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Westafrika als Drehscheibe des internationalen Drogenhandels – das Beispiel Guinea-Bissau

„Africa´s first narco-state“ – so haben die Vereinten Nationen das kleine westafrikanische Land Guinea-Bissau bezeichnet. Westafrika hat sich zu einer Drehscheibe für den Drogenhandel entwickelt. UN-Angaben zufolge werden 60 Prozent des in Europa konsumierten Kokains durch diese Region geschmuggelt. Wie konnte es dazu kommen? | Bild: © n.v.

„Africa´s first narco-state“ – so haben die Vereinten Nationen das kleine westafrikanische Land Guinea-Bissau bezeichnet. 1)  Westafrika hat sich zu einer Drehscheibe für den Drogenhandel entwickelt. UN-Angaben zufolge werden 60 Prozent des in Europa konsumierten Kokains durch diese Region geschmuggelt. Wie konnte es dazu kommen?

Südamerikanische Kartelle, darunter vor allem kolumbianische, nutzen Westafrika seit etwa 2005 als Transitregion für den Drogenschmuggel. Zu dieser Zeit ließ sich mit Kokain in den USA immer weniger Geld verdienen, der Markt dort brach um 50 Prozent ein. Die Drogenbarone wollten ihre Geschäfte ausweiten und Europa als Markt erschließen.  2)  Guinea-Bissau ist ein armes Land, das unter extremer Korruption und politischer Instabilität leidet und somit anfällig ist für die Geschäfte der Kartelle. Hinzu kommt, dass es nicht sonderlich weit entfernt ist vom südamerikanischen Kontinent: Die Reise mit dem Schiff dauert nur etwa fünf Tage. 3)

Die UN berichteten 2012, dass sich rund 50 kolumbianische Drogenbarone in Guinea-Bissau aufhielten, ebenso wie Mitglieder des mexikanischen Sinaloa-Kartells. Sie sorgten dafür, dass jede Nacht knapp 1000 Kilo Kokain von Südamerika nach Westafrika geflogen wurden. Die herrschende Elite ist in den Drogenhandel verstrickt: Mitglieder des Militärs beispielsweise kümmern sich um die Sicherheit der Kartelle in Guinea-Bissau und helfen bei der Logistik. Im Gegenzug erhalten sie Geld und Drogen.

Obwohl die USA, die EU und besonders die UN mehrere Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen den Drogenhandel in Westafrika ausgegeben haben, werden kaum Fortschritte erzielt: Noch immer werden Dutzende Tonnen Kokain durch Guinea-Bissau geschmuggelt. Zwar schätzen Experten, dass diese Zahlen geringer sind als noch vor einigen Jahren. Doch 2016 wurden bisher nur elf Kilogramm der Droge beschlagnahmt – das ist nur ein winziger Bruchteil dessen, was jährlich durch das Land geschleust wird. Das Geld aus dem Ausland, das eigentlich der Drogenbekämpfung dienen soll, wandert oft in die Taschen der korrupten Elite. Das fragile Guinea-Bissau bleibt eine für international agierende Dealer attraktive Plattform für den Drogenschmuggel im großen Stil. 1)

Am meisten leidet darunter die lokale Bevölkerung: Seit 2007 ist die Kriminalität stark gestiegen, Entführungen und Morde  sind keine Seltenheit mehr. Auch die Zahl der Drogenabhängigen ist in die Höhe geschossen – und das in einem Land, in dem organisiertes Verbrechen ebenso wie Kokain oder Crack zuvor nahezu unbekannt waren. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. foreignpolicy.com: How Not to Fix an African Narco-State – Artikel vom 06.01-2016
  2. info.arte.tv: Westafrika – die neue Drehscheibe des Drogenhandels – Artikel vom 15.06.2015
  3. time.com: Guinea-Bissau. World´s First Narco-State – Stand 29-04.2016
  4. time.com: Guinea-Bissau: World´s First Narco-State – Stand 29-04.2016

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