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Einmal gekifft und schon abgeschoben

| Bild: © n.v.

Um sich ihr Abschlusskleid zu leisten, verkaufte die junge 19-jährige Saira Munoz Hasch-Brownies in ihrer Schule. Mithilfe eines Schulkameraden begann sie vergangenes Jahr ihre Rauschmittel-Backwaren an der River Valley Highschool in Kalifornien zu verkaufen – bis vor kurzem ein Junge nach dem Genuss des Hasch-Brownies in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Anstelle einer Haftstrafe droht Saira allerdings noch weit Schlimmeres: Nach neun Tagen Gefängnisaufenthalt und einer Verurteilung zu vier Jahren Bewährungsstrafe, droht ihr die Abschiebung nach Mexiko, ihr Heimatland. 2000 kam sie mit einer zeitlich begrenzten Aufenthaltserlaubnis nach Kalifornien. Weil sie einen jüngeren Schüler für ihre Drogendeals einspannte, könnte dieser Aufenthalt nun frühzeitig beendet werden. 1) Stellt sich nun die Frage: Rechtfertigt der Verkauf des illegalen Marihuanas wirklich eine Abschiebung?

Durch Medien und Regierung ist uns klar: Wird ein Mensch abgeschoben und muss in sein Heimatland zurückkehren, gibt es dafür nachvollziehbare Gründe wie ein ernstzunehmendes Verbrechen, terroristische Machenschaften oder schwerwiegende Drogendelikte.

Tatsächlich beweist ein aktueller Bericht des Transactional Records Access Clearinghouse an der Syracuse Universität das Gegenteil. Migranten werden zunehmend Opfer des Strafvollzugs, für die kleinsten Dinge zur Verantwortung gezogen und letztendlich abgeschoben. Dem Bericht zufolge wurde die Mehrheit der betroffenen Menschen aufgrund von minimalen und nichtgewalttätigen Verbrechen zur Abschiebung verurteilt – unter ihnen Tausende, die kleinste Mengen an Drogen, hauptsächlich Cannabis, besaßen. 2) Etwa 40 000 Menschen wurden seit 2008 jedes Jahr wegen Verstößen gegen das Drogengesetz abgeschoben – das bedeutet, dass in den letzten sechs Jahren rund 250 000 Menschen wegen gewaltlosen Drogendelikten in ihr Heimatland zurückgeschickt wurden.

Fakt ist also, dass der Drogenkrieg nicht nur die Schuld für die Masseninhaftierungen sondern auch für die Massenabschiebungen in den USA trägt. Viertgrößte Ursache für eine Abschiebung ist laut dem Bericht der Besitz von Marihuana, meist führt allerdings jeglicher Kontakt mit Drogen zu einer Abschiebung. Letztes Jahr wurden allein wegen Cannabis durchschnittlich mehr als 6 600 Migranten abeschoben, insgesamt wurden 20 000 Menschen wegen Drogenbesitzes in ihr Heimatland zurückgeschickt.

Im Gegenteil dazu sind relativ wenige der betroffenen Menschen aufgrund von Drogenschmuggel – geschweige denn – gewalttätigen Verbrechen, verurteilt und abgeschoben worden. „Lediglich ein Prozent der Abschiebungen wurde in Zusammenhang mit einer Straftat gemeldet“, so einer der Autoren des Berichts, „während der Besitz von Marihuana dreimal so oft als Ursache auftrat“
Was passiert mit den Menschen, die abgeschoben werden? Nachdem sie erst einmal in eines der vielen Gefängnisse in den USA gesperrt werden und für mehr oder weniger lang dort bleiben müssen, werden sie in ihr Heimatland zurückgeschickt. Dort sind sie ohne familiäre oder freundschaftliche Bande auf sich allein gestellt. Es mangelt ihnen an Wasser und Lebensmitteln, einer Behausung und medizinischen Hilfsmitteln. Einmal abgeschoben, dürfen die meisten nicht in die USA zurückkehren – egal, ob sie noch Verwandte, Freunde oder eine Gemeinde in den USA haben. Resultat sind Tausende von zerissenen Familien.

Menschenrechtler und Anwälte haben bereits begonnen sich zu zusammenzuschließen, um neue Reformen in der Drogen- und Immigrationspolitik zu fordern. Sie verfolgen das Ziel, die repressive Drogenpolitik zu lockern und Menschen vor einer Abschiebung wegen Drogenkonsum und -besitz zu bewahren.
Saira Munoz ist ebenfalls Opfer der strikten Gesetzgebung geworden. Sie wird sich in Zukunft wohl zweimal überlegen, ob sie das Geld für ihr Abschlusskleid wirklich mit dem Verkauf von Marihuana finanzieren will. 2) 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. DailyMail, 10.04.14: Teenager who sold pot brownies to raise money for her dream prom dress faces being deported to Mexico for drug charges – aufgerufen am 14.04.14
  2. We are the Drug Policy Alliance, 10.04.14: The Drug War = Mass Deportation: 250,000 Deported for Drug Offenses in Last 6 Years – aufgerufen am 14.04.14
  3. San Diego Free Press, 13.04.14: The Drug War Fuels Mass Deportation of Nonviolent Migrants – aufgerufen am 15.04.14

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