Es mag neutral betrachtet faszinierend sein, wie Terrorgruppen an so viel Macht gelangen und sich teilweise sehr gut selbst finanzieren können. Macht entsteht nicht nur durch eine Ideologie, sondern auch mit der Intention, Angst zu verbreiten und somit Menschen an sich zu binden. Da dies nicht immer freiwillig geschieht, wird versucht, sich mit Gewalt Gehör zu verschaffen. Dazu werden Waffen gebraucht und diese werden oftmals durch Drogen finanziert.
In Afghanistan werden 90 Prozent des Opiums weltweit produziert1. Die Taliban machen sich diese Situation zu Nutze. Alle Gebiete, in denen Opium angebaut wird, werden von den Taliban oder anderen terroristischen Gruppen regiert2. Die Taliban unterstützen die Bauern finanziell und gewähren ihnen Schutz vor anderen radikalen Gruppen. Weigern sie sich, Opium anzubauen, droht ihnen Gewalt und teilweise der Tod. Die Taliban verdienen jährlich 400 Millionen US-Dollar mit dem Anbau, der Produktion und schließlich dem Verkauf von Opium3. Es wird geschätzt, dass etwa 60 Prozent des Taliban-Budgets aus dem Drogenhandel stammen4. Der Mediensprecher der Taliban, Asad Afghan, selbst gesteht, dass die Drogen für Waffen gebraucht werden, um Kämpfe gewinnen zu können. Er sagt in einem Interview mit einem BBC Korrespondent:
„Opium is our economic necessity, but we hate it as much as you do“ -Mediensprecher der Taliban
((BBC News: Taliban territory: Life in Afghanistan under the militants; Artikel vom 08.06.2017)). In Afghanistan macht das tödliche Dreieck zwischen Schmugglern, Terroristen und der korrupten Regierung es einfach, Drogen zu produzieren und mit diesen zu handeln5.
Die Farc, eine marxistische Terrorgruppe, hat jahrelang in Kolumbien Angst und Schrecken verbreitet. Die Gruppe stand in einem fast 60jährigen Bürgerkrieg. Nach und nach wandte sich die Farc von ihren eigentlichen politischen Zielen ab und sah sich immer mehr als eine kriminelle Organisation, welche sich den Profit als Ziel setzte. Das Friedensabkommen, das die Rebellengruppe mit der kolumbianischen Regierung ausgehandelt hat, betrifft auch den Rückzug aus dem Drogengeschäft und somit die Chance, sich durch diesen weiterhin finanzieren zu können. Das Ergebnis der Verhandlungen war vor einigen Jahren undenkbar. Die Farc werden als eines der größten Drogenkartelle Lateinamerikas gesehen. Kolumbien ist der weltweit größte Produzent von Kokain. Der Gewinn, der sich mit dem Drogengeschäft erwirtschaften ließ, wurde hauptsächlich in den Kauf von Waffen gesteckt, um mit diesen die Bevölkerung kontrollieren und die Regierung bekämpfen zu können6.Die Farc ist auch bekannt für ihre zahlreichen Entführungen, welche nur möglich waren, weil sie militärisch gut ausgerüstet ist. Die kolumbianische Regierung hatte in den ländlichen Gebieten kaum Handlungsfähigkeit, das wiederum stärkte die Farc – und das Geschäft mit den Drogen florierte und somit auch die Macht. Seit dem Friedensabkommen hat die Farc sich fast komplett aus dem Drogengeschäft zurück gezogen und auch der Besitz von Waffen ist geschrumpft, da diese nach und nach bei der Regierung abgegeben werden7.
Es wird vermutet, dass auch der islamische Staat sich durch den Handel von Drogen finanziert. Der IS soll mit der italienischen Mafia zusammenarbeiten und die illegalen Substanzen über Nordafrika nach Italien schmuggeln, um sie dort dann schließlich an kriminelle Netzwerke weiter zu verkaufen. Weitere bekannte Einnahmequellen sind Verkauf von Erdöl, die Plünderung besetzter Gebiete und ihrer Bewohner, Handel mit Beutekunst, Lösegelderpressungen und Spenden von Sympathisanten8.
Es ist nicht verwunderlich, dass auch der IS sich durch den Drogenhandel finanziert, da Terror und Drogenhandel oftmals Hand in Hand gehen9. Terroristische Gruppen weltweit verschaffen sich mittels des Drogenhandels Kapital, um ihre Ideologien mit Hilfe von Waffen manifestieren zu können. Häufig dienen Drogen nur der reinen Geldbeschaffung, können aber auch wie beim IS oder der Farc einen weiteren Vorteil für die Gruppe selbst haben: Mitglieder werden unter Drogen gesetzt, um sie für die jeweilige Ideologie zu begeistern oder ihre Hemmschwelle bei der grausamen Vorgehensweise herunter zu setzen10.
- BBC News: Taliban territory: Life in Afghanistan under the militants; Artikel vom 08.06.2017 [↩]
- Voa news: UN Reports Increased in Afghan Opium Poppy Cultivation Area; Artikel vom 19.05.2017 [↩]
- The Dipolmat: How Opium Fuels the Taliban’s war machine in Afghanistan; Artikel vom 28.10.2016 [↩]
- Voa news: UN Reports Increased in Afghan Opium Poppy Cultivation Area; Artikel vom 19.05.2017 [↩]
- Voa news : Afganistan’s deadly poppy harvest on the rise again; Artikel vom 16.05.2017 [↩]
- Stern: Wer ist die Farc?; Artikel vom 03.03.2008 [↩]
- Luzerner Zeitung: Anbau von Koka nimmt zu; Artikel vom 20.05.2017 [↩]
- Spiegel online: Die Beute- Ökonomie; Artikel vom 23.11.2015 [↩]
- Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Drogenhandel: Italienische Mafia arbeitet mit IS zusammen; Artikel vom 27.05.2016 [↩]
- Frankfurter Allgemeine: Offene Hand und geballte Faust; Artikel vom 20.12.2015 [↩]