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Fataler Titel: Ist Kolumbien Weltmeister der Kokainproduktion?

| Bild: © n.v.

Nach einem Bericht des Weißen Hauses hat Kolumbien vermutlich erneut die unehrenhafte Führung in der Produktion von Kokain übernommen. Nachdem Peru im Jahr 2013 höhere Erträge zu verzeichnen hatte, nimmt Kolumbien nun erneut die Spitzenposition ein.

Nachdem der Anbau von Kokapflanzen in Kolumbien von 2007 bis 2012 um über die Hälfte reduziert wurde, kam es 2014 zu einem enormen Anstieg sowohl in der Kultivierung, als auch in der Produktion um nahezu 40 Prozent. Die Anbauflächen für Kokapflanzen wurden um über ein Drittel vergrößert. Für die Produktion von Kokain bedeutete das eine Steigerung von 185 Tonnen im Jahr 2013 auf geschätzte 245 Tonnen im Jahr 2014. Für Peru und Bolivien liegen derzeit noch keine aktuellen Zahlen vor, ein Anstieg in einem solchen Ausmaß ist jedoch ziemlich unwahrscheinlich. 1)

Die explosionsartige Vergrößerung der kolumbianischen Kokainproduktion steht in enger Verbindung mit dem Goldpreis. Als dieser 2010 und 2011 ein Rekordniveau erreichte, zogen viele Gelegenheitsarbeiter vom Kokaanbau zu den illegal betriebenen Goldminen. Mit dem aktuellen Sinken des Goldpreises reduziert sich auch die Zahl der Minenarbeiter, die nun zu den Kokafeldern der Anden zurückkehren.

Die Reduzierung des Programms zur Ausrottung der Drogenernten hat auch zum Anstieg der kolumbianischen Kokainproduktion beigetragen. Die Zerstörung der Pflanzen vom Boden aus wird zunehmend gefährlicher. Die größte Rebellengruppe des Landes – die FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) – versteckt Minen und Sprengfallen in ihren Feldern und geht mit Scharfschützen gegen die Sicherheitsleute vor, die die Pflanzenbekämpfer beschützen sollten. Die Pflanzenvernichtung aus der Luft war aus Gründen der Sicherheit die bevorzugte Methode der kolumbianischen Regierung. Nachdem jedoch bekannt wurde, dass der Sprühstoff nicht nur zu starken Schäden der Umwelt führen kann, sondern auch ein großes Gesundheitsrisiko darstellt, wurde es immer schwieriger für die kolumbianische Regierung, die Einsätze aus der Luft zu verteidigen.

Der Hauptgrund für den rapiden Anstieg der Kokainproduktion liegt jedoch bei der FARC. Die Guerillagruppe kontrolliert bis zu 70 Prozent des gesamten Kokaanbaus in Kolumbien. Unter ihrer Schutzherrschaft wird die Pflanze gesät und geerntet. Die FARC hat in den letzten Jahren immer mehr Bauern überzeugt, auf Kokaanbau umzusteigen. Sie argumentierten, dass die Bauern nur so von dem zukünftigen Friedensschluss zwischen der FARC und der Regierung Kolumbiens profitieren könnten. Wer kein Kokablatt anbaut, könne nach Abschluss der Verhandlungen nicht mit der Regierung verhandeln und würde keine Fördermittel erhalten. Das jedenfalls versichern die Rebellen den Bauern. Gleichzeitig stellt sich die Rebellengruppe in den Friedensverhandlungen als die einzige Kraft dar, die den Kokaanbau wirklich kontrollieren kann.

Die Zahlen des Weißen Hauses kommen zu einem äußerst unpassenden Zeitpunkt für die kolumbianische Regierung. Bei aktuellen Umfragen sanken die Beliebtheitswerte von Präsident Santos auf nur 29 Prozent. Auch die Zuversicht, dass die Friedensverhandlungen zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen werden, ist  beträchtlich gesunken. Santos steht nun unter Zugzwang. Sollten die Friedensverhandlungen scheitern, würde die Regierung Kolumbiens einer FARC gegenüberstehen, die die Waffenruhe genutzt hat, um ihren Einfluss auf den Kokaanbau zu vergrößern und sich finanziell abzusichern. Die FARC zeigt sich so stark wie nie, während die Staatsmacht immer mehr an Glaubwürdigkeit verliert. 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Office of National Drug Control Policy: Coca in the Andes – nicht mehr verfügbar
  2. InSightCrime: Is Colombia Again the World’s Top Cocaine Producer? – aufgerufen am 8.5.2015

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