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Dominikanische Republik: „Polizei ist in 90 Prozent des Drogenhandels involviert“

In den Medien ist die Domikanische Republik vor allem für traumhafte Strände bekannt. Das Problem des Drogenhandels findet hingegen in den letzten Jahren kaum Beachtung. Dabei spielt die Dominikanische Republik eine wesentliche Rolle als Umschlagplatz für Kokain und Marihuana in der Karibik und steht auf der Liste einer US-Behörde mit den 22 wichtigsten Ländern der Welt in Bezug auf Drogenhandel und Geldwäsche. | Bild: © n.v.

In den Medien ist die Domikanische Republik vor allem für traumhafte Strände bekannt. Das Problem des Drogenhandels findet hingegen in den letzten Jahren kaum Beachtung. Ein Wirtschaftsjournalist nennt in seinem Buch „Nacronomics“ sogar kürzlich die Dominikanische Republik als Paradebeispiel für Resozialisierungsprogramme in Gefängnissen. 1) Es wurde bereits früher vermutet, dass die Politik des Landes die Meinungsfreiheit einschränkt und die Realität gezielt verzerrt, um die Bevölkerung zu beruhigen. Wirkliche Belege dafür sind allerdings momentan nicht auffindbar.

Dabei spielt die Dominikanische Republik eine wesentliche Rolle als Umschlagplatz für Kokain und Marihuana in der Karibik und steht auf der Liste einer US-Behörde mit den 22 wichtigsten Ländern der Welt in Bezug auf  Drogenhandel und Geldwäsche. 2) Die US-Küstenwache hat vor der Küste der Dominikanischen Republik erst Mitte dieses Jahres Schmuggler erwischt, die Kokain im Wert von knapp 29 Millionen Euro an Bord hatten. 3) Auch am Frankfurter Flughafen wird berichtet, dass die meisten Bodypacker  aus südamerikanischen Ländern kämen, in denen Drogen angebaut werden. In erster Linie auch aus der Dominikanischen Republik. 4)

Vikar und Priester Domingo Legua beziffert den Anstieg des Drogenkonsums in der Dominikanischen Republik auf 1000 Prozent, berechnet auf die vergangenen 20 Jahre. Außerdem bezeichnete er die Programme der Regierung im Kampf gegen Drogenkonsum und Drogenhandel als unzulänglich. 5)

Die Drogengesetze sind in der Dominikanischen Republik eigentlich relativ streng und unterscheiden nicht zwischen Drogenbesitz für den Eigengebrauch oder dem Verkauf. Falls eine Rauschgiftkontrolle positiv ausfällt, verbringt man mindestens eine Nacht im Gefängnis. Je nach Drogenart und Qualität, die bei einer Kontrolle gefunden wird, ist die Strafe mehr oder weniger hoch. Das Maximum sind 30 Jahre Haft. 6)

Allerdings gibt es ein großes Problem mit Korruption der Regierung und Behörden.  Generalmajor Julio Cesar Souffront Velasquez ist der Chef der Drogenkontrollbehörde (DNCD) in der Dominikanischen Republik. Bei einer Presseversammlung im Juli 2016 teilte er mit, dass diese Einrichtung in den letzten 18 Monaten mehr als 20 Tonnen Drogen sicherstellte und lobte die Arbeit der Behörde. 7)   Im September dieses Jahres wurde er jedoch selbst zusammen mit einigen Junioroffizieren für den Diebstahl und Weiterverkauf von über 950 Kilogramm Drogen – einige Quellen sprechen sogar von über 1200  Kilogramm – verurteilt.  8) Es gab auch kürzlich Behauptungen von einem großen Drogenhandel im Wert von 4,5 Millionen US- Dollar, der zwei politische Kampagnen von Ex-Präsident Leonel Fernandez finanzierte. 9)

Ein Top-Staatsanwalt in der Dominikanischen Republik sagte 2015, dass das Militär und die Polizei an 90 Prozent der organisierten Kriminalitätsfälle beteiligt sind. Yeni Berenice Reynoso, der Chefankläger des Hauptstadtbezirks, behauptet gegenüber El Diario, dass das Militär und die Polizei in der Regel in hochrangigen Drogenhandel und organisierte Verbrechen involviert sind. 9)

Berenices Behauptung wird auch durch ein Interview mit dem Attorney General vom Juni 2014 bestätig: „Die meisten Polizisten des Landes sind an drogenbedingten Morden beteilig.“ Ein Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2013 stellte zudem fest, dass die Polizei 15 Prozent aller Tötungsdelikte in der Dominikanischen Republik begangen hat und oft über außergerichtliche Tötungen als „Feueraustausch“ mit Verdächtigen berichtet. 9)

Die Domikanische Republik spielt also auch aktuell eine wichtige Rolle im internationalen Drogenhandel, obwohl dies in den internationalen Medien kaum Beachtung findet.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. handelsblatt: „Nacronomics“; veröffentlicht am  06.11.2016
  2. domreptotal: Dominikanische Republik spielt eine wichtige Rolle im Drogenhandel und bei Geldwäsche; veröffentlicht am 27.03.2015
  3. tagesspiegel: US-Küstenwache schnappt Schmuggler mit 1,1 Tonnen Kokain; veröffentlicht am 15.04.2016
  4. HNA: Kokain im Implantat; veröffentlicht am 11.04.2016
  5. karibik-news: Dominikanische Republik: Drogenkonsum um 1000% gestiegen; veröffentlicht am 30.10.2016
  6. dominikanische-republik-reise: Drogen und Drogenbesitz in der dominikanischen Republik; Stand vom 18.11.2016
  7. karibik-news: Drogenkatapult Dominikanische Republik; veröffentlicht am 22.07.2016
  8. InSightCrime: Dominican Republic’s Former Anti-Drug Chief Sentenced to 20 Years; veröffentlicht am 22.09.2016
  9. InSightCrime: „Police involved in 90% of Dominican Republic Organized Crime Cases“; veröffentlicht am 20.05.2016

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