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Wodurch finanzieren sich die Taliban?

Am 28.9.15 wurde die nordafghanische Stadt Kundus von den Taliban eingenommen. Dies ist die erste erfolgreiche Standpunkteroberung seit ihrer Entmachtung 2001. Die afghanische Armee startete mit Unterstützung der NATO eine Gegenoffensive, die bis zum 1.10.15 nur teilweise erfolgreich verlief. Auch wenn die Stadt von der afghanischen Armee wieder zurückerobert wird, zeigt die Einnahme doch den steigenden Machteinfluss der islamistischen Aufständischen. Außerdem erstarken Zweifel an der Fähigkeit von Armee und Polizei, geeignete Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, besonders seit dem NATO-Abzug 2014. 1) Woher stammen aber die finanziellen Mittel, mit denen die islamistische Gruppe die anfallenden Kosten für Angriffe und Anschläge deckt?

Die Taliban kontrollieren weiträumig die ländlichen Gebiete Afghanistans. Für Verwaltung, die Versorgung der Truppen, Waffen und Verteidigung sind allerdings hohe finanzielle Aufwendungen nötig. Diese finanzieren sie unter Anderem durch Steuern auf den Opiumanbau, womit sie etwa 300 Millionen US-Dollar jährlich erhalten. 2)  Obwohl der Schlafmohnanbau unter der Taliban-Herrschaft stark eingedämmt wurde, profitieren sie nun davon: „Sie fordern die Steuern nicht danach, was du anbaust, sondern danach, was du auf deinem Land produzieren könntest, wenn du Opium anbauen würdest. Wenn du also entscheidest, dass du kein Opium anbauen willst, sagen die Taliban ‚Gut, dann zahl mir das, was du durch den Schlafmohnanbau gewinnen würdest und du kannst anbauen, was auch immer du willst‘“ , so der Afghanistan-Experte Jonah Blank.

Afghanische Bauern geraten so leicht in eine Abhängigkeit: Schlafmohn ist leicht zu kultivieren und wird deshalb oft aus Armutsgründen und mangelnder Perspektive angebaut. Die Opiumproduktion entwickelte sich zu einem elementaren Teil der Wirtschaft. Da es schwierig ist, angemessene Preise für andere Produkte zu erhalten, sehen sich viele Bauen gezwungen, Schlafmohn anzubauen, um zu überleben.

Auch Versuche der USA, der afghanischen Regierung finanzielle Mittel zur Eradikation der Schlafmohnfelder zur Verfügung zu stellen, scheiterten- und trafen hauptsächlich individuelle Farmer, statt das Erstarken von islamistischen Gruppen einzudämmen. 3)

Laut einem UN-Report von 2014 gelangten die Taliban nach dem NATO-Rückzug zu einer deutlichen finanziellen Stärkung, die sich unter Anderem aus dem Drogenhandel und illegalem Bergbau speist. Diese Entwicklung lässt eine Beendigung der Kämpfe und Anschläge in Afghanistan in die Ferne rücken, weil die finanziellen Ressourcen aus Opiumanbau und Bergbau immer weiter gewonnen werden können. Außerdem würde eine friedliche Lösung des Konflikts die Profite mindern, die sich aus der Krisensituation für viele Taliban ergeben – somit erhalten neben islamistischen Beweggründen auch die finanziellen zunehmend an Bedeutung, so der UN-Report. 4)

Noch immer produziert Afghanistan etwa 90 Prozent des weltweiten Opiumbestandes, während zunehmend auch Märkte innerhalb des Landes erschlossen werden. Opiate aus Afghanistan gelangen nach Russland, Europa und sogar in die USA. 5) Während die Nachfrage nach Heroin ungebrochen ist, werden immer größere Teile der Zivilbevölkerung in die Abhängigkeit von den Taliban getrieben.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Zeit Online: Afghanische Regierung meldet Rückeroberung von Kundus – zuletzt aufgerufen am 01.10.2015
  2. International Business Times: Amid Kunduz Takeover, Who Is Funding The Taliban? Iran, Drug Money Fuels Afghanistan Conflict – zuletzt aufgerufen am 01.10.2015
  3. NBC News: As Heroin Use Grows in U.S., Poppy Crops Thrive In Afghanistan – zuletzt aufgerufen am 01.10.2015
  4. United Nations Security Council: Fourth report of the Analytical Support and Sanctions Monitoring Team submitted pursuant to resolution 2082 (2012) concerning the Taliban and other associated individuals and entities constituting a threat to the peace, stability and security of Afghanistan – zuletzt aufgerufen am 01.10.2015
  5. United Nations Office on Drugs and Crime: Central Asia – zuletzt aufgerufen am 01.10.2015

Ein Gedanke zu „Wodurch finanzieren sich die Taliban?“

  1. Mein Gott ist die Menschheit dumm.
    Legalisieren, Anbau erlauben, Markt regulieren, Konsumenten schützen, Taliban schwächen.
    Das ist alles so beknackt, und wir tun so als seien wir aufgeklärt…

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