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Kolumbien: Drogenhandel kann nach gescheitertem Friedensabkommen weiter florieren

Trotz des Scheiterns eines Friedensabkommens zwischen der kolumbischen Rebellengruppe FARC und der Regierung am 02.10.2016 wurde der kolumbianische Präsident mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das geplante Abkommen wurde von der Bevölkerung abgelehnt, dennoch zeigte es eine erste Initiative, um den bereits 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg zu beenden. | Bild: © n.v.

Trotz des Scheiterns eines Friedensabkommens zwischen der kolumbischen Rebellengruppe FARC und der Regierung am 02.10.2016 wurde der kolumbianische Präsident mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das geplante Abkommen wurde von der Bevölkerung abgelehnt, dennoch zeigte es eine erste Initiative, um den bereits 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg zu beenden. 1) Zehntausende demonstrierten für die Fortsetzung der Verhandlungen, um den Konflikt zu beenden, der bereits mehr als 340.000 Todesopfer gefordert hatte. Trotz einer erneuten Aufnahme der Verhandlungen zwischen Regierung und der FARC besteht die Gefahr, dass der Bürgerkrieg wieder aufflammt. 2)

Seit 2014 gilt Kolumbien wieder als der führende Produzent von Koka weltweit. Allein im Jahr 2014 ist die Produktion, im Vergleich zum Vorjahr, von  185 auf 245 Tonnen angestiegen. Für das Jahr 2015 wurde die Produktion sogar auf 420 Tonnen geschätzt, das wäre erneut beinahe die doppelte Menge zum Vorjahr. Dass die Produktion so enorm anwachsen konnte, hat viele Ursachen, unter anderem veränderte Anbaumethoden. Meist sind die Koka-Plantagen inzwischen kleiner, im Regenwald versteckt oder Koka wird zusammen mit anderen Pflanzen auf einem Feld angebaut, so ist es schwer zu entdecken. 3) , 4)

Es gibt jedoch auch andere Ursachen für den Anstieg der Drogenherstellung, wie zum Beispiel die fehlende Präsenz des Staates, oder eine schlechte Infrastruktur. In vielen Regionen hat die Regierung kaum Zugang und die FARC oder andere Gruppen haben die Kontrolle über Land und Bewohner. 4)

In Kolumbien herrscht seit mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg zwischen der linken Guerillagruppe FARC und der Regierung. Dieser Konflikt hat es der Regierung erheblich erschwert, gegen die Drogenproduktion vorzugehen und Plantagen zu vernichten. Im Laufe des Konflikts gelang es der FARC,  die Kontrolle über mehr als 70 Prozent der Koka-Felder zu übernehmen. Sie verminten viele Plantagen und stellte Scharfschützen auf, um die Regierungstruppen an ihrer Vernichtung zu hindern. Lange Zeit setze die Regierung zudem Glyphosat aus der Luft zur Zerstörung von Plantagen ein. Dieses Vorgehen wurde jedoch von der WHO scharf kritisiert, da es sich beim Glyphosat um einen krebserregenden Stoff handelt. Dieser gelangt so über den Boden auch in die Nahrung. Er bedroht also nicht nur die Umwelt, sondern stellt auch ein hohes Risiko für die Gesundheit dar. 3)

Im November 2012 haben Verhandlungen zwischen der FARC und der Regierung eingesetzt, wobei der Koka-Anbau und die Vernichtung der Plantagen im Zentrum der Verhandlungen standen. Es gelang der FARC, sich als die einzige Macht zu repräsentieren, die über Mittel verfügt, den Koka-Anbau zu kontrollieren. Sie sind jedoch gegen eine erzwungene Vernichtung der Felder. Ganz im Gegenteil: es gelang ihr sogar, neue Absatzmärkte zu erschließen. So zeigte sich beispielsweise, dass der Schmuggel, neben den USA, auch in andere Länder ein lukratives Geschäft war. Sie begannen auch, nach Europa, Asien, sowie in die Nachbarländer Brasilien und Argentinien zu schmuggeln.

Der erneute Anstieg der Koka-Produktion ist für die ohnehin nicht sehr populäre Regierung – die Beliebtheit des Präsidenten Santos steht nur bei 29 Prozent – ein Dorn im Auge. 5) Trotz des vorläufigen Scheitern des Friedensabkommens wurde ein Waffenstillstand zwischen Regierung und FARC bis zum 31. Dezember 2016 ausgehandelt. Dieser soll den Friedensprozess vorantreiben und zu einem Abschluss der Verhandlungen führen. 6)

Durch das Ablehnen des Friedensvertrags bleibt das Land jedoch vorerst gespalten. Die Folgen sind noch völlig unklar, der Drogenschmuggel als treibende Kraft des bewaffneten Konflikts wird also vorerst weiter gehen. 7), 8)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Handelsblatt: Kolumbiens Präsident bekommt Friedensnobelpreis; Stand vom 07.10.2016
  2. tagesschau.de: Neue Gespräche über Friedensvertrag; Stand vom 06.10.2016
  3. InSight Crime: Is Columbia Again the World’s Top Cocaine Producer?; Stand vom 06.05.2015
  4. n-tv: Kolumbiens anderer Kokainkrieg; Stand vom 22.04.2016
  5. InSight Crime: Is Colubia Again the World’s Top Cocaine Producer?; Stand vom 06.05.2015
  6. FAZ: Kolumbiens Regierung und Farc nehmen Nachverhandlungen auf; Stand vom 23.10.2016
  7. taesschau.de: Kolumbien bleibt ein gespaltenes Land; Stand vom 03.10.2016
  8. n-tv: Kolumbiens anderer Kokainkrieg; Stand vom 22.04.2016

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