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Cannabis: Das Geschäft mit der Droge

| Bild: © n.v.

„Er verwies mich an drei seiner Freunde, und die verwiesen mich weiter, und bevor ich es gemerkt habe, waren wir auf die Cannabis-Industrie spezialisiert.“

Jahrelang arbeitete Dan Williams in einer Sicherheitsfirma in Connecticut, bis er für seine eigene Branche eine Nische im Cannabis-Markt fand: er produziert Sicherheitssysteme für Marihuana-Abgabestellen. 1)

In knapp der Hälfte aller US-Staaten ist Cannabis in der einen oder anderen Form legal. Anfang dieses Jahres folgte Colorado Washingtons Beispiel und erklärte die Droge nicht nur für den medizinischen, sondern auch für den privaten Gebrauch als legal. 2) Zugunsten der Konsumenten – aber auch der Unternehmer, Banken und Investoren, denn die Marihuana-Branche gewinnt immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. Die Hoffnung auf ein Ende der Stigmatisierung, einen ansteigenden Konsum und somit hohen Profit lässt die Cannabis-Läden nur so aus dem Boden sprießen. 3) Während der Jahresumsatz der Droge im vergangenen Jahr noch zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden Dollar betrug, schätzt man ihn für 2018 zwischen 4,5 und 6 Milliarden Dollar. Auch wenn diese Behauptung auf den ersten Blick unrealistisch scheint, sei das Potenzial auf alle Fälle vorhanden, so Beau Kilmer, Direktor des Rand Drug Policy Research Center, einer gemeinnützigen amerikanischen Forschungsstelle, die sich dem Thema Drogen widmet. Zählt man den geschätzten Anteil der illegalen Absätze zu den legalen hinzu, „liegen die Ausgaben für Marihuana […] bei mehreren zehn Milliarden Dollar“, so Kilmer. Ein legaler Markt mit einem breit angelegten Branchenfeld, wie beispielsweise Zubehör für Konsumenten, dürfte „Milliarden Dollar an Umsatz generieren“. 1)

So rosig die Prognosen auch klingen mögen, so schwer scheint deren Erfüllung: Obwohl die Legalisierung hohe Wellen geschlagen hatte, ist Cannabis bundesweit noch immer verboten, fällt also in die Kategorie der gefährlichsten Drogen und steht auf derselben Ebene wie Heroin. Ein Hindernis für die Banken: Ihnen ist es nur bei Einhaltung strenger Regelungen erlaubt, Cannabis-Unternehmer im Sinne von Konten oder Krediten zu unterstützen. Gemäß der Richtlinien sind Banken dazu verpflichtet, genau darauf zu achten, dass ihre Kunden über nötige Lizenzen verfügen und sich an gesetzliche Auflagen halten. Verkauft das Unternehmen die Droge an Minderjährige oder bezieht Cannabis aus dem Handel mit Kartellen, ist es Banken nicht gestattet, sie als Kunden aufzunehmen. 3) 4)

Mithilfe der Regeln soll der Industrie mehr Chancen auf Transparenz und Sicherheit ermöglicht werden. Ganz abgesehen davon wären Unternehmer nicht mehr dazu gezwungen im Schatten zu agieren und ihre Geschäfte ausschließlich in bar abzuwickeln. 5) Interessiert daran sind auch Investoren und Banken, die in den neuen Anlageoptionen eine gewaltige Einnahmequelle sehen. Christian Groh, Gründer von Privateer Holdings, ein Wagniskapitalgeber für die Cannabis-Industrie, ist der Meinung, dass es in spätestens zwei Jahren eine Handelsplattform für Marihuana bei Goldman Sachs oder JP Morgan geben wird.

Befürworter einer bundesweiten Legalisierung predigen bereits seit Jahren das Scheitern des War on Drugs. Innerhalb von 40 Jahren soll der Krieg die Steuerzahler rund eine Billionen US-Dollar gekostet haben – ohne Aussicht auf ein Ende oder eine Besserung. Auch die Bevölkerung gibt Zuspruch: 58 Prozent der Amerikaner sind für eine Komplett-Legalisierung, sogar Präsident Barack Obama hält Cannabis für nicht gefährlicher als Alkohol. 3)

Die Industrie steckt noch in ihren Kinderschuhen und viele Hindernisse müssen noch überwunden werden. Welche Ausmaße der neue und noch unerprobte Markt letztendlich annehmen wird, lässt sich nur erahnen. Fragt man Dan Williams in seiner Sicherheitsfirma, ob er Probleme mit der Polizei, dem Geld, den Banken oder Verbrechern hat, verneint er. Das einzige Problem, sagt er, „war mit dem exponentiellen Wachstum der Branche mitzuhalten“. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Wall Street Journal: US-Unternehmer im Marihuana-Rausch – aufgerufen am 04.03.14
  2. Spiegel Online: Marihuana in USA: Immer mehr Bundesstaaten legalisieren Cannabis – aufgerufen am 04.03.14
  3. SZ: Legaler Marihuana-Handel in den USA – aufgerufen am 04.03.14
  4. SZ: Cannabis: US-Banken dürfen mit Marihuana-Händler Geschäfte machen – aufgerufen am 04.03.14
  5. Spiegel Online: Drogenhandel: US-Regierung stellt Marihuana-Regeln für Banken vor – aufgerufen am 04.03.14

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