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Afghanistan: Regierung kann Bauern keine sinnvolle Alternative zum Schlafmohnanbau bieten

Die Regierung in Afghanistan versucht schon seit längerem den Opiumbauern, eine sinnvolle Alternative zum Anbau von Schlafmohn zu geben. Obwohl diese aufgrund struktureller und organisatorischer Probleme nur langsam vorangeht, können bereits die ersten kleinen Erfolge verzeichnet werden. Neuestens wird die Safranproduktion, auch „rotes Gold“ genannt, immer mehr gefördert und vermarktet. Es wurden bereits 6.600 Arbeiter eingewiesen und insgesamt werden durch die neuen Betriebe 156.000 Menschen beschäftigt. Es ist ein kleiner Schritt, den Bauern dazu zu verhelfen, sich vom Schlafmohn abzuwenden. Es werden immer noch 263.000 Hektar Land für den Anbau der Pflanze verwendet. Afghanistan stellt 90 Prozent des weltweiten Opiums. Aufgrund der diesjährigen Dürre und Regenausfälle war der Schlafmohnertrag in den nördlichen und westlichen Gebieten nicht so umfangreich. 2017 soll die illegale Drogenwirtschaft für 354.000 Vollzeitjobs gesorgt haben, insbesondere für die Landbevölkerung. Obwohl die Regierung schon seit Jahren die öffentliche Meinung zu ändern versucht, sind nur 10 von 34 Provinzen bisher schlafmohnfrei. 1) 2) 3)

Opium ist neben Heroin und Morphin die meist gehandelte Droge in Afghanistan. Der Anbau von Schlafmohn und die Herstellung von Drogen ist eine wichtige Säule für die Wirtschaft des Landes. Drogenmafia sowie Bauern haben dadurch eine Einnahmequelle gefunden, mit der sie ihren Lebenshaushalt bzw. ihre kriminellen Aktivitäten finanzieren können. Mit dieser Erkenntnis wurde die Fläche um 63 Prozent erweitert (Stand 2017). Über die Hälfte der Bauern leben unter die Armutsgrenze, haben keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und Märkten. Die Beliebtheit unter den Bauern wächst mit jeder kleinen Summe, die sie durch die Pflanze erwirtschaften können. Im Süden bauen mittlerweile 85 Prozent der Bauern Schlafmohn an. Provinzen wie Urusgan, Helmand, Kandahar, Shinwari und Khogyani rücken in den Mittelpunkt des Handels. In diesen Gebieten hat die Regierung nur wenig Einfluss. Eine Studie zu dem Verhalten dieser Bauern eröffnet den Einblick auf deren Gründe für den Schlafmohnanbau. Die überwiegende Mehrheit nannte wirtschaftliche Gründe und Lebensmittelknappheit als Faktor. Opium wird auch für viele als Heilmittel benutzt und Mohnstroh und –samen fürs Kochen.  Die Anzahl der Anbauflächen wird immer größer, jedoch sind die Menschen auch den Witterungsbedingungen und der Drogenmafia ausgesetzt. Händler und Lieferanten überwinden Erntepleiten, indem sie große Mengen von Opium zwischen 10.000 und 15.000 Tonnen in Verstecken hinterlegen. 4) 5) 6)

Afghanistan hatte den höchsten Schlafmohnertrag in den Jahren 2013 (209.000 ha), 2014 (224.000 ha) und 2017 (328.000 ha). Die Opiumherstellung ist 2016-2017 von 4.800 Tonnen auf 9.000 Tonnen angestiegen. Damit die Drogen auch auf den Weltmarkt gelangen, sind drei Routen ausschlaggebend für ihren Transport. Zum einen ist die Balkanroute wichtig für den Bereich West- und Zentraleuropa. Die zweite Route geht durch Pakistan und Iran, damit Regionen wie Afrika, Südasien, die Golfregion, Nordamerika und Ozeanen versorgt werden können. Die letzte Route befindet sich im Süden und versorgt Zentralasien und die Russische Föderation mit Drogen. In der Russischen Föderation gab es in den letzten 5 Jahren bis zu 900 Beschlagnahmungen illegaler Substanzen – darunter auch Kokain, synthetische Drogen, jedoch überwiegend Heroin und Mohnstroh. 6)

Der stellvertretende Direktor von Europol, Will van Gemert, äußert sich in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Den Haag, dass der Drogenhandel in Europa boomt wie nie zuvor. In Europa sind 9000 Tote jedes Jahr auf Drogen zurückzuführen. Drogen sind eine sehr lukrative Einnahmequelle für viele Kriminelle und man schätzt, dass sie 24 Milliarden Euro im Jahr dadurch verdienen. Der UNODC Repräsentant, Mark Colhoun, erklärt, dass die niedrigen Preise von Heroin die Nachfrage weltweit noch zusätzlich fördern. Ebenso finanzieren sich terroristische Organisationen wie die Taliban damit und die Bauern sind weiterhin auf eine gute Ernte angewiesen. Es ist eine fatale Abhängigkeit, die die Farmer immer mehr in die Hände von kriminellen und terroristischen Organisationen treibt. Solange die Regierung es jedoch nicht schafft, lukrative Alternativen zum Schlafmohn anzubieten, wird sich daran auch weiterhin nichts ändern. 7) 8)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. RT: Red gold: Afghanistan’s booming & blooming saffron may become alternative to opium poppy trade; 12.12.2018
  2. Zeit: Opium-Produktion in Afghanistan wegen Dürre deutlich zurückgegangen; 19.11.2018
  3. Mail Online: Afghan opium producers hit hard by drought in 2018; 19.11.2018
  4. Qantara: Ein trauriger Rekord; 03.12.2018
  5. Qantara: A nice little earner – for everyone; 03.12.2018
  6. UNODC Report: Afghan Opiate Trafficking along the Northern Route; 21.06.2018
  7. Tiroler Tageszeitung: Milliarden-Umsatz: Drogen-Banden bedrohen Europa; 05.12.2018
  8. Daily News: Afghan Opium cultivation down by 20 percent; 12.11.2018

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