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Mexiko: Korruption ist laut Bevölkerung bei den neuen Checkpoints an der Tagesordnung

| Bild: © n.v.

Die 78-jährige Said lebt seit drei Jahrzehnten in der Stadt Tonala im Süden Mexikos im Bundesstaat Chiapas. Um sich etwas dazu zu verdienen, fährt sie mit dem Bus in die Grenzstadt Tabachula, um Waren wie Babyklamotten zu kaufen, die sie dann in ihrer Heimatstadt weiterverkauft. Früher wurde sie nie kontrolliert, die Menschen kannten sie, nannten sie oft „Großmutter“.
Doch heute ist die Lage im Süden Mexikos anders: Mit den neuen Kontrollen kommen neue Soldaten, die Said kontrollieren, genau wie die anderen, die die Checkpoints passieren. Auf der Strecke von Tonala nach Tabachula sind es 22, alle zehn Kilometer gibt es eine Inspektion.
An einem Tag hatte sie Waren im Wert von 200 US-Dollar gekauft. Auf dem Heimweg wollten Soldaten bei einer Kontrolle dafür 300 Pesos, Said hatte aber nur 50 Pesos als „Notgroschen“ dabei. Deshalb wurden ihr die Einkäufe und das Geld abgenommen und sie musste mehrere Stunden warten, bis sie in der Nacht ein Bus mit zurück nahm. Seit diesem Vorfall ist sie nicht mehr nach Tabachula gefahren.
Seit der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto 2012 an die Macht gekommen ist, hat sich die Anzahl der Checkpoints in Chiapas um über 300 Prozent erhöht. Gab es 2011 noch 6 683 Polizeiinspektionen, waren es 2014 zwischen Januar und Anfang September mit 16 930 schon mehr als doppelt so viele.
Im Kampf gegen den Drogenhandel wird die mexikanische Regierung seit 2008 von den USA mit der Meridia Initiative unterstützt. Bislang flossen über zwei Milliarden US-Dollar nach Mexiko, die der Regierung bei der Bekämpfung der Kartelle helfen sollen. 1) 2)

Das Problem der Checkpoints seien laut der lokalen Bevölkerung die korrupten Inspekteure. Mexikanische Einwohner und Migranten berichten von Amtsmissbrauch und Erpressung. Auch die 78-jährige Said sagt: „Hätte ich das geforderte Geld gehabt, hätte ich mit meinen Waren passieren dürfen.
Der Bürgermeister von Tonala hat von den Beschwerden über die Checkpoints gehört. Er behauptet allerdings, dass die Einheimischen mit allem unzufrieden seien. Für ihn garantieren die Checkpoints mehr Sicherheit und gleiche Behandlung für alle. Er wusste nicht, dass die Bewohner Gebühren zahlen müssen, um durch die Kontrollen zu kommen, ist aber der Meinung, solange es nur 100 Pesos (circa sieben US-Dollar) seien und nicht 500 (circa 34 US-Dollar), wäre das noch keine Korruption.
Die USA wollen Mexiko bei den Kontrollen entlang der südlichen Grenze unterstützen. Neben der Bereitstellung von Ausrüstung wie Röntgen-Geräten oder Apparaten, die explosive Substanzen aufspüren, trainieren die USA die mexikanischen Beamten. Gemäß der US-Amerikanerin Annie Pforzheimer, zuständige Beamtin der US-Botschaft in Mexiko City, wussten die USA nichts von den Beschwerden seitens der Bevölkerung. Sie denkt allerdings, dass diese Reaktion ganz normal sei, da vorher keine Kontrollen stattgefunden haben. Jetzt wo es sie gibt, würden wenige Kontrollpunkte den Menschen gleich überzogen vorkommen. Problematisch sieht sie allerdings die Ansicht, dass die verstärkte Sicherheitsarbeit mit Korruption in Verbindung gebracht wird. Dem entgegenzuwirken sei aber laut Pforzheimer Sache der mexikanischen Regierung. 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. wikipedia.org: Meridia-Initiative – stand 20.1.15
  2. pri.org: Locals say checkpoints along Mexico’s southern boarder mean endless commutes and shake-downs – stand 20.1.15
  3. insightcrime.org: A Journey Through Corrupt Military Checkpoints in Mexico – stand 20.1.15

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