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Honduras: Gewalt und Menschenrechtsverletzungen durch Schlüsselrolle im internationalen Drogenhandel

Kokain Kolumbien

| Bild: © (c) Pkripper503 - Dreamstime

Honduranische Behörden haben vor etwa zwei Wochen fünf Flugzeuge beschlagnahmt, mit denen über eine Schmuggelroute in der Region La Mosquitia, die als Teil des an Nicaragua angrenzenden Departamentos Gracias a Dios zur Misikitoküste gezählt wird, Kokain transportiert worden sein soll. Am 8 .Juni stießen Sicherheitskräfte auf zwei voll funktionsfähige Flugzeuge und einen in der Nähe gelegenen illegalen Landeplatz, zwei Tage später entdeckten sie die Überreste drei weiterer Maschinen, die bereits verbrannt und verscharrt worden waren. In beiden Fällen sollen sie von kriminellen Gruppen benutzt worden sein, die in Südamerika produziertes Kokain in die USA schmuggeln wollten. 1)

Honduras ist ein wichtiges Transitland im internationalen Drogenhandel. Vor allem aus der Andenregion stammendes Kokain wird hier zwischengelagert und für den Weiterversand Richtung Norden tauglich gemacht. In den letzten Jahren ist laut US-Angaben die Menge des weißen Pulvers, das das zentralamerikanische Land passiert, zwar etwas gesunken. InSight Crime zufolge durchqueren Honduras jährlich aber weiterhin konstant zwischen 140 und 300 Tonnen des Rauschgifts. 2) 3)

Speziell durch La Mosquitia verlaufen wegen der Abgeschiedenheit der Region und der in vielen Fällen nicht vorhandenen Präsenz des Staates zahlreiche Schmuggelrouten. Das Kokain wird hier schon seit einigen Jahren insbesondere mit der Hilfe von Flugzeugen transportiert. Honduranische Behörden hatten zwar 2014 berichtet, dass sie aufgrund des Erwerbs von neuer Radartechnologie sowie eines Gesetzes, das dem Militär erlaubt, in manchen Fällen verdächtige Flugzeuge abzuschießen, den Kokainhandel in der Luft zum Erliegen gebracht hätten. Doch dieses Jahr haben Sicherheitskräfte in Honduras bereits zehn Flugzeuge, die genutzt wurden, um Drogen zu schmuggeln, entdeckt. Dem Land kommt nach wie vor eine entscheidende Rolle im internationalen Drogenhandel zu. 3)

Honduras hatte im Kokainhandel bereits in den 1980er Jahren eine Schlüsselrolle als Brücke zwischen den produzierenden Staaten in Südamerika und dem Hauptabnehmer USA inne. In den frühen 2000ern festigte sich schließlich die Macht der organisierten Kriminalität. Nachdem 2009 der amtierende Präsident Manuel Zelaya durch einen Militärputsch abgesetzt wurde, durchlief das Land eine Phase der politischen Instabilität. Mexikanische Drogenkartelle, die mittlerweile die gesamte Lieferkette kontrollierten und den Vertrieb in den USA übernommen hatten, nutzen die Situation genauso für kriminelle Gruppen aus Kolumbien für sich aus und schmuggelten, zusätzlich bedingt durch einen Produktionsboom in Südamerika, in den folgenden Jahren deutlich mehr Kokain durch Honduras. Geholfen wurde ihnen dabei von sogenannten „transportista“-Netzwerken, einheimische Familienclans, die nach dem Staatsstreich an Macht gewonnen hatten und ihren Einfluss nun ausbauten. Die Verbindungen der beiden größten dieser Clans, den Cachiros und Los Valle, reichten dabei bis in die höchsten Sphären der honduranischen Politik. Gegen Ex-Präsident Porfirio Lobo wird in diesem Zusammenhang bereits ermittelt, der amtierende Präsident Juan Orlando Hernández ist ebenfalls in den Fokus der Ermittler gerückt. 3) 4)

Mit dem Machtgewinn der organisierten Kriminalität nahm auch die Gewalt zu. 2011 stieg die Mordrate in Honduras auf 86 Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner, der zentralamerikanische Staat war das gefährlichste Land der Welt. Ein Teufelskreis aus Armut, Korruption, Ungleichheit und Instabilität ließ Gangs wie MS-13 und die 18th Street Gang erstarken, die in vielen Stadtvierteln für ein Klima der Angst sorgen. Sie kontrollieren lokale Drogenmärkte, herrschen über ganze Ortsteile und kommen zudem durch Entführungen, Erpressungen, Auftragsmorde, Menschenhandel und Überfälle an Geld. Im transnationalen Drogenhandel spielen sie aber eher eine untergeordnete Rolle, auch wenn sie teilweise anderen kriminellen Gruppen beim Kokainschmuggel behilflich sind. 3) 4) 2)

In den vergangenen Jahren konnte die honduranische Regierung einige wichtige Erfolge im Kampf gegen die organisierte Kriminalität und die Gewalt für sich verbuchen. Die Mordrate ging deutlich zurück und sank zuletzt auf etwa 43 Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner im Jahr 2017, zudem konnten mit der Verhaftung der Führungsriegen von Los Valle und der Cachiros 2013 respektive 2014 beide Gruppen deutlich geschwächt werden. Präsident Hernández setzt dabei aber genauso wie sein Vorgänger Porfirio Lobo auf Militarisierung und eine Politik der harten Hand. Die Gewalt konnte zwar gesenkt werden, Menschenrechtsverletzungen haben in Honduras aber zugenommen. Wegen der schwachen Justiz ist zudem die Aufklärungs- und Verurteilungsrate bei wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagten Polizisten und Soldaten praktisch gleich Null. Auch den anderen großen Problemen Armut, soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Korruption hat sich die Regierung bislang nicht effektiv angenommen. 3) 4) 5) 6) 7)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSight Crime: Is Honduras Losing the Fight Against Aerial Trafficking?; Artikel vom 12.07.18
  2. United States Department of State: International Narcotics Control Strategy Report – Volume 1; veröffentlicht im März 2018
  3. InSight Crime: Honduras Profile; Stand 10.11.17
  4. Stratfor Worldview: Honduras, From Banana Republic to Narco State; Artikel vom 12.02.17
  5. Reuters: Honduras murder rate fell by more than 25 percent in 2017: government; Artikel vom 02.01.18
  6. Telesur: Militarization in Honduras Causes Spike in Human Rights Abuses; Artikel vom 09.07.15
  7. Human Rights Watch: Honduras – Events of 2017; Stand 25.07.18

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