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Politische Instabilität in Guinea-Bissau ebnet den Weg für den Kokainhandel südamerikanischer Kartelle über Westafrika nach Europa | Bild: © Peter Kim - Dreamstime.com

Guinea-Bissau: Narco-Staat durch politische Instabilität

Politische Instabilität in Guinea-Bissau ebnet den Weg für den Kokainhandel südamerikanischer Kartelle über Westafrika nach EuropaPolitische Instabilität in Guinea-Bissau ebnet den Weg für den Kokainhandel südamerikanischer Kartelle über Westafrika nach Europa |  Bild:  © Peter Kim - Dreamstime.comPolitische Instabilität in Guinea-Bissau ebnet den Weg für den Kokainhandel südamerikanischer Kartelle über Westafrika nach Europa

Politische Instabilität in Guinea-Bissau ebnet den Weg für den Kokainhandel südamerikanischer Kartelle über Westafrika nach Europa | Bild: © Peter Kim - Dreamstime.com

Guinea-Bissau ist ein Land in Westafrika mit rund 1,8 Millionen Einwohnern. Seit der Unabhängigkeit von Portugal 1974 ist der instabile, junge Staat von ständigen politischen Krisen geprägt, häufig gepaart mit militärischen Interventionen. 2012 fand ein Militärputsch statt, der die folgenden Jahre innenpolitisch prägen sollte, doch ist das Land seit kurzem vergleichsweise stabil. Nun stehen im November die nächsten Parlamentswahlen in Guinea-Bissau an – der höchste Vertreter der Vereinten Nationen im Land, José Viegas Filho, betont deren Bedeutung. Im Zuge dessen bekräftigt er zudem die Wichtigkeit weitreichender Reformen, um einen Rückfall des Staates in politische und institutionelle Instabilität zu verhindern.12

Diese Instabilität, Armut und schwache staatliche Strukturen sowie Institutionen zogen südamerikanische Drogenkartelle an und machten Guinea-Bissau zu einem der wichtigsten afrikanischen Transitstaaten für Kokain auf dem Weg nach Europa – auch weil es sich mit nur fünf Tagen Schiffsreise geographisch relativ nah an Südamerika befindet. So erreichten 2012 jede Nacht schätzungsweise 800 bis 1000 Kilogramm der Droge das westafrikanische Land. Ein Viertel des gesamten in Westeuropa konsumierten Kokains – im Wert von 18 Milliarden Dollar – passiert laut Schätzungen Westafrika, der größte Teil davon Guinea-Bissau. Laut dem UNODC wurde um 2005 herum klar, dass Drogen in Milliardenhöhe durch Westafrika verschifft werden. Hunderte kommerzielle Luftkuriere wurden entdeckt, die Kokain von Westafrika nach Europa beförderten. Im Zuge dessen erhielt Guinea-Bissau den Titel „Narco-Staat“. Die UN begonnen ihre Arbeit mit Interpol und anderen Behörden 2008, um das Geschäft einzudämmen und hatten zumindest vordergründig Erfolg. Doch in Wirklichkeit verlagerte sich der Handel nur – auf die kleinen, unzugänglichen Inseln vor der Küste des Landes. Dort gibt es keine Sicherheitskräfte und die des Festlandes sind so schlecht ausgestattet, dass sie nicht einmal Boote besitzen, um die 80 Inseln kontrollieren zu können. Weitere notwendige Ressourcen wie Autos, Benzin oder Telefone fehlen. Von diesen Inseln sind nur 20 bewohnt, auf manchen gibt es Landebahnen für Kleinflugzeuge. Sie sind also ideal, um das Kokain auf andere Flugzeuge oder Schnellboote verladen zu können und so weiter nach Europa zu transportieren.345

Während dieser Hochzeit des Drogenhandels kam es politisch gesehen zu Staatsstreichen, Putschversuchen und sogar zur Ermordung eines Präsidenten. Dieses Vakuum konnte also gezielt von den südamerikanischen Kartellen gewinnbringend genutzt werden. Die Isolation Guinea-Bissaus und die Perspektivlosigkeit der Bevölkerung sind zudem Gründe, warum Drogenhändler in diese Gegend gelockt wurden und dort eine Blütezeit des westafrikanischen Drogenhandels erleben konnten. Und all diese Gründe haben sich – wenn überhaupt – wenig verändert. Von 2011 bis 2016 wurden im westafrikanischen Land 34.000 Kilogramm Kokain und 22.000 Kilogramm Marihuana beschlagnahmt. In den letzten Jahren scheint zwar der illegale Handel dank der Anti-Drogen-Politik der Vereinigten Staaten und der UN zu sinken, doch Armut und institutionelle Schwächen bleiben, sodass die Anfälligkeit gegenüber der Drogenindustrie fortbesteht. Aufgrund begrenzter Ressourcen ist zudem eine ständige Kontrolle nicht möglich, sodass zwangsläufig Überwachungslücken entstehen und Drogen das Land passieren.35

José Viegas Filho, der Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für Guinea-Bissau und Leiter des UN-Büros für integrierte Friedenskonsolidierung, fordert eine nachhaltige internationale Unterstützung der westafrikanischen Nation. Zwar hatten internationale Geldgeber 2015 mehr als eine Milliarde Euro zugesagt, um einen 10-Jahres-Entwicklungsplan zu unterstützen. Doch ist dessen Erfolg auch von der nun anstehenden Wahl geprägt. Projekte wie diese, die Touristen und Investoren anlocken sollen, sind essentiell für den Fortschritt Guinea-Bissaus und damit für Alternativen zum Drogenhandel. Das Land könnte so ein Musterbeispiel werden, und damit nicht länger eine Last für die internationale Gemeinschaft sein. Denn alle bisherigen Erfahrungen zeigen: Große Mengen an Drogen kommen immer dann ins Land, wenn es eine politische Krise gibt. Filho appelliert daher an alle internationalen Partner, politische, technische und finanzielle Unterstützung beizubehalten und zu verstärken, um den nationalen Institutionen während und nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu helfen und so für die nötige Stabilität zu sorgen, die auch auf lange Sicht den Drogenhandel verhindern wird.13

  1. UN News: Guinea-Bissau: Upcoming elections vital to prevent ‘relapse’ into instability, says UN envoy; Artikel vom 30.08.2018 [] []
  2. Wikipedia: Guinea-Bissau; Aufgerufen am 01.10.2018 []
  3. The Guardian: Guinea-Bissau struggles to end its role in global drugs trade; Artikel vom 07.01.2016 [] [] []
  4. Time: Guinea-Bissau: World’s First Narco-State; Aufgerufen am 01.10.2018 []
  5. Deutschlandfunk Kultur: Schnee über Afrika; Artikel vom 01.08.2011 [] []

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