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Haiti: Kleine Insel- großer Drogentransitstaat

Im April 2017 wurde der haitianische Präsidentschaftskandidat der Wahlen 2006, Guy Philippe, wegen Unterstützung von Drogenschmuggel und Geldwäsche schuldig gesprochen. Seither sitzt er in Florida, USA, in Haft. Viele der Verantwortlichen im Staatsdienst Haitis sind in Korruption und Drogenhandel verstrickt. Der Inselstaat Haiti liegt in der Karibik und ist Nachbarland der Dominikanischen Republik. | Bild: © n.v.


Im April 2017 wurde der haitianische Präsidentschaftskandidat der Wahlen 2006, Guy Philippe, wegen Unterstützung von Drogenschmuggel und Geldwäsche schuldig gesprochen. Seither sitzt er in Florida, USA, in Haft 1). Viele der Verantwortlichen im Staatsdienst Haitis sind in Korruption und Drogenhandel verstrickt.

Der Inselstaat Haiti liegt in der Karibik und ist Nachbarland der Dominikanischen Republik. Diese zentrale geographische Lage zwischen Südamerika und den USA macht Haiti schon seit 1985 besonders attraktiv für den internationalen Drogenschmuggel- somit liegt die Insel genau auf der karibischen Drogenschmuggelroute. Zudem ist das Land geprägt von schwachen staatlichen Institutionen und politischer Instabilität sowie einem schlecht ausgeprägten Justizsystem. Das wiederum führt zu zunehmender Korruption, besonders unter den Politikern und Polizeibeamten. Zusammengefasst: Haiti fehlt ein Strafverfolgungsverfahren, dass den Drogenhandel eindämmen kann und ist geprägt von Korruption, deshalb ist das Land einer der Haupttransitstaaten für den internationalen Drogenschmuggel- besonders für den Handel von Kokain aus Kolumbien in die USA.

Die Anfälligkeit des Staatsapparates für Korruption kommt nicht von ungefähr. Im Jahr 2011 verhalfen Hillary und Bill Clinton dem Haitianer Michel „Sweet Mickey“ Martelly in das Amt des Präsidenten- und das, obwohl Letzterer bekannter Drogendealer und -konsument ist 2). Die USA spielt also eine entscheidende Rolle in der Untergrabung des Staatsapparates durch Drogenkartelle. Der heutige Präsident Jovenel Moïse wurde vom ehemaligen Präsidenten Martelly auf nicht nur legalen Wegen ins Amt erhoben. Martelly finanzierte eine zweijährige Kampagne für den neuen Präsidenten, die mehrere Millionen kostete. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Drogengelder in die Finanzierung flossen. So ist sowohl das Präsidentenamt als auch das Parlament stark von Kartellen unterwandert und somit ist der Einfluss der Drogenhändler in der Politik enorm, was wiederum den Schmuggel durch das Land vereinfacht.

So werden jährlich mehrere Tonnen Kokain über Haiti in die USA geschmuggelt. Auf einem Schiff, dass vorgab Zucker zu transportieren, konnten 2015 beispielsweise rund 800 Kilogramm Kokain und etwa 300 Kilogramm Heroin mit einem Gesamtwert in Höhe von 100 Millionen US- Dollar sichergestellt werden 3). Die Drogen werden meist mit privaten Schiffen oder per Flugzeug auf die Insel und anschließend weiter transportiert. Dabei ist vor allem der Schmuggel über den Seeweg weit verbreitet. Die Küstenwache hat jedoch nicht die nötigen Mittel, um einer angemessenen Kontrolle der Küstenregionen nachzukommen. Ein ähnliches Problem zeigt sich auch auf den Luftwegen: Die haitianische Luftwaffe hat keine Radargeräte, um die Dealer zu orten und auch der Patrouille des Luftraums wird nicht regelmäßig nachgegangen, weshalb die Drogentransporter praktisch frei auf einem der vielen kleinen Flughäfen der Insel landen können 4). Daneben ist vor allem die Korruption unter den Beamten ein großes Problem. So bestechen die Narcos Politiker und Polizisten mit viel Geld, um ihre Interessen durchsetzen zu können und den Schmuggel in die USA zu garantieren.

Die Folgen für das kleine Land sind weitreichend: Kriminalität und Gewalt sowie negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Port- au- Prince. Gerade die Armut sowie die drogenbedingte organisierte Gewalt durch Banden haben viele Haitianer dazu gezwungen nach Chile, Brasilien oder Mexiko zu flüchten 2).

Das Fazit: Die zentrale Lage sowie politische und korrumpierte Instabilität machten Haiti attraktiv für Drogenhändler. Der Drogenhandel wiederum destabilisierte den Inselstaat weiter, weswegen das kleine Land noch anfälliger für Drogenschmuggel wurde. Um den Teufelskreislauf also unterbrechen zu können, muss die Regierung Haitis stärker gegen den Drogenhandel und die Rolle des Landes als Transitstaat auf der Route in die USA vorgehen, um so langfristig die Sicherheit im Land wiederherzustellen. Würde also in den USA weniger Nachfrage bestehen, würde der Schmuggel über Haiti abnehmen und der Inselstaat könnte schneller für Stabilität sorgen, die dazu führen könnte, dass das Land weniger attraktiv für den internationalen Drogenschmuggel wird. Hier ist weiter anzuknüpfen: Die Menschen in Haiti glauben, dass Washington die Situation im Land zu verschulden hat. Daher hoffen sie auf die Unterstützung durch die USA im Kampf für Sicherheit und Stabilität 2). Unberechtigt ist diese Hoffnung gerade vor dem oben genannten Hintergrund nicht.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Miami Herald: Haiti’s Guy Philippe pleads guilty to accepting millions from cocaine smugglers; Artikel vom 24.04.207
  2. Global Research: Haiti, the Government- run Narco- state. Country at the Mercy of Drug- Dealers; Artikel vom 05.08.2018
  3. Miami Herald: How the DEA let one of Haiti’s biggest drug busts slip through their fingers; Artikel vom 17.08.2018
  4. Pinknoiz: Haiti; Aufgerufen am 24.09.2018

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