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„We think all drugdealers deserve to be shot“

| Bild: © n.v.

Dieser Artikel ist der dritte und letzte Teil von der Reihe über die Drogenkonflikte und die Selbstjustiz der Neuen IRA.

Die irische Regierung verurteilte das Vorgehen der RAAD stark und forderte die Auflösung der Gruppierung. Doch im Gegenteil – die RAAD kündigte fünf weitere Morde an und schloss sich mit der Wahren IRA und unabhängigen bewaffneten Gruppierungen zusammen, welche die Neue IRA bildeten. Kurz darauf verkündete die RAAD-Führung, sich in Zukunft auch politisch zu engagieren. Wohl beeinflusst von der Wahren IRA, welche weiterhin das Ziel der Vereinigung mit Irland verfolgt. So bekamen zunehmend Sicherheitsbehörden die Gewaltausbrüche der Rebellen zu spüren. Oft wurden Polizeibeamte, Militärkräfte sowie auch Gefängniswärter Opfer willkürlicher Gewalt. Die Rebellen warfen ihnen vor, nicht gegen die Drogen–Dealer vorzugehen. 1) 2)

Doch auch Mitglieder der Neuen IRA müssen einstecken, so wurde der Anführer der Wahren IRA Alan Ryan im September 2012 von Mitgliedern einer rivalisierenden Drogengang tagsüber auf offener Straße erschossen.

Vor allem in Derry nimmt die Gewalt seit der Fusion der Gruppierungen stetig zu. Alex Miller, Vice News Reporter, interviewte die Anti-Drogen-Bürgerwehr und traf auf Jugendgangs (die jüngsten 13 Jahre alt), welche die RAAD und die IRA unterstützen. So gehen sie bei Straßenkämpfen mit selbst gebastelten Benzinbomben auf die Polizei los.
Auch scheinen sie bereits die Anti-Drogen-Haltung stark zu vertreten, wie die Aussagen „We don’t like drugdealers“ und „We think all drugdealers deserve to be shot“ aus dem Vice-Interview zeigen.  3)
Erst Anfang dieses Jahres, am 27. März ließ die Neue IRA wieder von sich hören. Auf einem Parkplatz in einer Wohngegend in Londonderry explodierte eine Autobombe. Sozialdemokrat und Parlamentsmitglied Pat Ramsey vermutet die Absicht dahinter, kurz vor den EU-Wahlen die Macht der Regierung zu untergraben und sich selbst als Polizeieinheit mit hoher moralischer Basis zu zeigen.
Frühere Unterstützer der revolutionären Gruppierungen, die sie teils schon als Helden ansahen, wenden sich immer mehr ab und demonstrieren gegen den Anti-Drogen-Kurs. Zu viele Opfer trägt der Konflikt schon mit sich, nicht nur die harten Bestrafungsmethoden der Extremisten, auch die vielen fehlgeleiteten Bestrafungsaktionen stoßen zunehmend auf Unverständnis und Traurigkeit in der Bevölkerung.

Ob die irische Regierung mit ihrer jetzigen Strategie die Neue IRA eindämmen kann, steht noch aus. Bis jetzt zeigte sie sich nicht sehr effektiv. Allein durch Aussagen wie von Sinn-Féin-Politiker Gerry Kelly, dass „derartige Gruppierungen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben“, wird man die terroristischen Gruppierungen wohl nicht zum Einlenken bekehren können.

Einige bezeichnen die Selbstjustiz der RAAD sowie der Neuen IRA als Heuchelei, einige sind die Gewalt einfach nur Leid und einige stehen immer noch bewundernd hinter ihnen. Abgesehen davon, welche Gründe und Argumente man für seine Ansichten hat, ist Folter und Mord nie zu rechtfertigen. Gewalt als Mittel gegen bereits vorhandene Gewalt? Ist das wirklich der richtige Ansatz? Darüber hinaus: Wie ehrlich ist die „Selbstjustiz“ der Neuen IRA? Wird der Kampf gegen die Drogenkriminalität nicht eher als Vorwand genutzt, um ihre Vormachtstellung auszuweiten und somit ihren politischen Zielen näher zu kommen?

Wir empfehlen: Zum Thema passendes Medienmaterial: „Allein gegen das Verbrechen“ und „Die Journalistin“ zeigen das Schicksal von Veronica Guerin. Die umstrittene irische Serie „Love/Hate“ zeigt in erschreckend realistischer Weise die Geschichte der Mitglieder einer kriminellen Gang, ihren Drogengeschäften und Opfern.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. spiegel: nordirlan neue ira. erschienen am: 13.11. 12, aufgerufen am: 18.09.14
  2. bbc: uk northern ireland. erschienen am: 18.02.13 aufgerufen am: 18.09.14
  3. vice: free derry ira drug war. erschienen am: 18.03.14 aufgerufen: 18.09.14

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