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USA: Wieso Trumps Mauer die Opioid-Krise nicht lösen wird

Bei Drogenmissbrauch denken die Meisten sofort an perspektivlose Menschen aus sozialen Brennpunkten. Auch in Amerika werden Schwarze oft als Drogenabhängige und Latinos als Drogendealer stigmatisiert. US-Präsident Donald Trump benutzt eine solche Rhetorik seit seinem Präsidentschaftswahlkampf. Diese trieb er bis zu seinem größten Wahlversprechen der großen Mauer zwischen Amerika und Mexiko voran. Doch Amerika überrollt im Moment eine Opioid-Krise, die vor allem Menschen aus Vorstädten, die oft zur weißen Mittelkasse von Amerika gehören, betrifft. Heute bilden Weiße aus allen Schichten der Gesellschaft die Gruppe mit den meisten Heroinabhängigen in den USA. Das heißt, dass Drogenprobleme nicht nur unter der Afro-amerikanischen und Latino-Bevölkerung verbreitet sind. | Bild: © n.v.

Bei Drogenmissbrauch denken die Meisten sofort an perspektivlose Menschen aus sozialen Brennpunkten. Auch in Amerika werden Schwarze oft als Drogenabhängige und Latinos als Drogendealer stigmatisiert. US-Präsident Donald Trump benutzt eine solche Rhetorik seit seinem Präsidentschaftswahlkampf. Diese trieb er bis zu seinem größten Wahlversprechen der großen Mauer zwischen Amerika und Mexiko voran. Doch Amerika überrollt im Moment eine Opioid-Krise, die vor allem Menschen aus Vorstädten, die oft zur weißen Mittelkasse von Amerika gehören, betrifft. Heute bilden Weiße aus allen Schichten der Gesellschaft die Gruppe mit den meisten Heroinabhängigen in den USA. Das heißt, dass Drogenprobleme nicht nur unter der afroamerikanischen und Latino-Bevölkerung verbreitet sind.

Das Epizentrum der amerikanischen Heroin-Krise ist die Kleinstadt Huntington in West Virginia. Von 100.000 Einwohnern sind 1.400 abhängig von Opiaten. 2016 spritzte sich dort im Schnitt alle sieben Stunden ein Drogenabhängiger eine Überdosis und der traurige Höhepunkt waren 26 Überdosen innerhalb von nur dreieinhalb Stunden. Diese Zahlen stehen symbolhaft für eine Krise, die ganz Amerika erfasst hat. 1) 2) 3)

Der Ursprung der massiven Heroinprobleme Amerikas findet sich in den 90ern. Damals propagierten die Pharmaindustrie und Ärzte, opioide Schmerzmittel wie zum Beispiel Oxycodon seien nicht gefährlich und könnten bedenkenlos eingenommen werden, ohne dass die Patienten in eine Abhängigkeit geraten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Viele tausend Amerikaner wurden medikamentenabhängig und noch heute gibt es jeden Tag 650.000 Neuverschreibungen solcher Opioidanalgetika, von denen durchschnittlich 4000 Patienten in die Sucht stürzen. Einmal süchtig, wird vielen das Oxycodon oder Codein zu teuer. Das Ausweichmittel Nummer 1 unter Abhängigen: Heroin. Das ist billiger und schüttet zudem wesentlich mehr Dopamin aus. Man sieht, die Sucht nach Heroin hat ihre Wurzeln nicht in mexikanischen Drogenkartellen. Nein, das Problem ist vom amerikanischen Gesundheitssystem hausgemacht, das mit der Verschreibung dieser Medikamente immer noch ein Vermögen verdient. Die Drogenbosse sind natürlich nicht unschuldig. Sie sehen ihre Chance aufgrund der steigenden Nachfrage und nutzen die Krise geschickt für ihre Zwecke aus. Auch im Drogengeschäft gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. 4) 5)

Nun kommt Donalds Trump Wahlversprechen ins Spiel. Der Bau einer Grenzmauer sei gut für Amerika und Mexiko. Er versicherte, wie sehr er die Menschen in Mexiko respektiere, und dass er sicher sei, dass die Mauer auch für Mexiko gut und wichtig sei. Zunächst bezweifeln viele den eigentlichen Nutzen der Grenzmauer. Und außerdem verallgemeinert Trump gern im Zusammenhang mit Mexikanern und spricht von Kriminellen, die vergewaltigen und Drogen in die USA schleusen. An Respekt gegenüber Lateinamerikanern mangelt es dem Präsidenten erheblich. Dabei klammert der US-Präsident offenbar aus, dass die Ursachen für die gewaltige Opioid-Krise seines Landes nicht im Ausland zu finden sind, sondern in seinem Land entstehen. Und dass Amerika selbst, durch seinen Drogenkonsum, den Ländern wie Mexiko erheblichen Schaden zufügt, scheint der Präsident komplett zu ignorieren. Viele der Waffen, mit denen die Drogenkartelle ihre Gewaltherrschaft in Mexiko und in der mexikanisch amerikanischen Grenzzone sichern, kommen ursprünglich aus den USA. Bezahlt werden diese aus den Einnahmen, die der Drogenhandel vor allem im Hauptabnehmerland, den Vereinigten Staaten von Amerika, abwirft. Somit helfen die USA nicht nur, Drogen ins eigene Land zu spülen, sondern sie tragen auch dazu bei, unschuldige Mexikaner durch die Waffengewalt der großen Drogenkartelle zu unterdrücken. Dass diese Mexikaner in einem solchen Land nicht mehr leben wollen und können ist nachvollziehbar. Hillary Clinton sagte einmal in ihrer Funktion als ehemalige Außenministerin: „Unsere unersättliche Nachfrage nach Drogen nährt den Drogenhandel. Unsere Unfähigkeit, den Waffenschmuggel über die Grenze zu unterbinden, führt zum Tod von Polizisten, Soldaten und Zivilisten.“ Die Mauer, die Donald Trump bauen möchte, greift nicht an den Ursachen für die amerikanischen Probleme mit mexikanischen Flüchtlingen und dem Drogenhandel, sondern tut so, als ob diese gar nicht existieren. Und solange die Nachfrage an Drogen in Amerika nicht nachlässt, wird auch solch eine Mauer den Drogenschmuggel Richtung Huntington in West Virginia nicht stoppen können. 6) 7) 8)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung: Amerika wird von einer Welle aus Drogen und Tod überspült; Artikel vom 25.12.16
  2. Frankfurter Allgemeine: Überleben in Amerikas „Heroin-Hauptstadt“; Artikel vom 12.05.17
  3. Youtube: HEROIN: Born Addicted, Home town Heroin; Video vom 20.01.17
  4. Süddeutsche Zeitung: Zahl der Drogentoten steigt; Artikel vom 09.12.17
  5. Youtube: Smack in Suburbia | America’s Heroin Crisis; Video vom 30.08.16
  6. NTV: Die Grenze zwischen Amerika und Mexiko; Artikel vom 17.04.09
  7. CNN: Report: Many weapons used by Mexican drug gangs originate in U.S.; Artikel vom 14.06.11
  8. The Washington Post: Why Mexico’s drug cartels love America’s gun laws; Artikel vom 14.01.16

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