Zum Inhalt springen

El Salvador: Kein Dialog in Sicht

Die Mara Salvatrucha (MS13), eine kriminelle Bande, die in Nord- und Mittelamerika aktiv ist, unterbreitete der salvadorianische Regierung öffentlich ein Gesprächsangebot, um den kriegsähnlichen Zustand im Land zu beenden. Auch deutete die MS13 in diesem Zusammenhang ihre Bereitschaft an, sich eventuell selbständig aufzulösen. Von staatlicher Seite werden Verhandlungen jedoch abgelehnt, da die MS13 nicht ernst genommen werden könne. Der Minister für öffentliche Sicherheit Mauricio Ramírez Landaverde schloss die Möglichkeit eines Dialogs zwischen der Regierung und der MS13 aus, da es auf Seiten der Gang keinen tatsächlichen Willen zur Beilegung des Konflikts und der Auflösung der Gangstrukturen gebe. | Bild: © n.v.

Die Mara Salvatrucha (MS13), eine kriminelle Bande, die in Nord- und Mittelamerika aktiv ist, unterbreitete der salvadorianischen Regierung Anfang des Jahres öffentlich ein Gesprächsangebot, um den kriegsähnlichen Zustand im Land zu beenden. Auch deutete die MS13 in diesem Zusammenhang ihre Bereitschaft an, sich eventuell selbständig aufzulösen. Von staatlicher Seite werden Verhandlungen jedoch abgelehnt, da die MS13 nicht ernst genommen werden könne. Der Minister für öffentliche Sicherheit Mauricio Ramírez Landaverde schloss die Möglichkeit eines Dialogs zwischen der Regierung und der MS13 aus, da es auf Seiten der Gang keinen tatsächlichen Willen zur Beilegung des Konflikts und der Auflösung der Gangstrukturen gebe. 1)

Diese Diskussion über einen Dialog zwischen den beiden Konfliktparteien kommt nach einem Jahr auf, in dem die Zahl der Morde in El Salvador gesunken ist. Für den Rückgang der Gewalttaten sehen sich sowohl die Regierung als auch die salvadorianischen Gangs verantwortlich. 2016 gab es rund 5.300 Morde im Vergleich zu den 6.640 Morden im Jahr 2015. Der Rückgang um ca. 20% lässt die Situation jedoch besser erscheinen als sie tatsächlich ist. Noch immer werden 14 Morde pro Tag verübt. 1)

Die Bevölkerung in El Salvador leidet auch unter gewaltsamen Vertreibungen, wobei die Straßengangs für 84% dieser Vertreibungen verantwortlich waren. Die MS13 und ihre Feinde von der Barrio 18 zeichneten sich jeweils für ein Drittel dieser Vorfälle verantwortlich, in 6% der Fälle war die Polizei beteiligt. Ein Großteil der Vertreibungen geschah in der Provinz San Salvador, in der auch die gleichnamige Hauptstadt des Landes liegt (84 von 144). Der Report einer Vereinigung aus zehn NGOs, in dem diese Zahlen veröffentlicht werden, nennt viele unterschiedliche Gründe, die zur Flucht der Menschen beitragen: physische Gewalt, Hinrichtung von Familienangehörigen etc., meistens spielen mehrere solcher Gründe eine Rolle. 2)

Besonders dramatisch ist, dass in El Salvador 2016 durchschnittlich pro Tag 1,5 Kinder umgebracht wurden. Die 540 Morde an Minderjährigen machen somit über 10% der insgesamt rund 5.300 Morde aus. Auch werden viele Kinder sogar an Schulen von den Gangs angeworben. 3) Dies nahm die Regierung zum Anlass, eine Absenkung des Erwachsenenalters zu diskutieren, um effektiver und härter gegen minderjährige Kriminelle vorgehen zu können.

Die salvadorianische Regierung geht außerdem verstärkt gegen Gangleader vor und versucht die Banden gewaltsam aufzulösen (mittels „“extraordinary“ security measures“). Dabei kommt es oft zu offenen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Gangmitgliedern. Die offiziellen Berichte nennen fast ausschließlich Tote auf Seiten der Gangs, die Zahl der getöteten Polizeibeamten wird selten genannt. Allerdings häufen sich Berichte, dass von staatlicher Seite illegale Mittel beim Vorgehen gegen Gangs eingesetzt werden, wie extralegale Hinrichtungen, Folter und Entführungen. 1)

Trotz der Ablehnung eines Gesprächsangebots der MS13 sei allerdings die Regierung durchaus bereit, den möglichen Dialog der katholischen Kirche mit Gangleadern zu verfolgen. Auch könnte ein direkter Dialog noch durch die Beteiligung der Vereinten Nationen möglich werden. So hat der neue Abgesandte der UN den offiziellen Auftrag, einen solchen nationalen Dialog herzustellen. Jedoch werden in Zusammenhang mit diesem Auftrag die Gangs nicht explizit erwähnt. 1)

Die Entscheidung der salvadorianischen Regierung wird wegweisend für die Zukunft El Salvadors sein. Eine prinzipielle Ablehnung des Dialogs und somit die Fortführung der Gewalt ist nicht zielführend, wenn es das Ziel von Präsident Salvador Sánchez Cerén ist, Frieden in dem Land mit der höchsten Mordrate in Lateinamerika herzustellen. Weitere Gewalt wird die Gewalt nicht stoppen!

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSight Crime: Negotiations Between El Salvador Govt, MS13 Prove Elusive; Artikel vom 01.02.17
  2. InSight Crime: El Salvador Gangs Responsible for 84% of Forced Displacement: Report; Artikel vom 30.01.17
  3. InSight Crime: 540 Children were Murdered Last Year in El Salvador: Report; Artikel vom 31.01.17

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert