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Drogenkartelle überwachen Gesellschaft und Grenzen

| Bild: © n.v.

Die mexikanische Regierung versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, die Aktivitäten der Drogenkartelle zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Dazu zählen Waffengewalt, Repressionen, strikte Gesetze und Überwachung. Die Regierung will wissen, was auf ihren Straßen und an der Grenze zu den USA vor sich geht. Primär, um auf die Aktionen der Drogen- und Menschenschmuggler zu reagieren. Die Kartelle sind gerade dabei, das Spiel umzudrehen. In Tamaulipas haben Behörden ein weitläufiges Überwachungsnetzwerk aus Kameras entdeckt.

Mexikanische Politiker und Behörden haben den Ruf, anfällig für Korruption zu sein. Immer wieder gibt es Berichte, dass die Kartelle des Landes vor Aktionen der Polizei oder des Militärs gewarnt wurden, oder dass Gefängniswärter bei der Flucht von hochrangigen Drogenbossen kurz mal „nicht hingesehen“ haben. Dadurch haben es die Kartelle fast geschafft, ein Netzwerk der Überwachung aufzubauen. Oft hat es den Anschein, die Banden seien den Behörden schon mindestens einen Schritt voraus. 1)

In Tamaulipas, einer Region im Nordosten Mexikos, wurde nun ein Netzwerk aus Kameras entdeckt, das vermutlich benutzt wurde, um sowohl die Bevölkerung als auch die Polizei zu überwachen. Das Netzwerk bestand vermutlich auch 39 Kameras. Diese konnten kabellos ferngesteuert werden, waren verschlüsselt und speisten sich aus dem lokalen Stromnetz. Der Großteil der Kameras war an Telefonmasten befestigt. Aufgeflogen sind diese erst, als zufällig – durch die Überwachungskameras des Staates – beobachtet wurde, wie einige an diversen Telefonmasten angebracht wurden. Man geht davon aus, dass die Urheber der Aktion damit gerechnet hatten, früher oder später entdeckt zu werden und die Kameras von Anfang an nur für einen begrenzten Zeitraum ausgelegt waren. Das Kartell, dem die Kameras gehörten, schaffte es noch 18 Stück selbst abzubauen, bevor die Behörden das Überwachungsnetzwerk zerstörten. Sie wurden wahrscheinlich schon im Vorfeld von der Aktion in Kenntnis gesetzt. 2)

Dass Kartelle Straßen überwachen und auch Kameras benutzen, ist keine große Neuigkeit. Das erstaunliche an diesem Fall ist sowohl das Ausmaß, mit dem überwacht wurde, als auch die Dreistigkeit, mit der unter den Augen der Behörden so ein Netz errichtet werden konnte. Allerdings gibt es ähnliche Fälle in Grenzstädten. Dort wurden in letzter Zeit immer mehr Transmitter und andere Übertragungsgeräte gefunden und konfisziert. Anhand der Funde dort kam der starke Verdacht auf, dass die Kartelle es auch geschafft haben, ein Überwachungsnetzwerk auf der US-amerikanischen Seite der Grenze zu errichten. Das mexikanische Militär hat alleine 118 Sender und 59 Antennen konfiszieren können. Die neuesten Funde zeigen erneut, dass die Kartelle keine Kosten und Mühen scheuen, um technologisch auf dem neusten Stand zu sein. Zudem scheinen sich die Kosten zu lohnen. 3)

Der Schritt, Kameras flächendeckender zur Überwachung der kontrollierten Gebiete zu benutzen, ist aus Sicht der Kartelle nur logisch. War man früher auf Spitzel und Spione angewiesen, sind Kameras um ein Vielfaches sicherer und zuverlässiger. Die immer kleiner werdenden Sender und Kameras fallen, wenn sie einmal irgendwo montiert sind, nicht auf. Sie sind schwer aufzuspüren und können direkt gesteuert werden. So können die Kartelle Informationen über ein großes Gebiet mit relativ wenig Aufwand gewinnen und in Echtzeit auswerten. Die Reaktion der US-amerikanischen und mexikanischen Behörden bleibt abzuwarten.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel Online: Flüchtiger Drogenboss: „El Chapos“ mächtiges Helfernetz – zuletzt aufgerufen am 03.09.15
  2. Vice – Motherboard: Big Brother Narco – zuletzt aufgerufen am 03.09.15
  3. KRGV.com: Cartel Cameras Could be Used on US Soil – nicht mehr verfügbar

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