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Mischt die FARC auch bei synthetischen Drogen mit?

| Bild: © n.v.

Das kolumbianische Militär hat nach eigenen Angaben ein Labor für synthetische Drogen aufgedeckt, das von der Guerilla-Gruppierung FARC geleitet wurde. Sollte das der Wahrheit entsprechen, würde es bedeuten, dass die Rebellen ihre illegalen Geschäfte ausweiten und Einzug nehmen in den immer größer werdenden Markt für synthetische Drogen in Lateinamerika.

Nach Angaben des Militärs wurde das Labor von 30 Mitgliedern der 48ten Front der FARC geleitet. Vor Ort fanden die Behörden 1,5 Tonnen Grundchemikalien sowie Beweise, dass Arbeiter hier bis zu drei Tonnen Kokain pro Monat hergestellt haben könnten. Es wird davon ausgegangen, dass das Labor monatlich bis zu 11,7 Millionen US-Dollar für die Rebellenarmee erwirtschaftet haben könnte. Etwa ein Drittel dieser illegalen Einnahmen stamme aus der Herstellung von synthetischen Drogen wie Ecstasy oder Meth.

Dass die FARC nun auch in das Geschäft mit synthetischen Drogen eingestiegen sein könnte, deutet darauf hin, dass sie bestrebt wäre, neue Absatzmärkte zu erobern. Sollte es der Wahrheit entsprechen, dass die 48te Front der FARC in den Handel von synthetischen Drogen involviert ist, wäre das sicherlich auf die immer größer werdende Nachfrage nach synthetischen Drogen zurückzuführen. 1)

Angesichts der Friedensverhandlung, in der sich die Guerilla-Gruppe mit der Regierung seit 2012 befindet, ist der Bericht des Militärs äußerst problematisch. Sollte die FARC tatsächlich synthetische Drogen herstellen und vertreiben, könnte dies von der kolumbianischen Regierung durchaus als Missachtung der Friedensbemühungen verstanden werden. Nach über 50 Jahren des blutigen Konflikts gefährden nun synthetische Drogen den möglichen Frieden.

Auch ist die Herstellung von synthetischen Drogen wesentlich einfacher zu verbergen. Internationalen Kontrollen, die nach Drogenplantagen Ausschau halten, übersehen oft die kleinen Hütten, in denen das große Geld gemacht wird. 2) Die Produktion von synthetischen Drogen ist zudem nicht an klimatische Bedingungen gebunden. Sie hat keine Ernteausfälle zu verzeichnen und ist aus diesem Grund eine sichere und finanziell vielversprechende Geldquelle.

Die FARC wäre sicher nicht die erste kriminelle Gruppe in Kolumbien, die in den Handel mit synthetischen Drogen einsteigt. Im Oktober des vergangenen Jahres kam es zu einem Massaker südwestlich der Stadt Cali. Rivalisierende Banden stritten dort um eine Schmuggelroute für synthetische Drogen, berichtete die örtliche Polizei. Insgesamt acht Menschen starben bei der Auseinandersetzung. 3)  Im April deckten Behörden die scheinbar erste kolumbianische Gruppe auf, die sich allein dem transnationalen Handel mit synthetischen Drogen verschrieben hatte. Die Mitglieder der Schmugglerbande „Los Pri“ wurden in Kolumbien und den USA verhaftet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie das Monopol für den synthetischen Drogenmarkt in sechs lateinamerikanischen Ländern inne. 4)

Die immer größere Zahl an illegal bewaffneten Banden, die in das Geschäft mit synthetischen Drogen einsteigen, scheint die schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Synthetische Drogen könnten sich bald als ein Sicherheitsrisiko auf gleicher Stufe mit traditionellen Drogen wie Kokain darstellen. Bereits 2013 äußerten sich hohe Polizeibeamte besorgt, dass synthetische Drogen Kokain ersetzen könnten und die nächste große Schlacht im Krieg gegen die Drogen initiieren würden. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSightCrime: FARC Producing Synthetic Drugs: Colombian Military – aufgerufen am 10.6.2015
  2. InSightCrime: Synthetic Drug Report Suggests LatAm Criminal Migration, Growing Local Market – aufgerufen am 10-6.2015
  3. InSightCrime: Colombia Massacre Linked to Battle Over Synthetic Drug Trade: Police – aufgerufen am 10.6.2015
  4. InSightCrime: Colombia Disbands Transnational Synthetic Drug Ring – aufgerufen am 10.6.2015

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