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Krebserregendes Glyphosat bedroht kolumbianische Kleinbauern schon seit 20 Jahren

Über die Zulassung des Pestizids Glyphosat wird momentan in Europa kontrovers diskutiert – die WHO stufte das Pestizid im März als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. 1) Die Entscheidung der EU-Kommission, das Schädlingsbekämpfungsmittel für weitere zehn Jahre zuzulassen, sorgt bei vielen Interessensgruppen für Unverständnis: Glyphosat birgt erhebliche Risiken für Mensch und Umwelt. Neben dem Krebsrisiko sind negative Konsequenzen auf das menschliche Hormonsystem, Fehlbildungen, Atemwegserkrankungen und eine massive Bedrohung des Ökosystems zu erwarten. 2)  Das Pestizid wurde seit 1994 jahrelang durch Luftbegasung auf die Felder von Kleinbauern gesprüht, um den Kokaanbau zu unterbinden. Die kolumbianische Regierung reagierte auf den Bericht der WHO mit der Beendigung des Einsatzes von Glyphosat ab dem 1.Oktober 2015. 3)

Der Plan Colombia wurde 1999 entwickelt, um den Drogenanbau mit militärischen Mitteln zu unterbinden und damit den Frieden im Land zu sichern. Die Strategie wurde von den USA mitinitiiert und finanziell unterstützt, da diese sich durch den wachsenden Drogenfluss von Kolumbien in die USA bedroht sah. Im Zuge dessen wurden massive Besprühungen mit Glyphosat aus der Luft gestartet, die neben Kokaanbaugebieten auch die Felder von Kleinbauern, die legale Pflanzen anbauten, zerstörten. Dabei kam es wiederholt zu Hauterkrankungen, Fehlgeburten und zu mentalen Störungen bei der lokalen Bevölkerung. Außerdem wurde den Menschen die Lebensgrundlage entzogen: Die Felder waren jahrelang unbrauchbar, die Wasserquellen waren verseucht und viele Tiere starben in Folge der massiven Besprühung mit dem Pestizid. Während diese also für die militärischen Kräfte wesentlich ungefährlicher als eine Bodenoffensive war, hatten die Kleinbauern die Last zu tragen. Das führte zu einer Massenarmut in vielen ländlichen Regionen. 4)  Einen wesentlichen Erfolg konnten die Eradikationsmaßnahmen zudem nicht verzeichnen: Die Drogenanbaugebiete wurden in entlegenere Winkel oder Nachbarländer verlagert. Somit wurde die Drogenproduktion durch die Luftbegasung nicht wesentlich eingedämmt. Dennoch versuchten amerikanische Offizielle, die Herbizidbesprühungen entgegen den Vorstößen der kolumbianischen Regierung beizubehalten. 5)

Kolumbien plant nun Alternativen: Statt der Eradikation von Feldern sollen den Kleinbauern verstärkt Perspektiven geboten werden, legale Pflanzen anzubauen und diese auch zu verkaufen. Ob der Kokaanbau im Zuge dessen eingedämmt wird, wird wohl auch von den Friedensverhandlungen mit der Rebellengruppe FARC beeinflusst werden. Ein Steigern der Unterstützung für die ländliche Bevölkerung ist in Anbetracht der jahrelangen Schäden und Bedrohungen, die diese durch die Luftbegasung erleiden musste, zweifellos dringend notwendig. 6)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel Online: Pestizid: WHO-Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein – zuletzt aufgerufen am 16.11.2015
  2. LZ.de: Verlängerung der Zulassung für Glyphosat stösst auf Unverständnis – zuletzt aufgerufen am 16.11.2015
  3. The World Post: Colombia Ends Aerial Spraying of Illicit Crops – zuletzt aufgerufen am 16.11.2015
  4. Newsweek: Colombia to End Coca Farm Glyphosate Sprayings – zuletzt aufgerufen am 16.11.2015
  5. Time: Experts fear Surge in Cocaine Supply to U.S. as Colombia Mulls Ending Coca Eradication – zuletzt aufgerufen am 16.11.2015
  6. Huffington Post: Colombia revamps drug policy as US eradication program ends – Artikel nicht mehr verfügbar

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