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Sansibar – Drogen im Paradies

| Bild: © n.v.

Wenn Kokain und Heroin auf ihren gängigen Handelsrouten von Amerika nach Asien und Europa geschmuggelt werden, passieren sie häufig auch die Insel Sansibar. Sansibar, die Insel der Traumstrände, Ziel vieler Hochzeitsreisen, Bade- und Entspannungsurlaube hat ein Drogenproblem. Wenige Seemeilen vor Tansania findet man ein widersprüchliches Bild auf der über eine Million Bewohner zählenden Insel vor. Traumurlaub trifft auf Existenzgrundlage, Schwarz auf Weiß, türkisblaues Wasser auf realitätsverzerrenden Drogenkonsum. Teures Koks auf billiges Heroin. Wohlgemerkt auf einer Insel, die der Größe des Saarlandes entspricht.

9.000 Sansibaris gelten als heroinabhängig – nicht minder die Anzahl von Kokainabhängigen. Während in vielen Ländern Kokain als unerschwinglich gilt, verhält sich dies auf Sansibar anders. Für 30.000 Schilling, umgerechnet 15 Euro, erhalten Touristen wie Einheimische ein Tütchen mit dem weißen Pulver. Neben Wodka Energy, Bier und Mojito, ist Kokain und Heroin an vielen Strandbars einfach erhältlich.

Touristen versüßen sich mit der Droge ihren Urlaub, ausländische Arbeiter ihr Leben an den weißen Sandstränden. Viele beschränken ihren Konsum auf das Wochenende. Aber es gibt ebenso viele, die dies nicht schaffen. Drogenabhängigkeit, vor allem von Einheimischen, wird immer mehr zum Problem.

Ein Sansibari hat ein Problem mit dem Problem: Suleiman Muly, heute 37 Jahre alt, war jahrelang drogenabhängig: „Ich begann mit 13 Jahren Marihuana zu rauchen, dann stieg ich auf Heroin um. Weil ich ständig zu war, konnte ich die Schule nicht beenden. Am Ende lebte ich auf der Straße. Um weiter Drogen zu nehmen, klaute und bettelte ich.“ Mulys Geschichte klingt beispielhaft dafür, wie es vielen Sansibaris geht. Doch in einem Punkt unterscheidet sie sich. Muly schaffte den Absprung. Doch das reichte ihm nicht. Mit viel Engagement und Leidenschaft gründete er eine Entzugsklinik, um Abhängigen zu helfen. Wer in Mulys Klinik eingeliefert wird, bekommt zuerst zwei Wochen kalten Entzug verschrieben, ohne Ersatzdrogen – die harte Tour. Wer diese zwei Wochen übersteht, arbeitet dann weitere vier Monate in Gesprächsrunden an sich. Lediglich zwei Prozent brechen ihren Entzug in Mulys Klinik ab. Eine gute Quote, wie der 37 Jährige zu berichten weiß.

Die Schwierigkeit besteht für die meisten Drogenabhängigen in der Bewährung nach der Entzugszeit. Ausgelassene Strandpartys, billiges Koks und Heroin verleiten zum Rückfall. Viele Konsumenten glauben auch nach dem Entzug, dass ein bisschen ab und zu nicht schaden kann, wie Muly erklärt.

Doch wer trägt Schuld daran?

Drogengesetze gelten in Sansibar als lasch. Marihuana, Kokain, Heroin sind leicht erhältlich, die Hemmschwelle vergleichsweise gering. Die Preise niedrig. Der Korruptionsgrad in der Politik, der öffentlichen Verwaltung und bei den Bürgern extrem hoch. Dazu die Zwischenlagerplätze von Drogen aus Amerika auf dem Weg nach Asien und Europa. Der Partytourismus bei dem das Gramm Koks offensichtlich dazugehört wie der Mojito.

Mit den Touristen kam das Geld ins Paradies. Mit dem Geld die Drogen. Eine Schuld möchte Mulay trotzdem niemandem geben. Das sei nun mal das System von Angebot und Nachfrage auf Sansibar. (Drogen-) Paradies im indischen Ozean.

 

welt.de: Eine Insel im Drogenrausch – Stand 25.3.2015

spiegel.de: Tourismus auf Sansibar – Zwischen Glaube und Geschäft – Stand 25.3.2015

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