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Drogenkrimi auf Bali

| Bild: © n.v.

Seit fast 30 Jahren lebt Arsain bin Anwar in Malaysia und arbeitet dort als Autowäscher. Ursprünglich kommt der 84-Jährige aus Bali in Indonesien. Dort lebt auch seine kranke Frau, die er besuchen wollte. Doch bevor er sich auf dem Weg zum Flughafen machte, sprach ihn ein langjähriger Freund an. Er bat ihn um einen Gefallen: Er sollte Gebetsgewänder und -matten mitnehmen und sie zu einer Moschee in Sampang bringen. Arsain bin Anwar willigte ein. 1)

Am Flughafen von Kuala Lumpur traf der alte Mann auf eine Kontaktperson, die ihm einen Rucksack und einen Koffer gab, sowie 200 Ringgit, der Währung Malaysias, damit er sich ein wenig Wasser kaufen könne. 2) Arsain bin Anwar betrat das Flugzeug; zusammen mit einem weiteren Komplizen, der nur als R bekannt ist. R behielt Anwar genau im Auge. 3)

Nach der Landung auf Bali wird Arsain bin Anwar festgenommen: In seinem Gepäck sind 2,5 Kilogramm Crystal Meth gefunden worden. Zeitgleich verschwindet R und informiert seine Kollegen, dass der Drogenschmuggel aufgeflogen ist. 3)

Er habe nicht gewusst, dass er Drogen transportiere, beteuert der 87-jährige vehement. Er habe nur seine kranke Frau besuchen und mit den 200 Ringgits Medizin für sie kaufen wollen. 1) Jetzt befindet er sich in Polizeigewahrsam, und obwohl die Polizei betont, dass die Ermittlungen noch laufen, droht ihm gemäß indonesischen Rechts eine Hinrichtung durch Erschießen. Die Ermittler suchen fieberhaft nach den anderen Verdächtigen, doch diese scheinen Teil eines größeren Drogenkartells zu sein und sind längst untergetaucht. 1)

Der Vorfall erinnert an Lindsay Sandiford, eine 58-jährige Britin, die wegen Drogenschmuggels in Indonesien vor einem Jahr zum Tode verurteilt wurde. Eine kriminelle Bande habe ihrer Familie gedroht und sie so dazu gezwungen, die Drogen mitzunehmen. Und obwohl sie dabei half, einige mutmaßliche Mitglieder dieser Bande festzunehmen, verurteilte das Gericht sie zum Tode durch Erschießen. 4)

Diese Beispiele zeigen, welche vielfältigen Methoden die Kartelle zum Schmuggeln der Drogen benutzen und wie skrupellos sie dabei vorgehen. Selbst das Vertrauen langjähriger Freunde wird missbraucht, wie der Fall von Arsain bin Anwar zeigt. Ein alter, leichtgläubiger Mann ist hierbei ein ideales Opfer. Die Geschichte von Lindsay Sandiford offenbart eine zusätzliche, grausige Facette des Drogenhandels. Die Androhung von Gewalt oder gar Mord ist eine typische Vorgehensweise der Drogenkartelle, vor der niemand gefeit ist. Doch gerade Entwicklungsländer mit schwachen bzw. korrupten Polizeiapparaten stellen hierfür eine ideale Ausgangsposition dar.

Die beiden Fälle veranschaulichen darüber hinaus die Grausamkeit der strengen indonesischen Drogengesetze. Sollten die Beteuerungen der Angeklagten wahr sein, trifft man nur Unschuldige, und nicht die Veranwortlichen. Die Tatsache, dass selbst die Mithilfe bei der Überführung weiterer Verdächtiger keine strafmildernde Auswirkung hat, spricht ebenfalls nicht für die indonesische Rechtsprechung.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Jakarta Post, 19.05.2014: 84-year-old could face firing squad in Bali drug case – aufgerufen am 20.05.2014
  2. Bali Daily, 19.05.2014: Old man mule busted at airport – nicht mehr verfügbar
  3. Bali Discovery Tour, 18.05.2014: Grandpa, How could you? – nicht mehr verfügbar
  4. Wikipedia: Lindsay Sandiford case – aufgerufen am 20.05.2014

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