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Myanmar: Kein Frieden ohne Perspektiven für Kleinbauern

| Bild: © n.v.

Zarte Hoffnung keimt in Myanmar auf – erstmals seit über 50 Jahren regiert in dem südostasiatischen Land wieder ein ziviler Präsident. Das könnte den Weg in eine funktionierende Demokratie mit einer rechtsstaatlichen Verfassung ebnen. Doch es gibt noch viele Hindernisse im Friedensprozess: Noch immer ist der Einfluss des Militärs gewaltig. Tausende Menschen leben in extremer Armut, viele davon sind vom Anbau von Schlafmohn abhängig. In der Vergangenheit waren bei den Anti-Drogen-Kampagnen vor allem Kleinbauern die Leidtragenden. Wie die Entwicklung unter der neuen Regierung voranschreiten wird, wird in naher Zukunft zu sehen sein. Kleinbauern stellten dazu einen Katalog an Empfehlungen an die neue Regierung auf.

Fünf Jahrzehnte lang wurde Myanmar von einer brutalen Militärdiktatur regiert. Dabei wurden die Interessen der einfachen Bevölkerung missachtet. Nun ist ein Wandel in Sicht: Der Staat bewegt sich mit den ersten anerkannten Wahlen seit über 50 Jahren weiter in Richtung Demokratie. Trotzdem hat das Militär eine Vormachtstellung inne, die sich nur langsam abbauen lässt. 1)

Myanmar ist einer der Hauptproduzenten von Opium, Heroin und von Amphetaminen. Die Drogenindustrie bot jahrelang das Fundament für Macht und Unterdrückung des Militärregimes und bewaffneter Milizen. Diese finanzierten sich zu einem großen Teil durch den Drogenhandel. 2) Besonders Kleinbauern befinden sich noch immer in einer enormen Abhängigkeit vom Drogenanbau. Viele von ihnen begannen mit dem Schlafmohnanbau, als der Bürgerkrieg sie zur Aufgabe anderer landwirtschaftlicher Erzeugnisse zwang. Mangelnde Infrastruktur, schlechte Bezahlung und die fehlenden Abnehmer machten den Anbau von Schlafmohn zur einzigen Möglichkeit, die Familie zu versorgen. 3) Das bringt die Bauern in eine gefährliche Abhängigkeit von der Pflanze. Ein Umsteigen auf andere landwirtschaftliche Produkte ist kaum möglich. Das hat auch soziale Risiken für das Land zur Folge: Immer mehr Menschen sind heroinabhängig.

Bei den Anti-Drogen-Kampagnen in der Vergangenheit wurde vor allem repressiv gegen Kleinbauern vorgegangen. Folge waren Eradikationsmaßnahmen, außergerichtliche Hinrichtungen und Vertreibungen. Gebiete, die das Militär allerdings kontrollierte, waren von den Anti-Drogen-Kampagnen nicht betroffen. Der Handel mit den illegalen Substanzen nutzte dem Regime: Durch Steuern und Bestechungsgelder wurde der Drogenhandel eine wichtige Einnahmequelle. Die kriminellen Strukturen des Militärs, die für deren Finanzierung und somit der Erhaltung der Macht essentiell waren, wurden somit nicht aufgebrochen. Tausende Kleinbauern verloren jedoch ihren Lebensunterhalt – oder sogar ihr Leben. Die Armut im Land verschärfte sich. 2)

Die nun regierende, demokratische Partei NLD, der die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi vorsteht, will das Drogenproblem alternativ angehen. Zu funktionierenden Substitutionsmaßnahmen für Kleinbauern ist es aber noch ein langer Weg: Rentable Alternativen zum Opiumanbau benötigen mehr, als nur Kaffee statt Schlafmohn zu pflanzen. 4)

Kleinbauern fordern nun für eine friedliche Zukunft des Landes Rücksicht auf ihre Bedürfnisse. Bei Eradikationsmaßnahmen müsse ihnen genug Zeit gelassen werden, auf andere Pflanzen umzusteigen und von diesen auch einen rentablen Ertrag zu erhalten. Außerdem muss die Infrastruktur für den Transport und Verkauf vorhanden sein. Dafür müssen auch die ländlichen Gemeinden mit Bildungsmöglichkeiten und einer besseren Gesundheitsversorgung gestärkt werden. Die Kleinbauern fordern ein Mitspracherecht im Friedensprozess, da sie besonders betroffen von der Drogenproblematik sind. 5)

Noch immer verdienen bewaffnete Gruppen am Drogenhandel. Sie haben sogar die offizielle Erlaubnis vom Militär, die Drogen zu produzieren und mit ihnen zu handeln. Das macht es umso wichtiger, Kleinbauern nicht zu kriminalisieren, sondern ihnen Alternativen zu bieten. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Regierung die Möglichkeit dazu hat und wahrnimmt. Das könnte den Weg in eine Gesellschaft mit gleichen Chancen ebnen – ein Schlüssel zu einer Gesellschaft in Frieden.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung: Zwang zur Umarmung – Artikel vom 03.01.2016
  2. thailife: Alles nur Show Business – nicht mehr verfügbar
  3. BurmaNet News: The Irrawady: Advocates demand more „humane“ drug policy ahead of UN summit – Nyein Nyein – Artikel vom 07.04.2016 – Link nicht mehr verfügbar
  4. Frontier Myanmar: An NLD government will solve drug trade problems, says party leader – Artikel vom 07.09.2015
  5. tni: Statement of the 4th Myanmar Opium Farmers‘ Forum – Artikel vom 10.05.2016

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