschlagnahmen deren Autos und Waffen. 2) Auch gibt es Gerüchte, wonach sie mutmaßliche Drogenkartellmitglieder entführen oder gar umbringen. Immer größere Teile der Bevölkerung zweifeln deshalb immer stärker die guten Absichten der Bürgerwehren an. Denn obwohl sie bereits einen Großteil der Dörfer und Städte in der Region Michoacán von der Herrschaft der Drogenkartelle befreien konnten, verhalten sie sich in den Augen der Bevölkerung nicht viel besser als die Kartelle, da sie diese für Taten verurteilen und verfolgen, die sie selbst begehen – wenn auch im geringeren Ausmaß.

Auch sonst zeigt sich, dass die Bürgerwehren nicht unbedingt für mehr Frieden und Sicherheit in der Region sorgen, sondern eher das Gegenteil bewirken: Denn immer wieder kommt es zu Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Fraktionen innerhalb der Bürgerwehren. Und durch die zwei Morde am Wochenende haben sich diese Unruhen in der Region weiter verstärkt: So musste Mora von der Bundespolizei mit einem Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden und die Regierung schickte mehrere hundert Polizisten und Soldaten in die Region, die die Streitigkeiten zwischen den rivalisieren Gruppen beilegen sollten. 3) Dies ist auch den mexikanischen Sicherheitsbehörden zunehmend ein Dorn im Auge. Denn zusätzlich zum Kampf gegen die Drogenkartelle und den Drogenhandel, müssen sie jetzt auch versuchen, die Konflikte zwischen den rivalisierenden Bürgerwehren beizulegen und eine drohende Eskalation verhindern. 4) Damit stellt sich nun die Regierung die Frage, ob sie sich mit der Legalisierung der Bürgerwehren im Kampf gegen die Drogenkartelle und den Drogenhandel wirklich einen Gefallen getan hat.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel Online: Kampf gegen Drogenmafia: Bürgerwehr-Anführer wegen Mordverdachts verhaftet (zuletzt aufgerufen am 13.03.2014)
  2. The New York Times: Vigilantes, Once Welcome, Frighten Many in Mexico (zuletzt aufgerufen am 13.03.2014)
  3. Wiener Zeitung: Anführer der Bürgerwehren im Westen Mexikos festgenommen (zuletzt aufgerufen am 13.03.2014)
  4. Insight Crime: ‚El Chayo‘ Dead but Kinghts Templars War with Vigilante Rages on (zuletzt aufgerufen am 13.03.2014)

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