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Diplomatischer Fauxpas im Mittelmeer: Marokkanischer König gerät in Drogenkontrolle

| Bild: © n.v.

Die traditonell eher guten Beziehungen zwischen dem Königreich Marokko und Spanien wurden in der vergangenen Woche auf die Probe gestellt. Bei einer Standardpatrouille der spanischen Drogenkontrolleure auf dem Mittelmeer störten sie einen ungewöhnlichen Verdächtigen auf einer Segeltour:

Um von den spanischen Ermittlern erkannt zu werden, musste der junge König Mohammed VI, der im Jahr 1999 den marokkanischen Thron bestieg, sich erst seines Hutes und seiner Sonnenbrille entledigen. Ohne Frage eine peinliche Situation, für alle Beteiligten.
Nach der Beschwerde des Blaublüters folgten zwar umgehend Entschuldigungen und Richtigstellungen der spanischen Seite. 1) Trotzdem wirft der Vorfall ein ungünstiges Licht auf das afrikanische Königreich Marokko.

Der Staat ist ein privilegierter Handelspartner der Europäischen Union, es gibt umfangreiche Kooperationen und Abkommen. Diese erstrecken sich über die Bereiche Agrar- und Fischerei, aber auch den Sicherheitsbereich: Spanien ist nicht nur Drehscheibe für Migranten aus Afrika, die ein neues Leben in der Europäischen Union – oder eben notfalls auch im, wirtschaftlich vergleichsweise stabilen, Marokko anstreben.

Vor allem ist Marokko der größte Produzent von Hasch weltweit. Der illegale Anbau und Handel zielt neben dem Nachbarland Algerien insbesondere auf die Europäische Union. Die das Land verlassenden Blätter haben eine ungewöhnlich gute Qualität, die durchaus auch Touristen zu schätzen wissen. 2)

Allerdings ist die marokkanische Gesetzgebung, wie im gesamten arabischen Raum, alles andere als großzügig. Der Besitz und Handel mit Drogen wird drastisch bestraft.

Trotzdem wird Cannabis mittlerweile zu einem so bedeutsamen Wirtschaftsfaktor, vor allem im landwirtschaftlich geprägten Norden des Landes, dass sogar in dem muslimischen Land ein langsames Umdenken stattfindet.
Erst im vergangenen Jahr brachte eine große Oppositionspartei, die PJD, die Legalisierung der Produktion und des Handels mit Cannabis, für den medizinischen Bereich, aber auch für den normalen Konsum ins Spiel. 3)

Eine solche vorsichtige Legalisierung wäre aus sicherheitspolitischen wie aus volkswirtschaftlichen Erwägungen erstrebenswert. Der marokkanische Staat ist chronisch verschuldet, eine Besteuerung der Cannabiswirtschaft könnte hier zusätzliche Einnahmen verschaffen. Außerdem ist die Bekämpfung der Drogenkriminalität sehr teuer, und auf Grund der Korruptionsanfälligkeit der Behörden auch nur wenig effektiv.

Dass sich solche Forderungen langfristig in Marokko durchsetzen können, ist aber eher unwahrscheinlich. Auch wenn die Gesellschaft im Vergleich zu anderen arabischen Staaten eher tolerant ist, verbietet die Islamische Religion eine tolerantere Drogengesetzgebung.

Spanien wiederum hat dieses Frühjahr erst sein eigenes Sicherheitsengagement auf seinen Exklaven Ceuta und Melilla verstärkt. Ein Vorfall, bei dem spanische Beamte im Mittelmeer befindliche Flüchtlinge mit Gummigeschossen quälten, blieb zwar innenpolitisch erstmal folgenlos. In der Folge entflammte allerdings eine erneute innereuropäische Debatte über den Umgang mit den Flüchtlingsströmen seitens des afrikanischen Kontinents. Ein großer Teil der Flüchtlinge erreicht das europäische Festland über Marokko.
Deshalb steht der spanische Nachbar unter Zugzwang und vermeldete zuletzt, seine Mittel zur Grenzsicherung um über 2 Mrd. Euro aufzustocken. 4)

Diese Maßnahmen werden wohl kaum zu einer Entspannung der Sicherheitslage auf der Meerenge von Gibraltar beitragen. Somit müssen sich Reisende, als auch spanische Behörden auf weitere unangenehme Zwischenfälle einstellen.

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Daily Mail, aufgerufen am 28.08.2014: Spain forced to apologise to the King of Morocco after police tried to board his yacht when they mistook him for a drug smuggler 
  2. Vice: Recherchereise zum besten Hanf der Welt, aufgerufen am 1.09.14 
  3. The Independent UK, aufgerufen am 1.09.2014: The green shoots of recovery? Morocco considers the legalisation of marijuana cultivation 
  4. The Guardian, 1.09.2014: Spain to raise security around Morocco territories over Immigration fears

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