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Olympiakater in Rio de Janeiro – ein Nährboden für Drogen und Kriminalität

Ein abgeschossener Militärhubschrauber, Leichen mit Folterspuren und ein eskalierender Krieg zwischen den Drogendealer-Milizen – 100 Tage nach den Spielen von Rio ist die Stadt wieder zurück in der Realität. Rio de Janeiro ist pleite und es mangelt an allem, das Schlimmste aber ist, dass der Drogenkrieg in den Favelas mit voller Wucht zurückgekehrt ist. Die Straßenkriminalität steigt und es gibt keine ausreichende medizinische Versorgung. Erneut zeigt sich, was viele Kritiker der Olympischen Spiele vorhergesagt hatten: Statt aufzublühen, ist die Stadt nach den Spielen in eine große Krise gestürzt. | Bild: © n.v.

Ein abgeschossener Militärhubschrauber, Leichen mit Folterspuren und ein eskalierender Krieg zwischen den Drogendealer-Milizen – 100 Tage nach den Spielen von Rio ist die Stadt wieder zurück in der Realität. 1) Rio de Janeiro ist pleite und es mangelt an allem, das Schlimmste aber ist, dass der Drogenkrieg in den Favelas mit voller Wucht zurückgekehrt ist. Die Straßenkriminalität steigt und es gibt keine ausreichende medizinische Versorgung. Erneut zeigt sich, was viele Kritiker der Olympischen Spiele vorhergesagt hatten: Statt aufzublühen, ist die Stadt nach den Spielen in eine große Krise gestürzt. 2)

Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 stemmte Brasilien mit den Olympischen Spielen das zweite globale Großereignis innerhalb kürzester Zeit. Gut 11 Milliarden Dollar hat das ökonomisch angeschlagene Land für die Sommerspiele ausgegeben. 3) Die Stadt hat zwar nun eine neue Metro, die vielen Pendlern den Alltag erleichtert und auch ein neues Freibad, doch Rio ist hoch verschuldet. Es zeichnet sich eine ähnlich enttäuschende Situation ab wie in Athen 2004. Ein großer Touristenschub trat, wie erhofft, nicht ein. 4)

Für Olympia wurde Rio von 80.000 Soldaten und Polizisten bewacht. In diesen teuren Wochen wirkte die Stadt sicher. Jetzt, wo sich die Weltöffentlichkeit wieder anderen Schauplätzen zuwendet, zeigt sich die Realität umso mehr. Der Bundesstaat Rio de Janeiro hat kürzlich den finanziellen Notstand erklärt, viele Beamte und Polizisten werden unregelmäßig oder gar nicht bezahlt. Olympia wurde mit den Geldern finanziert, von denen auch Beamte, Infrastruktur und Strom gezahlt werden sollten. Polizeiautos bleiben stehen, weil das Geld für Benzin fehlt. All das war schon vor den Spielen bekannt, doch die Lage hat sich noch mehr zugespitzt. Es ist, als hätten die Verbrecherbanden nur auf den „Olympiakater“ gewartet. 1)

Die immer geringere Polizeipräzenz, die Pleite und der zurückkehrende Alltag bieten einen guten Nährboden für Kriminalität. Vor allem in den Favelas. Das brasilianische Institut für Geographie und Statistik spricht von sechs Prozent der Bevölkerung, die in Brasilien in Slums leben. Die meisten sind in Sao Paulo und Rio zu finden. Die Problemviertel leiden unter Armut, Kriminalität und Drogenabhängigkeit. Selbst wenn, wie vermutet, nur 0,5 Prozent dieser Bevölkerung drogenabhängig sind, sind das 60.000 Drogenopfer. 3)

Es zeigt also wieder, dass Olympia Entwicklungsländern wenig Chancen bietet und der Schein trügt. In Rio ist immer mehr der Olympiakater zu spüren, im Grunde war es ein Minusgeschäft. Nur die Drogenbanden profitieren – noch immer – wirklich davon.

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung: Olympiakater; Artikel vom 21.11.16
  2. Der Tagesspiegel: In Rio de Janeiro ist die Party vorbei; Artikel vom 21.11.16
  3. Handelsblatt: Die Rückkehr der Drogenbanden; Artikel vom 22.8.16
  4. t-online: Olympia-Kater in Rio – 100 Jahre nach Olympia; nicht mehr verfügbar

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