Chile: Drogenkonsum unter Jugendlichen steigt, Regierung setzt auf effektive Behandlung statt Bestrafung

Der Drogenmissbrauch unter Jugendlichen und Kindern stellt in Chile eine immer größere Herausforderung dar und kann einen negativen Effekt auf das gesamte Land haben. Eigentlich ist Chile in Lateinamerika ein Vorbild für Entwicklung, es hat eine starke Wirtschaft oder betreibt eine fortschrittliche Sozialpolitik. Trotzdem und vielleicht dadurch bedingt, hat das Land mit den Konsequenzen der gesteigerten Kaufkraft, wie dem Konsum illegaler Substanzen, zu kämpfen. Die Zahlen der konsumierenden Jugendlichen, vor allem derer auf weiterführenden Schulen, zeigen eine deutliche Zunahme des Missbrauchs von Inhalationsmitteln und Kokain.

Als Teil der Bemühungen arbeitet Chile nun mit Kindern zusammen, die  Drogendelikten begangen haben, um ihnen eine Auswahl an Hilfsoptionen zu bieten. Dazu erließ das Land ein Gesetz, das weitreichende Mittel für die Behandlung von Jugendlichen vorsieht und die Koordination der Gesundheits-, Justiz- und Innenministerien fördert. Auf dieser Basis entstand das „Drug and Alcohol Treatment Program for Adolescent Offenders“ (PAMOH), also ein Behandlungsprogramm für jugendliche Straftäter, die mit Alkohol und Drogen in Kontakt gekommen sind. Es startete 2010 und hat Kinder zwischen 14 und 18 Jahren als Zielgruppe. Schwerpunkt der Therapie ist die Identifizierung mit einer gesunden Lebensweise und die Förderung psychischer und physischer Fähigkeiten.

Vor dem Start des Programms konnte ein Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Straftaten bei Minderjährigen festgestellt werden. Etwa 80 Prozent der Jugendlichen, die ein Verbrechen begangen hatten, konsumierten Marihuana, 50 Prozent Kokain. Das Programm stellte eine erste umfangreiche Diagnose zur Identifizierung der Risikofaktoren für die Teilnehmer dar. Als Teil der Behandlung konstruierten sie Profile, die die Familiengeschichte, Gesundheit, Muster, tägliche Aktivitäten, Interessen, Werte und Bedürfnisse der Betroffenen beinhalten. Zum behandlungsbezogenen Teil der Therapien gehören Reisen zu öffentlichen Plätzen, Sport, Teambildungs-Projekte und andere Aktivitäten, um die sozialen Kompetenzen der Teilnehmer zu verbessern.

Ein wichtiger Bestandteil ist auch die Wiedereinführung der Jugendlichen in die Berufstätigkeit. Den Teilnehmern sinnvolle Karrieremöglichkeiten anzubieten, soll einen Rückfall langfristig verhindern. Die Leistungen und Veränderungen der Behandelten werden täglich in einem Bewertungsbogen festgehalten. Die Beobachtungen zeigen Verbesserungen der psychischen, physischen und sexuellen Gesundheit der Teilnehmer. Auch die Fähigkeit soziale Kontakte zu knüpfen und Herausforderungen zu meistern, verbesserte sich bei den Patienten. All das trägt ebenfalls zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft bei.

Noch hat keiner der Jugendlichen das Programm beendet, so dass eine vollständige Bewertung nicht möglich ist. Dennoch scheint es einen positiven Einfluss auf die Drogenproblematik unter Jugendlichen zu haben. Es muss auch berücksichtigt werden, wie die Teilnehmer nach Abschluss des Programms mit Herausforderungen, wie Rückfällen, schwierigen Arbeitssituationen und familiären und sozialen Beziehungen, umgehen. Dennoch ist das Programm ein gutes Beispiel dafür, wie die Regierung mit dem Thema Drogen bei Minderjährigen umgehen kann. 1

Es ist besonders wichtig, dass Chile sich effektiv um die Drogenproblematik bemüht, da die nächste Generation für die Zukunft des Landes – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich – maßgebend ist. Das Programm ist durch seine vielfältigen Therapiebestandteile nicht nur darauf ausgelegt, dass die Jugendlichen der Drogensucht entkommen und nicht mehr rückfällig werden, sondern sorgt auch dafür, dass ihnen ein Einstieg ins Arbeitsleben erleichtert wird. Jugendliche, die für solche Vergehen betraft werden, ohne dass ihnen auch Hilfe angeboten wird, neigen oft dazu, nicht mehr zu einem normalenLeben zurückkehren zu können, haben oft Probleme die Schule erfolgreich abzuschließen und später einen Job zu bekommen. Das Programm ermöglicht es Chile, das Problem umfangreich zu verstehen und langfristig dagegen vorzugehen.

  1. InSight Crime: As Youth Drug Use Rises, Chile Tries Treatment Rather Than Punishment; Artikel vom 09.02.2017 []

Über Amani / earthlink

Ich habe einen Bachelor in Ethnologie und reise leidenschaftlich gerne. Dadurch habe ich ein großes Interesse für internationale Geschehnisse und soziale Gerechtigkeit entwickelt. Bei earthlink helfe ich Licht auf Themen, wie Kinderarbeit, Umweltverbrechen und organisierten Drogenhandel zu werfen.
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