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Verschlechterung der Sicherheitslage an der Grenze zu Kolumbien: Ecuador will mit USA bei Sicherheitspolitik wieder zusammenarbeiten

Ende April haben der inzwischen zurückgetretene ecuadorianische Innenminister César Navas und der US-Botschafter in Ecuador, Todd Chapman, eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit in sicherheitspolitischen Fragen zwischen ihren beiden Ländern unterzeichnet. Die Anti-Drogenbehörde DEA und die Zoll- und Polizeibehörde ICE sollen mit ecuadorianischen Behörden in Zukunft verstärkt Informationen und Erfahrungen austauschen. | Bild: © n.v.

Ende April haben der inzwischen zurückgetretene ecuadorianische Innenminister César Navas und der US-Botschafter in Ecuador, Todd Chapman, eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit in sicherheitspolitischen Fragen zwischen ihren beiden Ländern unterzeichnet. Die Anti-Drogenbehörde DEA und die Zoll- und Polizeibehörde ICE sollen mit ihren ecuadorianischen Partnern in Zukunft verstärkt Informationen und Erfahrungen austauschen. Ziel der Kooperation ist die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, speziell des Drogen-, Waffen-, und Menschenhandels. Mit weiteren Ländern wie Mexiko, Spanien und Großbritannien will die ecuadorianische Regierung in nächster Zeit ebenfalls ähnliche Vereinbarungen abschließen. 1) 2) 3)

Ecuador hatte bis 2014 bereits einmal viele Jahre lang mit den USA in Sachen Sicherheitspolitik kooperiert. Doch nachdem Ex-Präsident Rafael Correa sich beschwert hatte, dass sich zu viele Angehörige des US-Militärs in Ecuador aufhalten würden und in der Folge 20 Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums ausreisen mussten, wurde auch die Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für Sicherheit der US-Botschaft und der ecuadorianischen Regierung beendet. 4) 1) 5)

Begründet wird die neuerliche Kooperation mit den immer weiter zunehmenden Spannungen an der ecuadorianisch-kolumbianischen Grenze. Seit Anfang des Jahres verschlechtert sich die dortige Sicherheitslage stetig. Im Januar wurden bei der Explosion einer Autobombe 23 Menschen verletzt, im März tötete eine Bombe 20 Soldaten. 1) 6)

Zuletzt wurden Ende März drei Mitarbeiter der ecuadorianischen Tageszeitung El Comercio – der Reporter Javier Ortega, der Fotograf Paúl Rivas und ihr Fahrer Efraín Segarra – in der Provinz Esmeraldas an der Grenze zu Kolumbien von der Oliver Sinisterra Front um den FARC-Dissidenten Walter Arizala Vernaza, alias „Guacho“, verschleppt. Die Verhandlungen der ecuadorianischen Regierung mit den Entführern erwiesen sich als erfolglos. Mitte April gab der ecuadorianische Präsident  Lenín Moreno bekannt, seine drei Landsleute seien ermordet worden. 7) 8)

Innenminister Navas und Verteidigungsminister Patricio Zambrano erklärten – wenige Stunden nach der Unterzeichnung der Vereinbarung mit den USA – ihren Rücktritt, nachdem eine zehntägige Frist, die Moreno ihnen gegeben hatte, um „Guacho“ ausfindig zu machen, verstrichen war. Beiden werden, wie auch Außenministerin Maria Fernanda Espinosa, Versäumnisse im Zusammenhang mit den Mordfällen vorgeworfen. 9) 10) 11) 1)

Zudem entführte die Gruppe um „Guacho“, der Schätzungen des ecuadorianischen Militärs zufolge 70 bis 80 ehemalige FARC-Guerilleros angehören, die sich dem Friedensvertrag mit der kolumbianischen Regierung widersetzen und ihre Waffen nicht niedergelegt haben, kurz nach der Ermordung des Reporterteams ein junges Paar aus Ecuador. In einem Video, das die Kidnapper der ecuadorianischen Regierung zuschickten, sieht man einen Mann und eine Frau, die Moreno um Hilfe anflehen. Die beiden wurden später als Oscar Villacís und Katty Velasco identifiziert. 2) 9)

Zurückzuführen ist die schlechte Sicherheitslage vor allem auf Kämpfe zwischen verschiedenen kriminellen Gruppen, darunter auch dissidente FARC-Fraktionen wie jene um „Guacho“, die um die Vorherrschaft über Drogenschmuggelrouten ringen. Ecuador ist ein wichtiges Transitland für Kokain aus den benachbarten Peru und Kolumbien. Die Droge wird über die durchlässigen Grenzen transportiert und anschließend in Richtung USA und Europa verschifft. Speziell der Hafen in Guayaquil hat sich in den letzten Jahren zu einem Schlüsselkorridor für Kokain aus den Anbaugebieten in den südlichen kolumbianischen Departamentos wie Nariño, Putumayo oder Cáquetá auf dem Weg nach Europa entwickelt. Allein letztes Jahr konnten die ecuadorianischen Behörden dort 13,5 Tonnen der Droge sicherstellen. 6) 5) 12)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Amerika 21: Gemeinsame Sicherheitspolitik von Ecuador und USA; Artikel vom 05.05.18
  2. Telesur: Ecuador Signs Security Deal with US, Military Presence Expected; Artikel vom 26.04.18
  3. andes.info: Ecuador and the US sign agreement to fight against transnational crime; nicht mehr verfügbar
  4. The Guardian: Ecuador expels US military staff; Artikel vom 25.04.14
  5. United States Department of State: International Narcotics Control Strategy Report Volume 1 – Ecuador; veröffentlicht im März 2018
  6. CNN en Español: Qué pasa en la frontera entre Colombia y Ecuador?, veröffentlicht am 18.04.18
  7. Amerika 21: Ecuador: Drei Journalisten an Grenze zu Kolumbien entführt; Artikel vom 01.04.18
  8. Deutsche Welle: Ecuadorianisches Reporterteam von Rebellen ermordet; Artikel vom 13.04.18
  9. Deutsche Welle: Ecuador: Zwei Minister treten wegen Krise an der Grenze zurück; Artikel vom 28.04.18
  10. Latin America Herald Tribune: Border Crisis Forces Ecuadorian Interior and Defense Ministers to Resign; Stand 08.05.18
  11. BBC: Fresh kidnapping by dissident rebel group rocks Ecuador; Artikel vom 17.04.18
  12. InSight Crime: European Cocaine Seizures Hint at New Possibilities for Colombia Traffickers; Artikel vom 19.01.18

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