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Warum der Kokaanbau in Kolumbien weiter steigt

| Bild: © Djembe - Dreamstime

In Kolumbien sind etwa 60.000 Familien vom Anbau der Kokapflanze abhängig – eine Zahl, die so schnell nicht sinken wird. 1)  Laut US-amerikanischen Drogenbeauftragten wird der Kokaanbau in Kolumbien in diesem Jahr erneut enorm steigen. Schon im Jahr 2013/14, der letzte Zeitraum, für den Zahlen verfügbar sind, erhöhte sich der Anbau um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Außerdem wird die Produktivität des Anbaus zunehmend gesteigert – so kann man von einem Anstieg über 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr sprechen. 2)  Somit hat Kolumbien Peru den fragwürdigen Titel des weltweit größten Kokaproduzenten abgerungen.

Diese Entwicklung könnte in engem Zusammenhang mit den Friedensverhandlungen der FARC und der kolumbianischen Regierung stehen: Laut dem amerikanischen Beauftragen Jorgan Andrews, Vorsitzender der Drogenabteilung der amerikanischen Botschaft in Bogota, versucht die Guerillagruppe vor der möglichen Aufgabe des Drogenhandels noch möglichst viel Umsatz zu schaffen. Im Falle eines Scheiterns der Friedensverhandlungen hätten sie zudem eine gute Position, von der aus sie weiter agieren können. Außerdem hat der kolumbianische Staat aufgrund von Gesundheitsrisiken die Luftbegasung zur Eradikation der Kokapflanzen eingestellt.

Dies begünstigt einen Anstieg der Kokakultivierung. Allerdings reicht es bei der Beurteilung zur Eindämmung der Drogenproblematik in Kolumbien nicht, nur den zahlenmäßigen Anbau von Kokapflanzen zu berücksichtigen. So sind die mexikanischen Kartelle, nicht die kolumbianischen, laut der DEA die größte Bedrohung in Bezug auf den Drogenhandel, mit der die USA zu kämpfen hat. 3)

Für viele Bauern ist der Kokaanbau schlichtweg der einzige Weg, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Besonders in ländlichen Gebieten ist der Anbau von legalen Früchten schwierig, da die Früchte durch lange Transportwege verderben, bevor sie verkauft werden können. 4)  Statt also nach dem Plan Colombia, der durch die USA mit initiiert wurde, in Militär und Polizei zu investieren, sollte die kolumbianische Regierung sich vermehrt auf die Bedürfnisse der Kleinbauern konzentrieren. Dies könnte einen nachhaltigen, positiven Effekt auf die wirtschaftliche Leistung des Landes haben und die Kokakultivierung eindämmen. Kolumbien versucht bereits, die Lebenssituation der Kleinbauern zu verbessern und Perspektiven zu schaffen. Statt Koka soll den Bauern die Möglichkeit gegeben werden, andere Pflanzen anzubauen und diese auch zu verkaufen. Bis diese Programme greifen, wird der Kokaanbau wohl nicht zurückgehen. 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Zeit Online: Die Farc geht auf Kokain-Entzug – zuletzt aufgerufen am 13.11.2015
  2. n-tv: Koka-Anbau in Kolumbien steigt sprunghaft – zuletzt aufgerufen am 13.11.2015
  3. InSightCrime: US Anti-Drug Officials Expect Surge in Colombia Coca Cultivation – zuletzt aufgerufen am 13.11.2015
  4. Zeit Online: Die Farc geht auf Kokain-Entzug – zuletzt aufgerufen am 13.11.2015

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