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Honduras: erneute Entdeckung eines Kokafelds – Wandel vom Transitland zum Produzenten?

Honduranische Sicherheitskräfte haben Anfang April in Los Tamales, an der Grenze der beiden Departamentos Olancho und Colón, ein etwa 14 Hektar großes Kokafeld beschlagnahmt. Es handelt sich dabei um den größten Fund dieser Art in der Geschichte des Landes. Darüber hinaus konnte ein zur Weiterverarbeitung der Kokablätter bestimmtes Labor sichergestellt werden. Carlos Morazan, ein Sprecher des honduranischen Generalstaatsanwalts, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Kokainproduktion in der 320 Kilometer östlich der Hauptstadt Tegucigalpa gelegenen Gemeinde in vollem Gang gewesen sei. | Bild: © n.v.

Honduranische Sicherheitskräfte haben Anfang April in Los Tamales, an der Grenze der beiden Departamentos Olancho und Colón, ein etwa 14 Hektar großes Kokafeld beschlagnahmt. Es handelt sich dabei um den größten Fund dieser Art in der Geschichte des Landes. Darüber hinaus konnte ein zur Weiterverarbeitung der Kokablätter bestimmtes Labor sichergestellt werden. Carlos Morazan, ein Sprecher des honduranischen Generalstaatsanwalts, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Kokainproduktion in der 320 Kilometer östlich der Hauptstadt Tegucigalpa gelegenen Gemeinde in vollem Gang gewesen sei. Staatliche Stellen gaben La Prenza zufolge an, dass die Kokapflanzen einer kriminellen Gruppe aus Kolumbien gehören würden. Sie wollten möglicherweise testen, ob die geographischen und klimatischen Gegebenheiten des Gebiets sich für den Anbau von Koka eignen würden. 1) 2)

Beim Fund in Los Tamales handelt es sich um keinen Einzelfall. Bereits letztes Jahr im Mai war die DLCN ebenfalls in Olancho auf ein etwa 4 Hektar großes Kokafeld und ein Kokainlabor gestoßen. Zwei kolumbianische Ingenieure hatten einige Honduraner als Gehilfen angeheuert und nach ersten erfolgreichen Anbauversuchen mit der Produktion von Kokain begonnen. Auch in anderen Teilen des Landes, darunter die Departamentos Copán, Colón, Comayagua und Yoro, wurden Berichten zufolge Kokafelder gesichtet. 3) 4)

Honduras hatte bislang vor allem den Status eines wichtigen Transitstaats für Kokain aus den Anbauländern in Südamerika auf dem Weg in die USA inne. Bei der Produktion der Droge hingegen spielte das Land bisher keine Rolle. Dass nun innerhalb eines Jahres zum wiederholten Male ein größeres Kokafeld entdeckt wurde, wirft in jedem Fall Fragen auf. 2)

Besonders der Umstand, dass in beiden Fällen Kolumbianer die Drahtzieher hinter der Kokainproduktion waren, könnte darauf hin deuten, dass kriminelle Gruppen aus dem Andenstaat sich verstärkt für Honduras interessieren. In einem Beitrag für InSight Crime schreibt James Bargent, dass es sich bei einer möglichen Expansion in das zentralamerikanische Land um eine langfristig angelegte Strategie handeln könnte. Obwohl die Kokainproduktion in Kolumbien boomt und zuletzt Rekordwerte erreichte, hätten die kolumbianischen Drogennetzwerke mehrere mögliche Gründe, um zukünftig in den Kokaanbau in Honduras zu investieren. 4)

Die unter dem Druck der USA vorangetriebene Eradikationskampagne der kolumbianischen Regierung, in deren Rahmen dieses Jahr 65.000 Hektar an Kokapflanzen vom Militär und der Polizei ausgerissen werden sollen, könnte den Drogennetzwerken in Zukunft immer mehr Probleme machen. Im Gegensatz zu Honduras hat Kolumbien die notwendige Infrastruktur und materielle Ausstattung, um effektiv Kokafelder entdecken und überwachen zu können. Darüber hinaus liegt das zentralamerikanische Land näher an Mexiko und den USA, was den logistischen Aufwand und die Kosten für den Schmuggel des Kokains senkt. Außerdem sind viele ländliche Regionen in Honduras, wie das Gebiet um Los Tamales, abgeschieden und schwer zugänglich. Der Staat hat dort nur wenig Präsenz, was die Kultivierung illegaler Pflanzen erheblich erleichtert. Auch die schwachen Institutionen sowie die weit verbreitete Korruption würden sich als Vorteil erweisen. 4) 5)

Doch ob das wirklich der Beginn einer neuen Entwicklung in Honduras ist, bleibt offen. Victoria Dittmar schreibt in einem Artikel für InSight Crime, dass es bislang eher so aussehe, als würden kriminelle Gruppen im zentralamerikanischen Land lediglich mit dem Anbau von Koka experimentieren. Große Kokafelder wie jenes in Los Tamales seien ein Risiko, weil mit ihrer Entdeckung durch Sicherheitskräfte immer auch ein hoher Verlust einhergehe. Auch der Aufbau von Kokainlaboren sei bisher nur in einem kleinen Umfang vorangetrieben worden. Es sei deshalb noch zu früh, um zu konstatieren, ob die Kokainproduktion in Honduras bereits bedeutende Ausmaße erreicht habe oder in Zukunft jemals erreichen werde. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSight Crime: Honduras Finds Another Coca Farm in Organized Crime Stronghold; Artikel vom 17.04.18
  2. Reuters: Honduras coca raid signals shift to cocaine production, authorities say; Artikel vom 11.04.18
  3. InSight Crime: Coca Plantation ‚Experiment‘ in Honduras Raises Eyebrwos; Artikel vom 26.05.17
  4. InSight Crime: Are Colombians Spreading the Coca Curse to Honduras?; Artikel vom 13.07.17
  5. The Economist: Colombia’s two anti-coca strategies are at war with each other; Artikel vom 20.02.18

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