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IS macht auch vor den Kleinsten nicht Halt: Kinder müssen unter Drogeneinfluss in den Krieg

Im Kampf um die Stadt Mossul bedient sich die Terrororganisation IS zunehmend dem Einsatz von Kindersoldaten. Sie bildet Kinder zu „Heiligen Kämpfern“ aus, unterzieht sie geradezu einer Gehirnwäsche, pumpt sie mit Drogen voll und schickt sie in den Krieg oder als Selbstmordattentäter direkt in den Tod. Anhänger der Terrormiliz bringen ihnen bei, wie man schießt, Kehlen durchschneidet und sich in die Luft sprengt, berichtet ein jesidischer Junge, der aus der Gefangenschaft des IS fliehen konnte. | Bild: © n.v.

Im Kampf um die Stadt Mossul bedient sich die Terrororganisation IS zunehmend dem Einsatz von Kindersoldaten. 1) Sie bildet Kinder zu „Heiligen Kämpfern“ aus, unterzieht sie geradezu einer Gehirnwäsche, 2) pumpt sie mit Drogen voll und schickt sie in den Krieg oder als Selbstmordattentäter direkt in den Tod. 3) Anhänger der Terrormiliz bringen ihnen bei, wie man schießt, Kehlen durchschneidet und sich in die Luft sprengt, berichtet ein jesidischer Junge, der aus der Gefangenschaft des IS fliehen konnte. 2)

Gefügig gemacht werden die Kinder dabei durch Drogen und Morddrohungen, auch gegenüber ihren Familien. Sie haben also keine Wahl: Entweder sie schließen sich der Terrormiliz an, oder werden von dieser hingerichtet. Viele entscheiden sich für ihr Leben und das ihrer Angehörigen, doch damit zugleich auch dafür, andere zu töten. Damit diejenigen, die sich nur unter Zwang dem IS anschließen, dennoch mit voller Kraft kämpfen, werden starke Drogen eingesetzt. Sie reduzieren Ängste und Zweifel und steigern Mut und Selbstbewusstsein. Als Resultat erhält man Kämpfer, die mit enormer Brutalität, fast roboterartig vorgehen und selbst vor irrationalem Verhalten, wie einem Selbstmordattentat nicht zurückschrecken. 4)

Wurden die Kinder bereits zu Anfang der Herrschaft des  IS über Mossul im Sommer 2014 von diesem rekrutiert, so lässt sich vermuten, dass viele von ihnen – jetzt im Alter eines Teenagers –schon radikalisiert wurden. 5) Unter dem Verbot, Kontakte nach außen und selbst zur eigenen Familie zu haben, wachsen die Kinder in einem stark radikalisierenden Umfeld auf, ohne zuvor bereits andere Werte gefestigt zu haben. Ohne Zuspruch von außen sind sie damit besonders empfänglich für das Gedankengut der Extremisten und schutzlos gegenüber den Untaten, die ihnen zugemutet werden.

Laut einer Studie des Combating Terrorism Center der US-Militärakademie West Point sterben über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in den Fängen des IS, als Selbstmordattentäter. 3) Insgesamt handelt es sich bei den Rekrutierten in Syrien und dem Irak nachweislich um mindestens 1000 Kinder, wobei die Dunkelziffer deutlich höher geschätzt wird. 6) Die Studie macht außerdem darauf aufmerksam, dass die Zahl der vom IS als Selbstmordattentäter eingesetzten Minderjährigen kontinuierlich steigt. So seien im Januar 2015 drei Kinder zum Selbstmordattentat gezwungen worden, während die Zahl ein Jahr später schon auf 10 angestiegen war. Zwar wird das Alter der rekrutierten Kinder vom IS nicht angegeben, Fotos zu Folge handelt es sich jedoch in knapp 70 Prozent der Fälle um Kinder unter 16 Jahren. 3)

Das irakische Militär kämpft weiter um die Rückeroberung der vom IS-besetzten Stadt Mossul. Die Regierung verlässt sich dabei hauptsächlich auf die, von den USA ausgebildeten und ausgerüsteten, Spezialeinheiten des Anti-Terror-Dienstes (CTS). Dennoch gelang es aber der Terrormiliz, dem irakischen Militär empfindlichen Schaden zuzufügen. Unbestätigten IS-Hochrechnungen zu Folge, seien in nur wenigen Wochen etwa 6.630 irakische Soldaten gefallen. Während der Osten der Stadt dennoch großteils zurückerobert werden konnte, steht das irakische Militär im Kampf um den schwer zugänglichen Westteil vor großen Herausforderungen. Hinzu kommt, dass sich der IS bereits seit Jahren auf die Kämpfe mit der irakischen Armee um Mossul vorbereitete und die dicht besiedelte Stadt mit ihren engen Gassen in eine Todeszone verwandelte. So wurden beispielsweise versteckte Tunnelsysteme, Gräben und Sprengfallen installiert. 1)

Die Intensität der Kämpfe um Mossul scheint daher nach der US-Invasion 2003 einen neuen Höhepunkt der Krise  zu markieren. Doch dieses Mal leiden auch und sogar insbesondere, die Kleinen. Das Land droht damit eine ganze Generation zu verlieren. Die Kinder erhalten keine schulische Bildung und wachsen nicht unter kindgerechten Bedingungen auf. Auch erhalten sie nach traumatisierenden Erlebnissen oft keine psychologische Betreuung, sodass eine Resozialisierung deutlich erschwert wird. Solange der IS jedoch Kinder als Soldaten missbraucht, ist der Kampf um die Rückeroberung irakischer, vom IS-besetzter Städte, immer auch ein Krieg gegen eine Kinderarmee, die sich gegen ihre Instrumentalisierung als Soldaten nicht wehren kann.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel: Kampf um die IS-Hochburg Mossul – Das Schlimmste kommt erst noch; Artikel vom 30.01.17
  2. Frankfurter Allgemeine: Aus den Fängen des „IS“: Kindersoldat erzählt von seiner Flucht; Video vom 12.10.15
  3. Spiegel: Junge Selbstmordattentäter: Der IS prahlt mit seinen Kindersoldaten; Artikel vom 20.02.16
  4. Focus Online: 15-jähriger IS-Krieger: Wir wurden zum Kämpfen unter Drogen gezwungen; Artikel vom 23.10.14
  5. Blick: Schlacht gegen IS-Kindersoldaten; Artikel vom 17.10.16
  6. Huffington Post: „Wir sollten unsere Eltern töten“: Die schreckliche Realität der Kindersoldaten des IS; Artikel vom 13.01.16

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