USA – Drogenabhängige leiden besonders unter Hurrikan-Saison

Der Süden der USA kämpft derzeit mit massiven Wirbelstürmen und ihren Folgen. Die Hurrikan-Saison ist in vollem Gange. Hurrikan „Harvey“ hat in Texas für enorme Überschwemmungen gesorgt, „Irma“ hat in Florida viele Häuser und weite Teile der Infrastruktur zerstört.

Eine Gruppe von Menschen muss in diesen Tagen ganz besonders hart kämpfen: Drogenabhängige. Während sich ganz Miami auf Hurrikan Irma vorbereitete, wurden im Stadtviertel Overtown neue Spritzen an Heroinsüchtige verteilt. Patienten auf Drogenentzug besorgten sich kurzfristig noch die nötigen Rationen an Medikamenten, um die nächsten Tage zu überstehen.

Manche Gruppen von Menschen laufen Gefahr, in solchen Extremsituationen vergessen zu werden. Prioritäten verschieben sich. Derartige Naturkatastrophen können bei psychisch-labilen Personen besonderen Stress auslösen. Überdosierung und Rückfälle sind da keine Seltenheit. In der Vergangenheit wurden Abhängige von Behörden und Gesellschaft nicht angemessen umsorgt.

Während der verheerenden Wirbelstürme Katrina und Sandy riskierten einige Drogensüchtige ihr Leben, indem sie nicht an Evakuierungsmaßnahmen teilnahmen, um in der Nähe ihrer Dealer zu bleiben. Viele mieden auch die Gesellschaft von anderen Menschen, die in Sammelunterbringungen unvermeidlich gewesen wäre. Oft suchten sie die Gesellschaft von anderen Süchtigen und teilten sich Spritzen. Die Gefahr, sich mit Krankheiten wie HIV oder Hepatitis anzustecken, war dementsprechend erhöht.1

Aber auch Patienten, die sich bereits in Entzugskliniken befanden, mussten abrupt ihre Behandlung aussetzen, da Krankenhäuser evakuiert werden mussten oder der Strom ausfiel. Alternative Behandlungsverfahren konnten nicht gewährleistet werden. Daraufhin besorgten sich einige „Ersatz“ auf der Straße und wurden rückfällig. Stürme können für Abhängige verhängnisvoll werden, da sie die Routine der Menschen unterbrechen.

Auch wenn Drogenabhängigkeit noch immer stark stigmatisiert ist, wird inzwischen mehr getan, um Menschen in diesen Tagen zu versorgen. Mittlerweile müssen Kliniken Notfallpläne für solche Szenarien bereit halten. Der Staat Florida hat den Kliniken Methadon-Rationen für fünf Tage im Voraus gestellt. Jedoch sind vielerorts Menschen durch Überflutung vom öffentlichen Leben abgeschnitten und Krankenhäuser somit nicht erreichbar.

Der Zusammenhang von Naturkatastrophen und Drogenmissbrauch erschließt sich nicht jedermann sofort. Vielleicht wäre es aber gerade an dieser Stelle nötig, über die Dekriminalisierung von Drogenabhängigen nachzudenken. Wenn Abhängige sich nicht evakuieren lassen wollen, um in der Nähe ihres Stoffs zu bleiben, läuft etwas grundsätzlich falsch. Sie riskieren ihr Leben, weil sie sich nicht in die Öffentlichkeit begeben wollen. Dort fühlen sie sich nicht angenommen. Vielleicht können die Wirbelstürme tatsächlich diese Debatte anstoßen.2

  1. ABC News: Hurricanes drive addiction into public square; nicht mehr verfügbar []
  2. Vox: They were opioid addicts on their way to recovery. Then the hurricane hit.; Artikel vom 11.09.17 []
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