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Wird Boliviens Mega-Flughafen für den Drogenhandel missbraucht?

Kokablätter in der Hand

| Bild: © Riopatuca - Dreamstime

Die kleine, ländliche Stadt Chimore mit etwa 21.000 Einwohnern ist umgeben von Kokafeldern – und beherbergt den Flughafen mit der größten Landebahn des Landes. Der bolivianische Präsident Evo Morales eröffnete den Flughafen am 17. Oktober für militärische und zivile Zwecke. Die offizielle Erklärung für die verwunderliche Inbetriebnahme ist die Stärkung der politischen Souveränität – die Einrichtung wurde früher von der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA betrieben. Die abgeschiedene Lage für einen so großen Flughafen wirft allerdings die Frage auf, ob neben der offiziellen Erklärung andere Motive eine Rolle spielen. 1)

Chimore liegt in der Provinz Cochabamba. Diese ist laut dem UNODC eine bedeutsame Region für den Kokaanbau. Seitdem Morales 2008 die DEA wegen Spionagevorwürfen des Landes verwies, hat das Land signifikante Erfolge in der Drogenproblematik erzielt. Um den Kokabauern nicht die Lebensgrundlage zu entziehen, wird ihnen gewährt, eine bestimmte Menge zu produzieren. Dies soll eine Kontrolle über die Verwendung ermöglichen: Der Konsum von Kokablättern, der in der Andenregion seit mehr als 4500 Jahren eine kulturelle Bedeutung hat, ist erlaubt. Die Weiterverarbeitung zu Kokain und der Drogenhandel sind allerdings untersagt und sollen durch die staatliche Kontrolle des Anbaus unterbunden werden. Außerdem werden den Bauern alternative, wirtschaftliche Möglichkeiten wie der Anbau von Ananas und Bananen geboten. Seit der Beendigung des US-unterstützten War on Drugs wurde der Kokaanbau somit massiv eingedämmt. 2)

Allerdings befinden sich noch immer etwa 40 Prozent des Koka-Anbaus außerhalb staatlicher Kontrolle. Ein bolivianischer Regierungsminister kritisiert, dass dafür hauptsächlich die produzierenden Länder verantwortlich gemacht werden. Stattdessen solle man verstärkt auf die Verantwortung der Konsumenten aufmerksam machen. 3)

Ein früherer Militäroffizier von Bolivien, German Cardona, warf der bolivianischen Regierung im Februar dieses Jahres vor, Verbindungen zum organisierten Verbrechen zu pflegen und den Drogenhandel nach Europa zu begünstigen. Die Regierung wies diese Vorwürfe mit Entrüstung zurück. Obwohl die Anschuldigungen möglicherweise aus politischen Unstimmigkeiten besonders drastisch ausfallen, ist eine Verwicklung von militärischen und politischen Funktionären im Drogenhandel nicht auszuschließen. 4)

Der Senatspräsident Oscar Ortiz, der Mitglied der Opposition ist, kritisiert Morales. Der enorme Kostenaufwand für den Flughafen sei ungerechtfertigt: Für den Export von Ananas und Bananen, die neben Kokapflanzen in der Region angebaut werden, werden keine Flugzeuge benötigt. Er vermutet als Beweggrund hauptsächlich eine politische Machtdemonstration. Allerdings könnte die abgelegene Lage problematisch werden, falls es für die Flüge unzureichende Kontrolle gibt. Damit könnte sich der Flughafen als Angelpunkt für den Drogenhandel etablieren. 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Pangea Today: Why has Bolivia opened ‘mega airport’ in rural town surrounded by coca? – nicht mehr verfügbar
  2. Vice: How Bolivia Got Smart and Convinced Poor Farmers To Grow Less Coca – zuletzt aufgerufen am 05.11.2015
  3. Amerika21: Weniger Koka-Anbau in Bolivien – zuletzt aufgerufen am 05.11.2015
  4. InSightCrime: Colonel Accuses Presidents of Venezuela and Bolivia of Smuggling Cocaine – zuletzt aufgerufen am 05.11.2015
  5. Panampost: Bolivia’s New Mega Airport Renews Narco-State Suspicions – zuletzt aufgerufen am 05.11.2015

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