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Totoaba-Schmuggel: ein profitreiches und risikoarmes Geschäft für Drogenkartelle

| Bild: © n.v.

„Jede Spezies die wir verlieren ist ein Hieb gegen das fragile Ökosystem das das Leben auf diesem Planeten ermöglicht.“, sagt Dan Villa, Mitarbeiter der Non-Profit-Organisation „Sea Sheperd Conservation Society“, „Jeder neue Atemzug kommt aus dem Ozean. Und wenn der Ozean stirbt, sterben wir.“ 1) Durch Drogenschmuggel und Erpressung setzt das organisierte Verbrechen den Bewohnern Lateinamerikas zu. Korruption und Gewalt hemmen die wirtschaftliche Entwicklung südamerikanischer Länder und schaffen Perspektivlosigkeit. Jetzt steigen Drogenkartelle in den Fisch-Schmuggel ein und bedrohen damit auch noch die Biodiversität.

Einer von „Reporte Indigo“ durchgeführten Untersuchung zufolge sind mexikanische Banden stark in den Totoaba-Schmuggel nach Asien verstrickt. 2) Der Totoaba-Fisch lebt nur im mexikanischen Golf von Kalifornien und wird seit 1975 durch ein Fangverbot geschützt. 3) Obwohl Besitz und Verarbeitung von Totoabas Verbrechen gegen die Biodiversität sind, wird der Bestand weiter durch illegalen Fang verringert. Die Verstrickung mexikanischer Drogenorganisationen in dieses Verbrechen wurde 2014 verdeutlicht, als ein hochrangiger Drogenschmuggler mutmaßlich aufgrund seiner Totoaba-Schulden ermordet wurde. Kurz nach Samuel Gallardo Castros Tod am 11. Juni 2014 gestand ein Mann den Mord. Er gab an, Castro hätte ihm eine Million Dollar für eine Totoaba-Lieferung geschuldet. 4)

Das illegale Totoaba-Geschäft ist sehr attraktiv für kriminelle Organisationen. Es wirft große Profite ab und ist gleichzeitig risikoarm. In China und anderen Teilen Asiens sind die Schwimmblasen der Fische stark nachgefragt. Sie werden als Delikatessen angeboten oder zu „Heilmitteln“ weiterverarbeitet. Einer Untersuchung der Nachrichtenorganisation Reporte Indigo  zufolge können die Totoaba-Blasen sogar teurer verkauft werden als Kokain. Ein Kilo kann über 60.000 Dollar kosten. Zudem haben Totoaba-Schmuggler in dem unwahrscheinlichen Fall einer Festnahme wenig zu befürchten. Nur gut 60 Prozent der zwischen 2009 und 2016 festgenommenen Schmuggler mussten sich vor Gericht verantworten. Und selbst bei einer Verurteilung sind die Gefängnisstrafen laut Reporte Indigo weit kürzer als bei Drogenschmuggel. Die mexikanische Küstenwache verfügt nicht über genügend Personal, um dem Fisch-Schmuggel Einhalt gebieten zu können. Sozialschwache Fischer sehen oft keine Alternative zum illegalen Totoaba-Fang. Es gibt zwar ein Regierungsprogramm, das Fischer dafür bezahlt, die gefährdeten Fische nicht zu fangen, doch die Ersatzzahlungen können den Verlust bei Weitem nicht kompensieren. 2)

Zur Jahrtausendwende stieg der Wert der mexikanischen Schwimmblasen, was einen weiteren Rückgang der Fischpopulation nach sich zog. Mittlerweile steht der Totoaba sogar auf der Roten Liste hochgradig vom Aussterben bedrohter Spezies der „Internationalen Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen“ (IUCN). Sobald die Blase entnommen ist, werden die toten Fische zurück ins Wasser geworfen. Der Kampf gegen den illegalen Fischfang ist frustrierend für  Küstenwache und Non-Profit-Organisationen, die sich für den Schutz der Fischbestände einsetzen. 2) Der Totoaba-Schmuggel trägt nicht nur zur Finanzierung krimineller Organisationen bei, die auch Drogen anbauen und Schutzgeld erpressen. Er stellt auch eine massive Bedrohung für das Gleichgewicht des Ökosystems dar, von dem auch der Mensch ein Teil ist. Neben den Totoabas werden vor allem die Golftümmler massiv bedroht. Sie verfangen sich ungewollt in den Totoaba-Netzen und verenden qualvoll. Die weltweit kleinste Walart ist mittlerweile auf eine Population von weniger als 100 Tieren geschrumpft. 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. CNN: ‘Aquatic cocaine‘: Fish bladders are latest Mexican smuggling commodity; 23. Mai 2016
  2. InSight Crime: ‘Narco Fish‘ Trafficking Easy Money für Mexico Criminals; 08. Juli 2016
  3. Mongabay: Zahl der Golftümmler geht auf unter 100 zurück, Fischer von mexikanischen Beamten bei Kontrolle eines neuen geschützten Bereiches angeschossen; 30. November 2016
  4. InSight Crime: Are Mexican Narcos Moving into Lucrative Fish Bladder Market?; 06. August 2014
  5. Mongabay: Zahl der Golftümmler geht auf unter 100 zurück, Fischer von mexikanischen Beamten bei Kontrolle eines neuen geschützten Bereiches angeschossen; 30. November 2016

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